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Marlene Engelhorn: Geld

Ist unser Steuersystem gerecht? Ich glaube nicht, aber ich bin auch nicht reich. Marlene Engelhorn ist es – und sie gibt mir Recht.

Marlene Engelhorn über Geld
Marlene Engelhorn
Geld
978-3-218-01327-7
Kremayr & Scheriau
https://www.kremayr-scheriau.at

Mir kam der Name von Anfang an bekannt vor. Wo habe ich ihn denn schon gehört? Erst als ich in meiner beruflichen Vergangenheit kramte, wurde ich fündig. Engelhorn gründete die Badische Anilin und Soda-Fabrik, BASF, bei der ich früher gearbeitet habe. Im Friedrich Engelhorn-Haus war zumindest damals die Chemiezentrale untergebracht.

Marlene stammt also nicht aus ärmlichen Verhältnissen, studierte in Wien Germanistik und begann über Geld nachzudenken, als sie von ihrer hohen Erbschaft erfährt. Sie ist Mitbegründerin der Initiative „taxmenow“ und ihr Buch sollten all jene lesen, die noch an den amerikanischen Traum „vom Tellerwäscher zum Millionär“ glauben. Auch jene, die meinen, dass sich „Leistung lohnen muss“ sei diese Lektüre empfohlen.

Engelhorn entlarvt viele dieser netten Sprüche und zeigt auf, was wirklich dazu führt, reich zu werden. Wobei sie Reichtum ohne weiteres zu schätzen weiß, aber trotzdem findet, dass es Überreichtum gibt – und der sollte besteuert werden.

Auch dem Mäzenatentum würde Engelhorn gerne einen Riegel vorschieben – ich übrigens auch. So meint sie, daß die Philantropie, das Spenden genauso ein Machtspiel ist: 

„Hier zeigt sich eine bevormundende Art der Geldgebenden und eine Erwartungshaltung jenen gegenüber, die Geld bekommen – sie müssen liefern: seitenlange Anträge und Berichte, komplizierte Formulare, fesche Projekte, mit denen die Spendablen sich schmücken, obwohl sie konkret nichts dafür tun, als Geld zu überweisen.“

Auch Individualismus und Gemeinschaft wird von Engelhorn im Zusammenhang mit Geld betrachtet:

„Wenn wir den individuellen finanziellen Vorteil über den gesellschaftlichen Zusammenhalt stellen, dann haben wir eine Welt von Eigenbrötlern. Aber Geld als Mittel und Überreichtum als Extrem funktionieren nur im Umlauf und Vergleich. Sie brauchen den Rahmen einer Gruppe, die sich orndet; für einen Menschen allein sind sie irrelevant. Man kann Individualismus nur in einer Gemeinschaft predigen, die man für den eigenen Vorteil ausnutzen möchte.“

Ich habe hier nur zwei Punkte herausgenommen, viele andere in dem Buch sind interessant, machen es wert zu lesen. Es ist ein Plädoyer für mehr Gemeinschaft, weniger Individualität, für mehr Gerechtigkeit, mehr Transparenz und den Glauben, dass Wohlstand für alle möglich sein kann, wenn alle ihren Teil dazu beitragen.

Wie wäre es, wenn wir einige Ideen aufgreifen würden und sie mit unseren Politikern – egal ob rechts oder links – diskutieren würden. Mit einigen unserer Volksvertreter hat Marlene Engelhorn ja bereits diskutiert – leider mit wenig Erfolg. Aber es mangelt uns sowieso an neuen Ideen in der politischen Szene – wie wäre es denn mit einer Parteigründung?


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