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Man kann natürlich auch bei der Buch Wien einiges kritisieren (wie einige auf Facebook), aber für mich bleibt sie dennoch eine der besten Messen …

Wo sonst kann man sich vier Tage lang geballte Literatur und Diskussionen anhören, Autoren persönlich kennen lernen, den Horizont mit neuen Büchern und Ideen erweitern und sich natürlich auch mit reichlich Lesestoff für die kalte Jahreszeit versorgen?

Einige der Bücher kenne ich bereits. Große Empfehlung: Jana Revedin
Einige der Bücher kenne ich bereits. Große Empfehlung: Jana Revedin

Ich genieße es jedenfalls immer wieder, auch wenn ich auch nicht ganz verstehe, warum Saudi-Arabien oder die verschiedensten Religionsgemeinschaften, die eher Mitglieder suchen, denn Bücher präsentieren, einen Stand auf dieser Messe haben.

Science Fiction?
Science Fiction?

Auch standen die Kochbücher beim Adamah Biohof nicht gerade im Fokus seiner Standgestaltung, sondern eher seine Bio-Produkte, aber wahrscheinlich braucht man diese Stände, um die Hallen zu füllen. Dabei wäre es meiner Meinung nach viel besser, wenn man den freien Platz für die Bühnen nutzen würde. Es passiert leider ziemlich oft, dass man gar keinen Sitzplatz mehr ergattern kann (schön für den Autor und die Messegesellschaft, nicht so gut für einen müden Besucher 😊 )

Nochmal ein Autorentipp: Michel Jean
Nochmal ein Autorentipp: Michel Jean

Ein gar nicht so feiner Zug war auch, dass man bei einer Veranstaltung den Lesenden einfach den „Saft“, sprich Strom, abdrehte und so eine Autorin gar nicht mehr zum Lesen kam. Ziemlich irritierend, denn die Zeit überzogen hatte die vorangegangene Veranstaltung. (Lt. Messeleitung hatte man mit der Stromversorgung zu kämpfen, der Grund war also ein technisches Gebrechen und nicht der Versuch den Zeitplan wieder einzuhalten)

Viele Buchvorschläge für die Kleinen
Viele Buchvorschläge für die Kleinen

Gemeckert wurde auch über die vielen Schüler, die auf ihrer Rätselrallye durch die Hallen flitzten. Da bin ich aber ganz anderer Meinung: Wir alle sollten froh sein, wenn es engagierte Lehrer gibt, die mit ihren Klassen einen Ausflug auf die Buch Wien machen und wir sollten vor allem froh sein, dass sich dann noch viele der Jugendlichen anscheinend sehr wohl und sehr interessiert gezeigt haben. Prima, weiter so. Man kann ja auch ein bisschen später am Tag oder am Wochenende auf die Messe gehen.

Buch Wien 2023
Buch Wien 2023

Trotz all der Meckerei – ich liebe diese Messe und bedauere immer wieder zwei Umstände:

Erstens, dass ich es meistens nicht schaffe an allen Tagen die Messe zu besuchen und zweitens, dass oft mehrere interessante Lesungen und Diskussionen gleichzeitig stattfinden und ich immer die Qual der Wahl habe.

Doch nun zu meinen Highlights der Messe.

Vielleicht sind für euch auch ein paar Anregungen dabei.

Für die jungen Leser

Es war schön zu sehen, welch regen Zuspruch die Kinderbühne (zumindest meistens) hatte. Thomas Brezina und Tom Turbo konnte sie natürlich nicht schlagen. 

Auf der Kinderbühne war immer etwas los
Auf der Kinderbühne war immer etwas los

Krimis

Martina Parker: Ausg’stochen

Martina Parker nahm das Publikum dann mit ins Burgenland zu ihrer ermittelnden Damenrunde

Kurzkrimis

Ich liebe Krimis und unter meinen Buchempfehlungen könnt ihr etliche finden. Natürlich war ich dann auch bei der Runde der Kurzkrimis dabei, schließlich kannte ich einige der Autoren. Der Krimi von Klaudia Blasl gefiel mir am besten. 

Doch es waren nicht nur Krimis auf der Messe vertreten ...

Julya Rabinowich hat in ihrem Buch „Der Geruch von Ruß und Rosen“ gelesen, einer Geschichte, die zeigt was Krieg aus den Menschen machen kann und wie schwierig es ist, in ein „normales“ Leben wieder zurückzufinden.

Die Donau Lounge

Sie ist immer ein kleiner, aber feiner Platz und es lohnt sich wirklich Literatur aus unseren Nachbarländern kennen zu lernen. Tschechien, Ungarn, aber auch Bulgarien, Albanien und Rumänien haben sehr viele großartige Autoren, die hier bei uns noch viel zu wenig bekannt sind. 

Die Diskussionrunde über die europäischen Kulturhauptstädte
Die Diskussionrunde über die europäischen Kulturhauptstädte

Hier diskutierte man nicht nur über zukünftige und vergangene Kulturhauptstädte, sondern auch über das Institut für den Donauraum und seinen Gründer Erhard Busek.

Erhard Busek fehlt leider sehr
Erhard Busek fehlt leider sehr, nicht nur im IDM

Allerdings wurden dabei leider keine Bücher vorgestellt, wobei mich Literatur über den Balaton, Temesvar oder auch das Salzkammergut schon interessiert hätte. Für letzteres hätte ich einmal hier ein interessantes Buch in petto: Günther Marchner "Im Inneren des Landes"

Grußworte von Kulturhauptstadt zu Kulturhauptstadt
Grußworte von Kulturhauptstadt zu Kulturhauptstadt

Mehr mit einer Büchermesse hatte dann das Gespräch und die Lesung mit Lindita Arapi zu tun, die ihr Buch „Albanische Schwestern“ vorstellte und so einen kurzen Einblick nach Albanien und seine Gesellschaft vermittelte.

Die Hauptbühne

Auf der Hauptbühne habe ich auch wieder einige Anregungen gefunden:

Usama Al Shahmani erzählte von seiner Flucht in die Schweiz und wie er es geschafft hat, sich die „neue“ Sprache so gut anzueignen, dass er jetzt in Deutsch Bücher schreiben und seinen Beruf als Literaturwissenschaftler wieder ausüben kann und las einen Auszug aus seinem neuen Buch: „Im Fallen lernt die Feder fliegen“.

Rein zufällig kam ich dann auch beim Gespräch mit Andreas Salcher vorbei, dessen Statement über selbstfahrende Autos mich zum Nachdenken angeregt hat und obwohl ich nichts über sein neues Buch „Um morgen noch mitzuspielen“ mitbekommen habe, werde ich es zumindest einmal genauer unter die Lupe nehmen.

Franz Schuh im Gespräch
Franz Schuh im Gespräch

Eine weitere Entdeckung für mich war Franz Schuh. Ich gestehe, noch nichts von ihm gelesen zu haben, aber das sollte sich jetzt ändern. Vielleicht mit seinem neuen Buch: Ein Mann ohne Beschwerden.

Absolutes Highlight war allerdings Joesi Prokopetz mit seinem Krimi „Hofer“.

Dieser beginnt dort, wo das Lied „Da Hofa“ endet und bringt das Flair der 1970er Jahre wieder zurück. Meine „Jugendjahre“, daher ganz klar – den Krimi muss ich einfach lesen. Also habe ich ihn erstanden und werde natürlich darüber berichten. Hier noch einige Ausschnitte der Lesung:

Eine letzte Anmerkung:

Heuer gab es überraschend viele Diskussionen, bei denen vielleicht die aktuelle Politik, aber keine Bücher unmittelbar im Fokus standen. So diskutierten Hans Rauscher und Katharina Mittelstadt über die Frage „Was, wenn Kickl Kanzler wird“,

Friedrich Faulhammer und Sebastian Schäffer über das Thema „Locating The Future“, das dem Institut für den Donauraum und Erhard Busek gewidmet war.

Eine große Runde mit Aichhorn und Felbermayr stellte sich der Frage, wie die ArbeitgeberInnen der Zukunft ticken werden.

Auch hier wurde diskutiert
Auch hier wurde diskutiert

Natascha Strobl, Niki Korwall und Robert Menasse beleuchteten das Prinzip Hoffnung und Leopold Maurer und Thomas Perle diskutierten über den Sinn und die Auswirkungen europäischer Kulturhauptstädte.

Natascha Strobl, Niki Korwall und Robert Menasse
Natascha Strobl, Niki Korwall und Robert Menasse

Fast alle dieser Themen und Diskussionen stießen auf großes Publikumsinteresse. Die Sitze waren voll, die Zuhörer applaudierten, also ein voller Erfolg. Und ich finde es auch gut, dass es solche Diskussionen gibt – auch sie erweitern den Horizont, zeigen neue Denkmöglichkeiten auf und vielleicht sollte man die Schiene auch noch erweitern. Allerdings gab es dazu keine Buchvorschläge, keine Lesetipps zum Weiterbilden über das jeweils behandelte Thema. Und das finde ich für eine Buchmesse, die ja eigentlich Bücher vorstellen und  zeigen sollte wie und wo man sich weitere Informationen über das eine oder andere Thema holen könnte, schade.  

Thomas Brezina konnte die jungen Zuhörer einmal mehr begeistern
Thomas Brezina konnte die jungen Zuhörer einmal mehr begeistern

Für mich ein Grund mehr eine zweite Halle zu öffnen. Es muss auf einer Buchmesse ja nicht immer nur um Neuerscheinungen gehen. Man kann durchaus relevante, aktuelle und interessante Themen diskutieren und dann Tipps (und die können durchaus kontrovers sein) zur Weiterbildung, zum Weiterlesen, zum Hineinvertiefen in das Thema geben. Was meint ihr?

Tonio Schachinger auf der Buch Wien 2023
Tonio Schachinger auf der Buch Wien 2023

Ich jedenfalls bin gespannt auf das nächste Jahr …



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