Am 2.8.2023 war es soweit: „Der Türke in Italien“ feierte seine Premiere in Kirchstetten. (Foto © Andreas Anker)
Zum 25jährigen Jubiläum hatte sich Intendant Stephan Gartner ein besonderes Schmankerl ausgedacht: "Il Turco in Italia" von Gioachino Rossini sollte es sein.
Gestern hatte das Stück im wunderbaren Maulpertschsaal, dem kleinsten Opernhaus von Österreich, Premiere.
Es geht – natürlich – wieder einmal um Liebe und Treue, die im Verwirrspiel des Dichters Prosdocimo getestet werden und ihm Stoff für eine Komödie liefern sollen. Geronio ist nicht ganz sicher ob ihn seine Frau Fiorilla noch liebt und sucht deshalb Rat bei Zaida. Diese war früher die Geliebte des reichten Türken Selim, der zufällig gerade auch in Italien eintrifft.
Selim verliebt sich sofort in Fiorilla, die nicht nur von ihrem Ehemann, sondern auch von ihrem Verehrer Narcisco eifersüchtig beobachtet wird. Am Abend treffen Zaida und Selim aufeinander und erkennen sich wieder, worauf nun Fiorilla die Eifersucht plagt.
Nachdem Geronio abgelehnt hat, Fiorilla an Selim zu verkaufen, plant Prosdocimo eine Intrige. Ein Maskenball wird veranstaltet, bei dem alle in türkischen Kostümen erscheinen sollen. Das Verwirrspiel beginnt: Narciso wird von Fiorilla für Selim gehalten, Zaida liegt in den Armen von Selim. Nur Geronio ist alleine.
Diese Wendung gefällt wiederum dem Dichter nicht und er greift noch einmal in die Geschichte ein. Selim und Zaida fahren mit dem Schiff davon, während sich Geronio mit seiner Fiorilla wieder versöhnt. Narciso bleibt nun allein zurück.
Es ist jedes Mal ein einzigartiges Erlebnis eine Aufführung im Maulpertsch-Saal zu besuchen. Die tolle Akustik des Saales und die Nähe zu den Sängerinnen und Sängern ist einzigartig.
Das Ensemble war wieder mit viel Engagement, Stimme und Spielfreude bei der Sache. Es ist herrlich die Gesichtsmimik der Mitwirkenden zu sehen, einen Sangeston aus nicht einmal einem Meter Entfernung zu hören. Grandios.
Ausgezeichnet wieder Hooman Khalatbari, der SängerInnen und das Orchester Virtuosi Brunenses durch das Stück führt. Genial wieder Daniele Macciantelli als Selim der nicht nur stimmlich hervorragend disponiert ist, sondern auch schauspielerisch immer wieder überzeugt.
Rodica Vica als Donna Fiorilla und Sevana Salmasi als Zaida stehen ihm in nichts nach. Auch Emilio Marcucci als Don Geronio ist wieder mit dabei (nach La Cenerentola 2022) und überzeugt auch heuer wieder. Eine Entdeckung für mich war Alexander Edelmann, der heuer zum ersten Mal bei einer Produktion in Kirchstetten mit dabei war. Gerne würde ich ihn auch im nächsten Jahr wieder hören.
Nicht vergessen sollte man die beiden Tenöre Andrés Alzatew Gaviria als Don Narciso und Marco Ascani als Albazar, die beide ebenfalls eine solide Leistung ablieferten, wobei Gaviria doch manchmal ein bisschen mit den Höhen zu kämpfen scheint.
Für die gelungene Inszenierung zeichnet Richard Panzenböck verantwortlich, wobei ich einen kleinen Wermutstropfen erwähnen muss. Da ja eigentlich der Dichter Prosdocimo durch die Handlung führt, wird auch einiges auf der Bühnenwand geschrieben und gezeichnet. Wer nun einen Platz seitlich der Bühne hat, bekommt von alle dem leider nichts mit. Und dies ist ein bisschen schade, da es auch den Ablauf verdeutlicht und einfach zum Regiekonzept dazugehört und wichtig ist. Auch wenn ich verstehe, dass der Saal klein ist und man natürlich versucht, diesen so gut wie möglich auszunutzen.
Daher zwei Tipps für euch:
- Wer sich „Il Turco in Italia“ anschauen möchte, sollte sich schnell um Tickets bemühen – es gibt nur mehr Restkarten und es lohnt sich wirklich.
- Versucht Plätze Parkett Mitte zu ergattern, so es überhaupt noch welche geben sollte. Es tut zwar der musikalischen Qualität und dem Erlebnis keinen Abbruch auf der Seite zu sitzen, aber das „ganzheitliche“ Erlebnis ist dort sicher besser.
Tickets online unter https://shop.eventjet.at/kirchstetten
AutorIn des Artikels: