Ungarn ist reich an wunderschönen Naturlandschaften und Naturparks – denken wir nur an den Nationalpark Neusiedlersee, an die Hortóbagyer Puszta oder den Balaton.
Der Balaton, das Meer der Ungarn ist wohl der bekannteste See des Landes, aber kennt ihr den kleinen Balaton?
Geschichte
Der Balaton entstand vor ungefähr 15.000 Jahren durch Erosion. Man vermutet, dass das Becken durch Wind frei geweht wurde und in der Nähe der Stadt Keszthely bildeten sich mehrere kleine Seen, die sich miteinander verbanden und im Laufe von 5000 Jahren nach Nordosten ausweiteten.
Der Kis-Balaton war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine Bucht des Balaton mit einer weitläufigen Sumpfwelt, die bereits damals als natürlicher biologischer Filter fungierte. In der Bucht verkehrten sogar Dampfschiffe. Damals bestimmten die meteorologischen Verhältnisse den Wasserstand des Sees – das „Ungarische Meer“ konnte auch mit Hochwasser seine Strandgebiete überfluten. 1863 wurde das Bett des Sió ausgebaggert und eine Schleuse am Siókanal errichtet.
Das hatte zur Folge dass der Wasserspiegel sank, die höher liegenden Flächen des Kis-Balatons trockneten aus, versumpften und auch das anschließende Zala-Tal wurde allmählich trocken gelegt. Die Ablagerungen der Zala führten zur Vertorfung und es kam zur Abtrennung des Kleinen Balaton vom Hauptsee. Große Teile des alten Kis-Balaton verschwanden: von den 60 km2 Wasserfläche blieb nur ein halber km2 übrig, damit ging allerdings auch die Filterfunktion des früheren Gebietes verloren. Außerdem waren die berühmten Reiherkolonien stark bedroht.
Der Balaton begann ab Mitte des 20. Jahrhunderts zu verschlicken und verlor sein biologisches Gleichgewicht. Die starke landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebietes der Zala äußerte sich in der schlechten Wasserqualität vor allem in der flachen Bucht von Keszthely, hier kam es 1966 zu einer Blaualgenblüte, obwohl die Reste des Kis-Balatons bereits 1952 unter Naturschutz standen.
1976 begann man mit der Renaturierung des Kleinen Balaton, um die natürliche Filterfunktion wieder herzustellen. Die ehemalige Bucht und das frühere Moorgebiet am Unterlauf der Zala wurden wieder überflutet, um so die natürlichen Verhältnisse früherer Zeiten wieder herzustellen. Das Projekt wurde in zwei Phasen umgesetzt: Zwischen 1981 und 1985 entstand der 1. Speichersee – der Hídvéger See – den das Wasser des Zala Flusses in ca 30 Tagen durchfließt und gereinigt wird. 1984 wurde mit den Bauarbeiten zum 2.Speichersee – Fenéker See – begonnen. Er bietet mit seiner Fläche von 51 km2 besonderen Tier- und Pflanzenarten hervorragende Lebensbedingungen.
Heute ist das Gebiet des Kis-Balaton ein europaweit bekannter und einzigartiger feuchter Lebensraum von 22 Kilometer Lände mit einer Speicherkapazität von 28 Millionen Kubikmetern. Sein Wasserspiegel liegt ein bis zwei Meter über dem des Balaton.
Große Teile des Gebietes stehen daher unter strengem Naturschutz und können daher nur mit organisierten Gruppenreisen, entlang bestimmter Routen mit dem Bus besucht werden. Ausgangspunkt dieser „Expeditionen“ ist das Kis-Balaton-Haus bei Zalavár, wo ihr euch über den Kis-Balaton informieren könnt, Auskunft über die Besuchsmöglichkeiten erhalten und euch auch für diese anmelden. Von hier aus kann man auch einen Teil des Hídvéger-Sees mit dem Rad erkunden.
Fauna und Flora
Das moorige Feuchtbiotop ist einzigartig mit seiner Fauna und Flora – hier leben zahlreiche, auch streng geschützte Fisch-, Pflanzen-, Reptilien- und Vogelarten. Neben zahlreichen Libellenarten, 32 Fischarten, darunter Hungfisch, Schmerle, Steinbeißer, Flußgrundel gibt es eine Unzahl an Fröschen, Molchen, Nattern, Eidechsen und Schildkröten.
