Wie bringt man die Wiener am besten zum Wandern? Vielleicht indem man die Wanderstrecke in kleine Teilbereiche zerlegt und dort immer wieder „Erfrischungen“ anbietet …
Bereits zum 18. Mal war am letzten Wochenende im September ganz Wien in den Weingärten der Stadt unterwegs. Die Stadt und deren Winzer luden zum Wiener Weinwandertag.

Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Immerhin habe ich einen der vier Routen fast direkt vor meiner Haustüre. Also machte ich mich auf zum Weinspaziergang von Strebersdorf bis Stammersdorf.
Wien und der Wein
Wien ist die einzige Hauptstadt der Welt, die auf ihrem Gebiet nennenswerten, ja sogar hervorragenden und über ihre Grenzen hinaus bekannten Wein produziert. Immerhin um die 580 Hektar sind die Weinanbaugebiete der Stadt groß und erstrecken sich rund um die Stadt: auf den Hängen des Kahlenbergs und des Nußbergs, in Stammersdorf und Strebersdorf, in Mauer und Oberlaa und in Ottakring.

Sievering, Grinzing und einige Orte mehr sind bereits lange als Weinbauorte bekannt und in vielen Reiseführern der Stadt beschrieben – und der Weinbau hat hier Tradition.

Wahrscheinlich wurde hier bereits im alten Vindobona der Römerzeit Wein angebaut, nachweisbar sind die Wiener Weingärten aber ab dem 12. Jahrhundert. Heute erzeugt man über zwei Millionen Liter Wein und es freut einen Liebhaber wie mich, dass die Ernte in diesem Jahr ausgesprochen gut und reichlich ausfallen wird bzw. schon ist.
Am Weinwanderweg
Die letzten Tage waren regenreich gewesen und es war nicht unbedingt das schönste Wetter zu erwarten. Aber die Wiener, der Wein und der Herrgott haben manchmal einen richtigen Pakt miteinander und so strahlte die Sonne vom Himmel, um den Weinwanderern einen wunderschönen Herbsttag zu ermöglichen.

Die Straßenbahnlinie 26 war daher auch an diesem Tag um die Mittagszeit voller als man erwarten konnte. An den „Ausrüstungen“ der Fahrgäste erkannte man auch sofort, dass mindestens die Hälte der Mitfahrenden für den Weg auf den Bisamberg ausgerüstet waren.

Einige hatten ihre Nordic Walking Stöcke mitgenommen, die meisten hatten einen mehr oder weniger großen Rucksack geschultert und ich bin sehr stolz, niemanden – auch nicht später während der Wanderung – mit Pantoffeln, Schlapfen oder irgendeinem anderen falschen „Schuhzeug“ gesehen zu haben.

Es war daher nicht schwer, den Weg zu finden, man musste einfach nur den verschiedenen Grüppchen hinterhermarschieren. Außerdem war die Strecke wirklich ausgezeichnet ausgeschildert. Es ging also los die Untere Jungenberggasse hoch – Bründelgasse – Klausgraben hoch zum Magdalenenhof.

Dort konnte man sich entscheiden, ob man eine Abkürzung beim Magdalenenhof vorbei nahm oder über den Kallusweg und den Falkenberg wanderte. Dann gab es die nächste Entscheidung – zurück zum Ausgangspunkt gehen oder über „In den Gabrissen“ nach Stammersdorf.

Eigentlich wollte ich ja noch oben beim Magdalenenhof sehen, ob es den kleinen Teich noch gibt, aber ich habe mich dann sportlich, sportlich, doch für die Strecke über den Falkenberg entschieden.

Schon gleich zu Beginn – vor den Heurigen Strauch und Schilling – in Strebersdorf traf man schon die ersten Wanderer an, die sich anscheinend noch vor den Aufstieg stärkten – wobei auch auf der Wanderstrecke immer wieder einzelne Genuss-Stationen und Buschenschanken auftauchen.

An insgesamt 15 verschiedenen Stellen war es möglich sich zu laben, Wiener Wein zu verkosten und sich mit Liptauerbrot über Bratwürstel bis zum feinem Wildgericht den Hunger zu stillen. Sogar frische Krapfen aus Südtirol wurden extra dafür "eingeflogen".

Die Angebote sind auf jeden Fall gut angekommen, da man immer wieder auf gut gelaunte Wanderer traf, die sich ein Päuschen bei einer der Stationen genehmigten. Dazwischen konnte man die Aussicht auf Wien immer wieder von neuem und einem anderen Blickwinkel genießen. Obwohl es ein wenig diesig war, waren UNO-City, die Gasometer und die verschiedenen „Tower“ gut erkennbar.

Bei einem der letzten Stände In den Gabrissen habe ich mir dann auch eine Pause und eine kleine Stärkung mit einem ausgezeichnetem Gläschen Gemischten Satz und einem Speck-Salzstangerl, das leider nicht ganz so resch war, wie ich erhofft hatte, genehmigt.

Wahrscheinlich hat mich diese Rast dann auch noch ein wenig übermütig gemacht, da ich danach beschlossen hatte, bis zu meiner Wohnung weiter zu wandern und nicht die Straßenbahn zu benutzen. Damit kamen so an die 5 km noch einmal on top zu meiner Weinwanderung dazu. Macht summa summarum über 16km. Meine Fitness-App war entzückt!

Also ich finde da kann man schon ein wenig stolz auf sein „Gehvermögen“ sein. Das letzte Stück muss ich zugeben war hart, denn es war auch faade die endlos langen Gassen entlang zu gehen, aber die Weinwanderung rund um den Bisamberg war wirklich klasse.

Vielleicht wiederhole ich die Strecke bald wieder. Oder – ich probiere einfach die anderen drei Routen aus. Dann hoffe ich nur, dass die Beschilderung noch immer vorhanden ist oder dass Google mich richtig geleiten kann.

Die Strecke von Neustift nach Nußdorf würde sich auf jeden Fall anbieten – hier sind am Plan so viele Winzer und Buschenschanken eingezeichnet, dass man sich anscheinend nur von einem zum anderen hanteln kann.

Ein paar schöne Herbsttage brauchen wir also noch – und schon geht es los …
Hier findet ihr noch weitere Fotos von meiner Wanderung: Weinwandern am Bisamberg