Der Film vom Joachim A. Lang zeigt die Vorgehensweise und Geschichte einer der wichtigsten Helfer Hitlers: Joseph Goebbels. (Foto © Zeitsprung Pictures SWR Wild Bunch Germany, Stephan Pick)
Lange Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war es verpönt Propaganda zu betreiben. Selbst Werbung schrieb sich auf die Fahnen keine Propaganda sein zu wollen und einen überprüfbaren Wahrheitsgehalt zu kommunizieren. Diese Selbstbeschränkungen hatten einen guten Grund – die Propaganda – von Goebbels zur Hochform gebracht – sollte nie wieder Menschen verleiten, unsagbares Leid anzurichten und sich über andere auf Grund von Rasse zu erheben. In unseren Zeiten, in denen „Fake News“ an der Tagesordnung stehen, Andersdenkende als Gegner gesehen und mit Hasstiraden überschüttet werden und auch der Respekt in der politischen Auseinandersetzung fehlt, ist dieser Film eine wichtige Dokumentation wie Propaganda funktioniert.
Denn die Mechanismen sind heute wie damals die Gleichen. „Wahr ist, was uns nützt und berichtet wird, was wir wollen“ rückt auch heute wieder in den Vordergrund. In Zeiten des Umbruchs – und wir durchleben wieder eine – gibt es leider keine einfachen Lösungen. Die Propaganda kann sie aber schaffen: Es braucht einen Feind von außen – damals die Juden – er an allen Widrigkeiten schuld zu sein hat: Wir gegen die. Und klarer Weise sind WIR fleißiger, besser, intelligenter, arbeiten mehr, haben unseren Wohlstand verdient, usw. Und DIE wollen nur auf unsere Kosten leben.
Lang erzählt in seinem Film die Zeit vom Anschluss im März 1938 bis zum Mai 1945. Goebbels ist am vorläufigen Höhepunkt seiner Macht, die Zustimmung zur Politik Hitlers ist ebenfalls am Höhepunkt. Nun will der Diktator Krieg führen und braucht eine Änderung in der Meinungsbildung beim Volk, die Propaganda davor hatte den Frieden im Fokus gehabt. Goebbels ist damit vor eine schwere Aufgabe gestellt, denn so schnell wie der Führer es wünscht, lässt sich die Masse auch wieder nicht in ihrem Denken umswitchen. Es braucht Zeit und die hat Hitler und damit auch Goebbels nicht, der nun mit aller Gewalt versucht die Begeisterung für den Krieg im Volk zu schüren um sein Ansehen beim Führer wieder herzustellen.
Man muss zu härteren Mitteln greifen. Die Propaganda geht weit über Veröffentlichungen hinaus. Veranstaltungen werden beinhart durchgeplant – Goebbels bestimmt wer und wo gejubelt wird. Doch nicht nur das, das Attentat am deutschen Diplomaten Ernst vom Rath, der in Paris von einem 17jährigen Juden niedergeschossen wird und schließlich an den Schussverletzungen stirbt, ist für Goebbels ein willkommener Start für eine wahre Propagandaschlacht.
Mit Hilfe von SA und SS löst er das Novemberpogrom aus und deutet es als „gerechten Volkszorn“ gegen die Juden um. Die mediale Mobilmachung folgt, antisemitische Filme „Jud süß“ und „Der ewige Jude“, in deren Realisierung auch Hitler persönlich eingreift, werden gedreht. Massenveranstaltungen, wie die ins kleinste Detail geplante Siegesparade nach der Kapitulation Frankreichs werden durchgeführt. 1941 ist Goebbels auch wieder von Hitler anerkannt. Der Russlandfeldzug beginnt und die Massenmorde erreichen ihren Höhepunkt.
Noch einmal zeigt der Propagandaminister seine ganze Kunst. Nach der Niederlage von Stalingrad ruft Goebbels zum „totalen Krieg“ auf – und die Leute folgen ihm und Hitler. Doch die Lage wird immer aussichtloser, auch Goebbels weiß, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen ist. Nun geht es in der Propaganda nur mehr darum, sein Bild des Dritten Reiches zu hinterlassen.
Auch das Ende wird inszeniert: Nach dem Selbstmord Hitlers, ermorden seine Frau und er die Kinder und begehen dann ebenfalls Selbstmord.
Der Film zeigt deutlich die Mechanismen der Propaganda, die immer auch über das rein „wörtliche“ hinausreichen. Doch die Verunglimpfung, die Entmenschlichung, die Herabmachung des Gegners, dieses Grenzziehens zwischen DENEN und UNS ist ein wesentlicher Teil des Erfolges der Propaganda und dessen sollten wir uns bei aller politischer Gegnerschaft immer bewusst sein. Es scheint mir daher hoch an der Zeit von allen Akteuren Respekt und Mäßigung einzufordern.
Es sind nicht nur die fiktiven Gespräche und Szenen des Films, die betroffen machen, sondern auch die realen Szenen, die immer wieder in die Handlung eingeblendet werden. Dazu erzählen Zeitzeugen des Holocaust ihre Erinnerungen.
Beeindruckend auch die schauspielerischen Leistungen: Robert Stadlober als Joseph Goebbels, Franziska Weisz als seine Frau und Fritz Karl als Adolf Hitler.
Unbedingt sehenswert!