232 verschiedene Vogelarten wurden gezählt, 12 Arten darunter der Silber-, der Seidenreiher, der Löffler, die Moorente, der Große Brachvogel, die Schleiereule, der Steinkauz oder der Wachtelkönig brüten auch am Kis-Balaton. 29 geschützte Pflanzen, wie die Frühlings-Knotenblume, die weiße Seerose oder die gescheckte Schwertlinie sind hier heimisch.
Kányavár sziget (Milanenburg-Insel), Nationalpark Balaton-Oberland
Frei zugänglich ist die Kányavárer Insel, die durch eine spezielle Holzbrücke – das Wahrzeichen des Kis-Balaton – erreicht werden kann. Auf der Insel finden sich mehrere Aussichtspunkte, aber auch Grillstellen, Tische und Bänke, sodass einem Ausflug mit der ganzen Familie und einem Picknick nichts im Wege steht.
Ein Lehrpfad unterrichtet die Interessierten über die vorkommenden Vögel und Pflanzen und Angler können hier auch ihrem Hobby nachgehen (Anglerkarte erforderlich).
Besucher mit Handicap (Rollstuhlfahrer), wie auch eine Person mit Kinderwagen können eine kleine Fähre benutzen um auf die Insel zu gelangen – für sie ist die Überfahrt frei, alle anderen müssen ein Ticket für das – alle 30 Minuten verkehrende – Schiff erwerben. Der Parkplatz beim Übergang auf die Insel ist gebührenpflichtig, sie finden ihn zwischen den Siedlungen Zalavár und Balatonmagyaród.
Kápolnapuszta, Büffelreservat
Die Büffel zählen zu den ältesten ungarischen Tierrassen und sind seit langer Zeit im Karpartenbecken heimisch – um 1800 siedelte die Familie Festetics die ersten Büffel auf ihren Weiden neben dem Sumpfgebiet des Kis-Balatons an. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählte man in Ungarn um die 100.000 Tiere, die als Zugtiere in der Landwirtschaft eingesetzt und zur Milch- und Fleischgewinnung benutzt wurden.
Mit dem Aufkommen der Traktoren und anderer landwirtschaftlicher Maschinen nahm ihre Zahl jedoch dramatisch ab. 1992 begann mit in Kápolnapuszta ein Tierschutz- und Zuchtprogramm, die Büffelpopulation erholte sich dadurch von 16 auf mehr als 200 Tiere, sodass die Weideflächen des Reservats nicht mehr ausreichten um den Tieren genügend Futter zu geben. 2007 wurden 120 Muttertiere und Kälber in die Puszta bei Zalavár umgesiedelt, im Reservat blieben um die 100 Büffel.
Dazu wurde eine Herde der altungarischen Graurinder angesiedelt. Büffel und Graurinder leben damit wieder in ihrem ursprünglichen natürlichen Lebensraum. Im Ausstellungszentrum kann man die Geschichte der Haltung und die alte bäuerliche Lebenswelt der Umgebung kennenlernen. Ein Spazierweg mit Informationstafeln und die interaktive Ausstellung sorgen für einen unterhaltsamen Besuch. Bei einer Station des Spazierwegs kann man mit dem aufgestellten Fernglas die Umgebung erkunden.
Das Büffelreservat ist ganzjährig ohne Voranmeldung zu besichtigen, eine Eintrittskarte muss gelöst werden.
Programme:
Von Mai bis Mitte/Ende August werden mittwochs und samstags um 8.00 Uhr Bootstouren für 4 bis 7 Personen vom Kis-Balaton Forschungshaus (Fenékpuszta) angeboten. Dauer ungefähr zwei Stunden.
Fotofreunde werden sich über die Möglichkeit freuen, eine der Tarnungshütten aus Schilf zu besuchen und gut „versteckt“ einzigartige Naturfotos zu machen.
Vom 15.März bis 31.Oktober werden Fachführungen veranstaltet, die sowohl mit dem eigenen Auto, als auch mit einem Minibus mitgemacht werden können. Aufgangspunkt ist immer das Kis-Balaton Forschungshaus.
Bei all diesen Programmen ist eine Voranmeldung unbedingt erforderlich:
Email:
Weitere Informationen:
Kis-Balaton Forschungshaus, Tel.: +36 83 315 341 und +36 30 664 0404
Zalavár, Kis-Balaton Haus: 1. März – 30. Nov., montags geschlossen. Tel: +36 87 710 002
www.bfnp.hu (Deutsch, Englisch, Ungarisch)
www.kisbalaton.hu (Deutsch, Englisch, Ungarisch)
In der Nähe gibt es noch einiges zu sehen:
Hévíz – Lotus Therme Hotel & Spa
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Domus communications