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Diego Sánchez: Andalusische Sonne

Wer einmal in die Abgründe der Reichen und Schönen tauchen möchte, findet hier ausreichend Lesestoff.

Diego Sánchez: Andalusische Sonne
Diego Sánchez
Andalusische Sonne
978-3-8392-0844-1
Gmeiner Verlag

Es dauert zwar fast 50 Seiten bis sich der erste Tote zeigt, doch allein was vorher an Sex and Drugs and (weniger) Rock’n Roll passiert, hat es in sich. Ich war schon bei Ischgler Schnee ziemlich vom Treiben der High Society schockiert, aber was sich beim neuen Roman von Gert Weihsmann, den er unter dem Pseudonym Diego Sánchez veröffentlicht hat, unter der Sonne Spaniens abspielt, ist noch eine Nummer härter.

Die Toten werden vom Mörder zerstückelt, in der der LGBTQIA+-Community in Torremolinos scheint die Hölle los zu sein, und nicht nur hier. Fast rund um die Uhr wird gesoffen, gekokst und gefickt (sorry für die Ausdrucksweise, aber es ist die Einzige, die passt). Hat man das nötige Kleingeld erholt man sich dazwischen in Appartements und bei noblen Empfängen, ist gelangweilt und macht sich auf für das nächste Abenteuer. Nicht alle gehören zur Community, aber für manches wohlerzogene Bürschchen ist es auch ein angenehmer Nervenkitzel einmal so richtig in unbekanntes Terrain vorzudringen. Ganz Torremolinos scheint ein große Anbahnungsstation für zwischenmenschliche Grausamkeiten zu sein – Liebe ist jedenfalls in keinem Fall dabei, Bedürfnisbefriedigung reicht.

Aus dieser Ausgangssituation entwickelt sich dann ein Serienmord, der die Polizei vor Rätseln stellt und ich gestehe – hier konnte ich den Mörder bis zuletzt nicht ermitteln. Immerhin fielen auch einige meiner Verdächtigen dem Mörder zum Opfer. Diese Spannung bleibt also bis zum Schluss aufrecht.

Dennoch hoffe ich für Torremolinos und die andalusische Sonne, dass es nicht nur koksende, Medikamente abhängige und sexbesessene Touristen aus mehr oder weniger gutem Hause gibt, die dort Urlaub machen und dass die Reichen und Schönen auch noch andere Lebensziele haben als sich rund um die Uhr zuzudröhnen.

Ein Krimi der Grausamkeiten. Für sensible Gemüter weniger geeignet.


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