Leipzig ist die Stadt der Musik. Hier residiert nicht nur das berühmte Gewandorchester, sondern auch Bach und Mendelssohn-Bartholdy sind eng mit Leipzig verbunden.
Viele berühmte Musiker sind hier geboren oder verbrachten zumindest einen Teil ihres Lebens in der Stadt. Entlang der Leipziger Notenspur kann man all diese Plätze besichtigen. Bei meinem Besuch in der Stadt konnte ich leider nicht alle Stationen besuchen, aber das ist auch wieder eine gute Motivation wieder zu kommen.
In Leipzig gibt es nicht nur ein Bach-Festival, sondern auch ein Museum, dass sich dem berühmten Komponisten, Organisten, Violisten und Cembalovirtuosen widmet.
Johann Sebastian Bach in Leipzig
Johann Sebastian Bach wurde zwar in Eisenach geboren, verbrachte aber fast die Hälfte seines Lebens (27 Jahre: von 1723-1750) in Leipzig. Bach trat hier die Stellung als Thomaskantor an, die er bis zu seinem Tod innehaben sollte und war damit für die Musik in vier Kirchen der Stadt als Kantor und Musikdirektor verantwortlich. Außerdem unterrichtete er in der Thomasschule, deren Schüler wieder verpflichtet waren als Chorsänger bei den Gottesdiensten mitzuwirken. Eigentlich sollte er auch Latein unterrichten, trat diese Stellung jedoch an den Konrektor der Schule ab.
Bach muss am Anfang seines Dienstes viel und schnell komponiert haben, erst später kann er das Tempo verlangsamen. In Leipzig entstanden die zweite Fassung des Magnificats in Es Dur, die Johannespassion, ein Sanctus und die Matthäuspassion zu der Christian Friedrich Henrici den Text beisteuerte und die 1727 oder 1729 uraufgeführt wurde.
Waren die Arbeitsbedingungen zu Beginn seines „Engagement“ durchaus erfreulich, verschlechterten sich diese zusehends, sodass sich Bach gezwungen sah, beim Rat der Stadt eine Eingabe über die nicht ausreichende vokale und instrumentale Ausstattung zu machen.
Während seiner Leipziger Zeit arbeitete er auch viele seiner Huldigungskantaten in geistliche Werke um. So entstanden das Weihnachtsoratorium, das Himmelfahrtsoratorium, das Osteroratorium, die Lutherischen Messen und die zweisätzige Urfassung der h-Moll Messe.
Mit der Übernahme des von Telemann gegründeten Collegiums musicum widmete sich Bach auch verstärkt der weltlichen Musik, die er mit einem studentischen Ensemble bei Konzerten im Zimmermannschen Kaffeehaus oder im dazugehörigen Garten aufführte.
Bach lehrte während seiner gesamten Leipziger Zeit und seine Schüler, die oft auch in seinem Haushalt lebten, traten ebenso wie seine Söhne mit ihm bei Konzerten auf.
1741 entstanden wohl die Goldberg-Variationen,1744 der zweite Teil des Wohltemperierten Klaviers. 1742 wurde auch sein bedeutendes kontrapunktisches Werk – die Kunst der Fuge – in Reinschrift abgeschlossen, bis 1749 umfassend ergänzt und überarbeitet.
Bach litt in seinen letzten Jahren an einer Augenkrankheit sowie an motorischen Störungen im rechten Arm. Mitte des Jahres 1749 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand – auch nach einer nicht gerade erfolgreichen zweiten Augenoperation – weiter. Wahrscheinlich litt Bach auch an Diabetes und erlitt einen Schlaganfall. Er starb am Abend des 28. Juli 1750 und wurde drei Tage später auf dem Johannisfriedhof in Leipzig begraben.
Mehr über Johannes Sebastian Bach findet ihr hier auf Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Sebastian_Bach
Das Bach Museum
Neben der berühmten Thomaskirche am Thomaskirchhof steht das Bosehaus, in dem nicht nur das Bach-Archiv Leipzig sondern auch das Bach Museum untergebracht ist.
Dieses Haus gehörte dem Kaufmann Georg Heinrich Bose. Bach lebte mit seiner Familie gegenüber in der heute nicht mehr existierenden alten Thomasschule, war jedoch mit der Familie Bose eng befreundet und ein gern gesehener Gast in ihrem Haus.
Das Museum zeigt auf 450m2 Ausstellungsfläche in zwölf thematisch gegliederten Ausstellungsräumen das Leben und das Wirken Bachs, seine Familie, die Bachforschung und vieles mehr.
Ein Rundgang und meine Highlights
Von der Thomaskirche, gegenüber vom Denkmal des Johann Sebastian Bach, geht es zum Museumseingang. Davor findet ihr auf der linken Seite einen Shop, in dem gibt es nicht nur jede Menge „bachsche“ Souvenirartikel sondern auch die Eintrittskarten für das Museum zu kaufen.
Dann geht es geradeaus ins Museum. An einem schönen Tag kann man ebenerdig gleich weitermarschieren und den Garten besichtigen, der an den Lustgarten erinnern soll, den die Familie Bose Anfang des 18. Jahrhunderts anlegen ließ. Dieser war damals allerdings um einiges größer als der heutige Rosengarten und beheimatete barocke Zierbeete, Obstbäumen, eine Sommerlaube.
Dieser Platz war ein großer Luxus im bereits damaligen eng bebauten Leipzig. In der Mitte sorgte ein steinerner Springbrunnen für Abkühlung und links gab es ein kleines Höfchen für Hühner und anderes Vieh. Auch heute gibt es noch einen Garten beim Museum, allerdings viel kleiner als zu Bachs Zeit.
Selbst im Dezember ist der Garten schön – im Sommer, wenn die Rosen blühen, kann man sich hier gut vom Museumsbesuch ausruhen.
Das Forschungslabor: Expedition Bach
Das Forschungslabor zeigt die Methoden, Arbeitsweisen und Projekte der Bachforschung des Bach-Archiv Leipzig, die Mutterinstitution des Bach-Museums. Hier können Besucher unter anderem versuchen eine Handschrift selbst zu datieren.
Die Musikerfamilie Bach
Ich gehe die Stufen hinauf und werden mit der Weitschichtigkeit der Familie Bach konfrontiert. Ich kann es gar nicht glauben, wie weit diese Musikerfamilie verzweigt ist. Die Mitglieder der Familie prägten mehr als 200 Jahre das musikalische Leben in Mitteldeutschland. Hier kann man zum ersten Mal jede Menge Zeit verbringen, den an der Wand sind nicht nur die Namensschilder der Familie angebracht, es ist ein klingender Stammbaum.
Johann Sebastian Bach hat die Biographien für 53 männliche Familien selbst zusammengestellt. Im „Ursprung der musikalisch-Bachischen Familie“ erfährt man auch ihre Berufe: Kantoren, Organisten, Stadt- und Hofmusiker, Instrumentenbauer. Manchmal war auch ein Teppichmacher oder ein Chirurg dabei, diese sind allerdings die großen Ausnahmen. Mit seinen Söhnen endete der Stammbaum. Auch heute gibt es noch Nachfahren dieser Familie, allerdings haben sie sich nun endgültig anderen Berufszweigen zugewandt.
Hier kann man also Platz nehmen und den unterschiedlichsten Kompositionen der Familie lauschen.
Weiter geht es in den nächsten Raum und hier steht die Orgel im Zentrum. Sie war das wichtigste Instrument von Johann Sebastian Bach und die Kompositionen, die er für dieses Instrument schuf, gehören zu den anspruchsvollsten die jemals geschrieben wurden. Auch sein Spiel wurde sehr gerühmt und Bach interessierte sich auch für den Orgelbau. Daher wurde er auch immer wieder eingeladen neue oder reparierte Orgel zu begutachten.
Orgelbaumeister Johann Scheibe hat den ausgestellten Orgeltisch für die Leipziger Johanneskirche gebaut. 1743 begutachtete Bach das neue Instrument, prüfte es und aus damaligen Quellen weiß man, dass er auch darauf spielte und die Orgel für gut befand. Allerdings ist der Spieltisch nur mehr teilweise im Original erhalten, da bereits im 19. Jahrhundert bei Reparaturen Teile ausgetauscht werden mussten. Im Zweiten Weltkrieg wurde er ebenfalls schwer beschädigt und die Tastaturen, das Notenpult, das Füllungsbrett und verschiedene Registerzüge verschwanden in dieser Zeit. 2008 bis 2010 wurde der Spieltisch, das einzig erhaltene Relikt einer Bach-Orgel in Leipzig, umfassend restauriert.
Keinesfalls solltet ihr achtlos an den Rohren in der rechten Ecke vorbei gehen. Auch hier kann man in die verschiedensten Kompositionen des Meisters hineinhören. Diese Möglichkeit ist wirklich clever gemacht. Ohne andere Besucher zu stören, kann man hier die Musik genießen.
Bachs Orchester
Musikalisch geht es weiter. Hier werden historische Musikinstrumente gezeigt wie eine Oboe d’amore, die Oboe da caccia oder eine Bassono grosso, deren klangliche Möglichkeiten Bach bald nach ihrer Entwicklung in seinen Kompositionen einbaute. Das sogenannte „Wandorchester“ bringt den Besuchern den Klang der historischen Instrumente näher.
Ein Orchester spielt verschiedene Werke und dabei leuchten immer jede Musiker der Glasbilder, die in diesem Stück mitspielen. Drückt man auf den Knopf wird das jeweilige Instrument auch noch hervorgehoben.
Auch hier kann man länger verweilen und immer wieder etwas Neues hören.
Familie Bach
Nicht nur der Stammbaum der „Bachs“ ist außerordentlich beeindruckend – auch die Familie von Johann Sebastian Bach ist – für heutige Verhältnisse – unglaublich groß. Angeblich soll es recht turbulent bei den Bachs zugegangen sein. In der Kantorenwohnung lebte nicht nur das Ehepaar mit ihren zahlreichen Kindern, sondern auch Verwandte und Schüler von Bach. Außerdem wurden immer wieder viele Gäste empfangen. Auch die Familie Bose war oft und gerne zu Gast bei der Familie Bach.
