Im Hofratstrakt im Schloss Schönbrunn wird man in die magische Welt der Marionetten und der großen Oper entführt. Wir waren bei einer fantastischen Zauberflöte live dabei …
Manche glauben ja, Puppen- oder Marionettentheater sind nur für Kinder gemacht. Weit gefehlt. In Tschechien, dem Land, in dem die Tradition des Puppenspiels vielerorts (z.B. in Český Krumlov oder in Pilsen, der Stadt von Hurvínek und Spejbl) noch zu sehen ist, war das Puppenspiel immer auch eine Möglichkeit, theatermäßig und mehr oder weniger frech der Obrigkeit die Wahrheit ins Gesicht zu sagen und der Zensur zu entgehen.

Ich wusste aber nicht, wie lange das Marionettentheater auch schon in Österreich zu Hause ist. Bereits im Juli 1777 wurde beim Besuch des Kurfürst-Erzbischof von Trier, Clemens Wenzel von Sachsen, in Wien zu Ehren des Gastes das Marionettentheater des Fürsten Esterházy aufgeboten, das ganz ausgezeichnet bei den allerhöchsten Herrschaften ankam. Aber auch Goethe und Schiller dichteten für diese Kunstform, sogar Richard Wagner und Anatole France zeigten sich mit den Marionetten verbunden.

In dieser Tradition führen Christine Hierzer-Rideler und Werner Hierzer seit 1994 das Marionettentheater Schloss Schönbrunn.
Doch nun endlich zur Zauberflöte.
Diese Mozartoper bietet sich natürlich ganz besonders für ein Festival der Magie und des Zaubers an und beides haben wir bei der Aufführung wirklich genossen.

Da das Marionettentheater vielleicht ein bisschen versteckt im Hofratstrakt liegt, den ja nicht jeder kennt, gleich am Anfang die Wegbeschreibung: Einfach durch das Haupttor immer auf Schloss Schönbrunn und dann kurz davor auf der linken Seite durch die Rundbögen einfach der Nase nach gehen. Hier stehen dann auch die Wegweiser und auf der linken Seite sehen Sie bald danach das Marionettentheater mit seinen Flaggen davor. Treten Sie ein und lassen Sie sich verzaubern.

Schon am Eingang erwartet uns ein Bild vom „Wolferl" an der Tür und im kleinen Café, das auch einige Plätze davor im Freien bietet, kann man sich bei einem Kaffee oder einem Gläschen Wein auf die Vorstellung freuen.

Wer genügend Zeit hat, kann gleich in die Welt der Marionetten eintauchen und sich die kleine Ausstellung im Inneren ansehen. Hier stehen die Darsteller der unterschiedlichen Aufführungen und scheinen auf ihren Auftritt zu warten.

Aber auch wunderschöne Figurinen sind an der Wand zu sehen und man bekommt einige Informationen über die Herstellung der Marionetten.

Dann geht es gleich in den Zuschauerraum. Es ist ein kleines Theater, man fühlt sich gleich heimisch. Manche Sessel knarren ein wenig, wenn Zuschauer mit wenig Sitzfleisch im Saal sind. Doch man ist gleich in eine magische Welt versetzt. ..
Bei der kleinen Einführung in die Welt des Puppenspiels, die wir zur Begrüßung von Frau Hierzer-Riedler, der Prinzipalin der Theaters bekommen, kann man schon erahnen, dass es eine besondere Kunst ist, die Marionetten zum Leben zu erwecken.
Dann beginnt die Zauberflöte mit der Ouvertüre, der Vorgang geht auf und die große Schlange kriecht über die Bühne und versetzt Pamino in eine Ohnmacht. Schließlich der Auftritt von Papageno, dem Vogelfänger: die Puppe ist wunderschön und passt im Ausdruck des Gesichts und seinen Bewegungen punktgenau zur Figur. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht heraus, wie passend und variantenreich die Darstellung ist.

Ein bisschen ängstlich, ein bisschen großspurig, von den Bewegungen her einmal Mensch, einmal fast wie ein Vogel. Man glaubt es kaum, was man mit einer Marionette alles ausdrücken kann.

Die Auftritte der Königin der Nacht – Die Rache der Hölle ist ebenso deutlich zu spüren wie die Stimmakrobatik bei der Koloratur – fast wie in der Staatsoper. Da brauchen sich die kleinen Puppen vor den großen Stars nicht zu verstecken …

Das Bühnenbild nimmt Bezug auf den Spielort Schönbrunn: die Römische Ruine, der Tiergarten (köstlich die Auftritte des Affen, des Löwen und des Rad schlagenden Pfaus) und sein Pavillon, die Wege im Park sind zu sehen.
Nach ungefähr einer Stunde folgt dann eine Pause von ca. 15 Minuten – kein Gedränge an der Bar – sie bekommen in Ruhe ihr Getränk. Das Pausenende wird nicht von einer Klingel eingeleitet, sondern vom Glockenspiel des Papageno – also gut aufpassen.

Die Auftritte Sarastros begeistern mich ebenso wie jene der drei Damen oder der drei Knaben. Immer wieder sind kleine Gags eingebaut und es wäre Gerhard Tötschinger, der für die Inszenierung verantwortlich zeichnete, zu wünschen gewesen, diese Ideen auch auf einer großen Bühne umzusetzen. ..
Herrlich auch die Auftritte von Monostatos und seiner kleinen Gehilfen. Nicht zu vergessen das große Liebespaar Tamino und Pamina, die nicht nur gemeinsam die Prüfungen überstehen, sondern sich auch in „echter Liebe" zugetan sind. Bemerkenswert auch der Flöte spielende Tamino, wobei anzumerken ist, dass auch das Glöckchenspiel des Papageno dem nichts nachsteht. Selten so eine Genauigkeit der Bewegungen mit der Musik gesehen und gehört.
Die Musik, die natürlich vom „Band" kommen muss, schließlich können die Marionettenspieler nicht auch noch singen (das wäre auch durch die Körperhaltung beim Führen der Marionetten nicht möglich), war ausgezeichnet. Die Aufnahme stammt vom Failoni Orchestra Budapest, Kurt Rydl singt den Sarastro, Hellen Kwon die Königin der Nacht, Elisabeth Norberg-Schulz die Pamina, Herbert Lippert den Tamino. Lotte Leitner ist die Papagena und Georg Tichy singt den Papageno.

Zum Schluss zeigen sich noch die Puppenspieler kurz auf der Bühne und man ist überrascht wie groß ihre Köpfe im Vergleich zu den Marionetten sind. Auch so macht Oper Spaß und – das sollte man zumindest einmal erlebt haben.
Auf der Website www.marionettentheater.at findet ihr den Spielplan, die Beginnzeiten und auch die Ticketpreise. Außerdem kann man dort auch seine Karten online buchen.
Marionettentheater Schloss Schönbrunn
1130 Wien, Hofratstrakt
Tel: +43 1 817 32 47
www.marionettentheater.at