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Interessensgebiet nannten die nationalsozialistische SS ein 40 Quadratkilometer großes Areal im Umkreis des Konzentrationslagers Auschwitz. (Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)

Der britische Schriftsteller Martin Amis verwendete die englische Übersetzung als Titel für einen grimmigen Schelmenroman, der im Lager und um das Lager herum angesiedelt ist. Jonathan Glazer adaptierte das Buch für sein Drehbuch und führte auch Regie.

(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)
(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)


Glazer zeigt den Alltag der Familie Höß, deren schönes Haus mit Garten neben der Mauer des Konzentrationslagers liegt. Es ist eine Familienidylle, die gezeigt wird: Ein engagierter liebender Vater mit Frau und Kindern, der sich äußert engagiert seinem „Beruf“ hingibt. Seine Frau Hedwig, die ihren Mann, den Lagerkommandanten Rudolf Höß,  ein gemütliches Heim einrichtet und einen wunderschönen Garten mit einem kleinen Swimmingpool für die Kinder anlegt. Es wird ein großes Haus mit vielen Angestellten geführt. Allein am Umgangston mit den Bediensteten kann man erkennen, dass sich Familie Höß für etwas Besseres hält und gewillt ist, die Machtverhältnisse zu demonstrieren.

(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)
(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)

Es ist für mich ein eigenartig ruhiger Film geworden, der eine biedere Familie in ihrem Alltagsleben zeigt. Es sind keine Gräueltaten zu sehen und trotzdem ist die Atmosphäre des Films bedrückend. Es sind kleine Szenen, die dies ausmachen: Der Zuschauer weiß genau, woher der Pelzmantel stammt, den Hedwig Höß wie selbstverständlich anprobiert. Aber auch die Szene, in der sich ihre Diener Kleidung aussuchen dürfen.

(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)
(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)

Manchmal hört man dann doch Gebrüll von jenseits der Mauer. Sieht Rauchschwaden aufsteigen.

(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)
(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)

Trotz dieser Nähe zu unglaublichen Schrecken, von der alle Erwachsenen gewusst haben, kämpft Hedwig für ihr Privileg mit den Kindern das Haus zu behalten, obwohl ihr Mann zu „Höherem“ (einem Plan und der Organisation für die „effektivere“ Judenvernichtung) nach Berlin abkommandiert wird. Sie weigert sich ihr „Paradies“ in Auschwitz aufzugeben. Höß muss alleine nach Berlin ziehen.

(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)
(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)

Jonathan Glazer zeigt eine „normale“ biedere Familie, wie es wahrscheinlich Tausende gibt und gerade das schreckt einem auf, zwingt zum Nachdenken. Könnte mir, könnte uns das auch passieren? Wo wir doch nur das Beste für unsere Kinder, unsere Familie – unser Volk – wollen?

(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)
(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)

Ein sehenswerter Film, der zum Nachdenken zwingt und der hoffentlich nicht von einer Gruppe für die Argumentation missbraucht werden wird, dass es eben eh nicht so schlimm war …

(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)
(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)

Glazer wollte vor allem das Gefühl vermitteln: ,Lasst uns Leute in ihrem Alltagsleben beobachten!‘ 

„Mein Ziel war es, den Kontrast einzufangen zwischen jemandem, der sich in seiner Küche eine Tasse Kaffee einschenkt, und jemandem, der auf der anderen Seite der Mauer ermordet wird – die Koexistenz dieser beiden Extreme.“

Das ist ihm auf großartige Weise gelungen.

(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)
(Foto © The Zone Of Interest, 2024 Leonine)

Besetzung:

Christian Friedel spielt Rudolf Höß, Sandra Hüller seine Frau. Weitere Mitwirkende sind Johann Karthaus, Luis Noah Witte, Nele Ahrensmeier, Lilli Falk, Anastazja Drobniak, Cecylia Pękala, Julia Polaczek, Kalman Wilson, Imogen Kogge, Medusa Knop, Zuzanna Kobiela, Martyna Poznańska, Stephanie Petrowitz, Max Beck und Andrey Isaev.

Regie und Drehbuch: Jonathan Glazer
Basierend auf dem Roman „The Zone of Interest” von Martin Amis


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