Ein Stammbaum zeigt die Verwandtschaftsverhältnisse und außerdem kann man das einzige Möbelstück aus dem Haushalt von Bach sehen, das erhalten blieb: eine Truhe.
Die schwere Eisentruhe stand viele Jahre im Dommuseum Meißen, erst 2009 bemerkte ein aufmerksamer Besucher das Monogramm auf dem Innendeckel: JSB. Dieses Monogramm hatte Bach seit 1722 als Briefsiegel benutzt. Es ist zweimal zu lesen und mit einer fünfzackigen Krone versehen. Die Truhe kann mit elf Riegeln verschlossen werden, allerdings ist nicht bekannt welche Wertgegenstände die Familie Bach darin aufbewahrt haben.
Bach und seine „fürstlichen“ Kontakte
Im nächsten Raum gibt es viel zu lesen, aber es ist auch interessant, welch vielfältige Kontakt Bach zu den hohen Herren der damaligen Zeit hatte.
15 Jahre war er bei Hofe angestellt, er war Hoforganist und Konzertmeister in Weimar, Kapellmeister in Köthen und durfte sich Hofkapellmeister von Sachsen-Weißenfels sowie Dresdner Hofcompositeur nennen. Diese Titel waren nicht immer mit pekuniären Vorteilen versehen, aber sie brachten Ansehen und halfen seinen Wünschen den wichtigen Nachdruck zu verleihen.
Das Hörkabinett
Nach der „Lesestunde“ kann man sich zur Entspannung ins Hörkabinett zurückziehen, die müden Glieder rasten lassen und die Musik von Bach genießen. Der Besucher kann hier seine Musikwünsche nach verschiedenen Kriterien suchen und auswählen: nach den Titeln, den Textanfängen oder den Nummern des Bach-Werksverzeichnis. Außerdem erfährt man, wann welche Werke von Bach entstanden sind.
Anscheinend habe ich allerdings bei meinem Museumsbesuch einiges übersehen. Damit euch das nicht auch passiert, sollen diese Räume hier ebenfalls kurz erwähnt werden:
Die Schatzkammer
Hier sind laut Website des Museums die wertvollsten Bestände des Bach-Museums ausgestellt, darunter eines von nur zwei authentischen Porträts von Johann Sebastian Bach, das Elias Gottlob Haußmann gemalt hat. Außerdem kann man originale Schriftstücke von der Hand Johann Sebastian Bach sehen. Da diese sehr wertvoll, aber auch sehr fragil sind, werden sie mehrmals pro Jahr getauscht.
Die Tapetenfragmente
Zu sehen ist eine Rosenranke auf Bahnen aus Büttenpapier um 1800.
Die Komponierstube
Außerdem soll es noch eine Komponierstube geben, in der man – vielleicht wie Bach – mit Musik und Geräuschen selbst experimentieren kann.
Ich habe also bei meinem Rundgang wieder einmal Wesentliches verpasst. Trotzdem: Der Besuch lohnte sich.
Nicht übersehen solltet ihr auch die beiden Denkmäler, mit denen die Stadt ihren Kantor ehrt. Eines steht vis à vis vom Eingang zum Museum und das andere, übrigens das älteste Denkmal für Johann Sebastian Bach ist nur wenige Schritte vom Thomaskirchhof entfernt in Richtung der großen Ringstraße.
Es entstand auf Initiative von Felix Mendelssohn Bartholdy und wurde in Anwesenheit von Bachs Enkel Wilhelm Friedrich Ernst enthüllt.
Johann Sebastian Bach ist und war wichtig für die Entwicklung der klassische Musik und beeinflusste neben Mozart auch die Künstler der Wiener Klassik, unter anderen auch Ludwig van Beethoven. Dennoch muss man kein „Fan“ oder Kenner seiner Musik sein, um dieses Museum zu besuchen. Mit den vielen interaktiven Stationen und den Musikbeispielen ist es auch für all jene interessant, die normalerweise keine Freunde der klassischen Musik sind. Es macht einfach Spaß durch das Museum zu streifen, die Musik, die Zeit und die Familie von Johann Sebastian Bach kennen zu lernen.
Freunde seiner Musik werden sowieso begeistert sein.
Das Bach-Museum ist Dienstag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Es gibt einen Audio-Guide, der in elf Sprachen erhältlich ist – auch in einfacher Sprache. Wer möchte, kann sich die App auch auf sein Handy bereits vorab aus dem Apple oder Play-Store herunter laden.
Bach-Museum Leipzig im App Store (apple.com)
Bach-Museum Leipzig – Apps bei Google Play
Bach Museum Leipzig
04109 Leipzig, Thomaskirchhof 15/16
Tel: +49 341 9137-202
Email:
https://www.bachmuseumleipzig.de
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH
Weitere Informationen über Leipzig findet ihr hier:
Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse:
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Essen, Trinken, Übernachten:
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Spezialitäten: