Nicht nur im Jahr der tschechischen Musik widmet man sich in Brünn den großen tschechischen Komponisten, aber in diesem Jahr besonders. (Foto © Janáček Theater, Marek Olbrzymek)
So stand Anfang April Rusalka von Antonín Dvořák am Programm und es freute mich sehr wieder bei der Premiere dabei sein zu dürfen.
Regie und Bühnenbild stammte dieses Mal wieder von David Radok und er ist für mich der Mann für wunderbare, stimmungsvolle Bilder.
Eigentlich mit geringen Mitteln schafft er es, dass man sich als Zuseher gleich nach dem Öffnen des Vorhanges an einen See, der versteckt im Wald liegt, versetzt fühlt. Dieses ist auch zugleich das schönste Bild, das – verbunden mit den wunderbaren Stimmen der drei Waldgeister – mir die ganze Oper haften bleibt.
Aber vielleicht noch kurz zur Geschichte, die Radok als ein Schicksalsdrama über unerfüllte Sehnsüchte und menschliches Versagen, über die Konflikte zwischen Liebe und Begierde und über die sündhafte, menschliche Seele anlegt.
Der Inhalt
Die Nixe Rusalka hat sich in einen Prinzen verliebt und leidet darunter ihn nur als „sanfte Welle“ begegnen zu können. Sie möchte menschlich werden und klagt ihrem Vater, dem Wassermann, ihr Leid. Er warnt sie vor der Liebe und der Welt der Menschen, doch Rusalka schlägt seine Warnungen in den Wind.
So schickt er sie zur Hexe Ježibaba, die sie zuerst ebenfalls warnt, ihr dann aber ihren Wunsch ein Mensch zu werden und eine menschliche Seele zu besitzen, erfüllt. Allerdings gegen einen hohen Preis: ihre Stimme.
Kurze Zeit später taucht ihr geliebter Prinz beim See auf und ist von Rusalka hingerissen. Er nimmt sie mit auf sein Schloss, die Hochzeit wird geplant.
Allerdings findet sich Rusalka in der Welt der Menschen nicht wirklich zu Recht und auch für den Prinzen verliert die stumme und scheue Rusalka zunehmend an Attraktivität.
Als dann noch eine fremde Fürstin auftaucht und dem Prinzen während des Festes schöne Augen macht und ihn verführt, erkennt Rusalka wie chancenlos sie in der Welt der Menschen ist und wie leicht ihr Prinz von einer anderen zu begeistern war.
Enttäuscht und leidend versucht sie nun in ihre Welt zurückzukehren, aber auch das ist ihr nun unmöglich. Einzig wenn sie den Menschen, der sie so bitter enttäuscht hat, tötet, kann sie wieder ins Wasser zurückkehren. Doch Rusalka liebt den Prinzen noch immer.
Diesem wird gegen Ende seines Lebens bewusst, dass er seine wahre Liebe verloren hat und er beginnt Rusalka zu suchen. Er versucht noch einmal sie für sich zu gewinnen, fordert einen Kuss von ihr. Rusalka verweigert ihm diesen Kuss, der für den Prinzen tödlich sein wird, gibt aber dann doch seinem Drängen nach …
Gleich zu Beginn stimmen die wunderbaren Stimmen der drei Waldgeister auf das Geschehen ein. Doubravka Součková, Ivana Pavlů und Monika Jägerová huschen durch die Schilfhalme des Sees und necken den Wassermann, der sie in die Tiefe ziehen möchte.
Hervorragend auch Jana Šrejma Kačirková als Rusalka, die gleich zu Beginn bei der Auseinandersetzung mit ihrem Vater einen „Stunt“ hinlegt und über den Boden schlittert. (Meines Erachtens blieb diese Aktion nicht ganz ohne Folgen, da ein Handgelenk nach der Pause in einer Bandage steckt). Trotz dieser „Einlage“ gibt es keine stimmlichen Defizite. Bravo.
Ausgezeichnet auch Václava Krejčí Houskova als Ježibaba. Wobei ich hier anmerken muss, dass ich sie mir als Hexe doch anders vorgestellt hatte oder ich habe den Sinn der putzenden Tätigkeit und der roten Gummihandschuhe vielleicht nicht ganz verstanden.
Souverän wie immer Jan Šťáva als Wassermann und ebenso gut Peter Berger als Prinz. Auch Eliška Gatteringerová verführt stimmgewaltig den Prinzen.
Dirigent Marko Ivanović bringt den ganzen Klang und Schmelz der Musik von Dvořak mit dem Chor und Orchester des Janáček Oper zum Klingen.
Kurz gesagt: ein ausgezeichneter Abend in Brünn, der die ganze Schönheit der tschechischen Musik wieder einmal gezeigt hat. Wahrscheinlich muss ich es gar nicht mehr erwähnen, aber doch: Das Premierenpublikum war begeistert, Standing Ovation für das Team und langanhaltender Applaus. Verdient.
Wer sich sein eigenes Bild machen möchte, das Nationaltheater Brno spielt Rusalka noch an folgenden Terminen: 24.4., 3.5., 25.5., 7.9., 28.10., 6.12., 30.12.24 und 4.5.2025.
Mein Tipp: Hinfahren – anschauen.
Übrigens: Die Karten kann man bequem online über die Website kaufen und wer mit dem eigenen Auto zur Vorstellung kommt, kann dieses bequem in der Garage unter dem Theater abstellen und vom Garagenparkplatz direkt ins Theater gehen. Sehr komfortabel - vor allem bei Schlechtwetter.
Wer länger in Brünn bleiben kann und möchte findet hier noch einige Tipps:
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Start zum Janáček-Festival 2024
(Foto © Janáček Theater, Marek Olbrzymek)
Der Besuch der Vorstellung erfolgte auf Einladung des Janáček Theater, Brno
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