Der Name Römerbad ist keine Erfindung cleverer Touristiker der Belle Époque. Denn dass die Römer hier schon badeten, belegen Votivsteine für heilbringende Nymphen, Münzen und muldenförmige Wasserbehälter
Im dreizehnten Jahrhundert taucht das Bad in einer Urkunde erstmals auf. 1497 ließ Kaiser Maximilian I. Neubauten errichten, im Jahr der ersten Wiener Türkenbelagerung (1529) zerstörten die Osmanen auch das bescheidene Römerbad und zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts wurde die Töplitz, wie das Bad damals genannt wurde, durch einen Grafen Wildenstein weiter ausgebaut. So richtig bergauf ging es mit Römerbad, nach vielen Besitzerwechseln, aber erst ab 1840. Das hatte das Bad dem Triestiner Großhändler Gustav Adolf Uhlich zu verdanken. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Therme von den Uhlichs zu einem allseits bekannten Kurort ausgebaut, auch dank einer guten Marketingstrategie. Aus dem alten Römerbad Töplitz beim kleinen Ort St. Margarethen (Šmarjeta) wurde der Curort Römerbad, das steirische Gastein. Hört sich doch gleich besser an
Die Promidichte in Römerbad war beachtlich. Die deutsche Kaiserin Augusta, Karoline Murat, eine Schwester Napoleons, und Franz Grillparzer gebrauchten hier die Kur. Den hohen Gästen kann zur ihrer Wahl nur gratuliert werden. Unsere Reisebegleiter, ob in rotem, gelbem oder grünem Leinen gebunden, geizen bei der Beschreibung von Römerbad nicht mit Komplimenten. Beginnen wir mit dem Klima: „Das Klima ist mild und stärkend, die Luft rein, der Himmel heiter, anhaltender Regen selten, und Nachtfröste treten nur in der sehr vorgerückten Herbstzeit ein." Fahren wir mit den Quellen fort: Die von den Römern gebrauchten Quellen entspringen aus dem Dolomit am Fuß des Senoschegg (Senožete). Für die Kurgäste wurden später nur zwei Quellen gefasst, die alte Römerquelle und die Amalienquelle, benannt nach der Frau von Gustav Uhlich. Die eine ist 36 Grad, die andere 38 Grad warm. Und was sprudelt(e) aus der Erde? „Der Geschmack des Thermalwassers hat etwas Pikantes, Bitterliches und durchaus nicht das Ekelhafte und Widerliche erwärmten Wassers. Dem Gefühl nach ist es ungemein weich, seifenartig; echte Perlen laufen in demselben etwas gelblich an." Also Damen – aufgepasst!
Aber wir möchten ja nicht unsere Perlen baden, sondern etwas für die Gesundheit in Römerbad tun: „Sehr viel Analogie durch Temperatur und Kohlensäure-Gehalt hat dieses Wasser mit den Thermen von Gastein, da es auflösend, besänftigend und gelind-stärkend wirkt. Special wirkt es günstig bei Gicht, Lungenknoten, Stockungen im Lymph- und Drüsensystem, fehlerhafter Bildung des Blutes, chronischen Uebeln der Verdauungsorgane, Haut- und Scrophelkrankheiten, allgemeiner und örtlicher Schwäche, langsamer Reconvalescenz, Nervenleiden, Hysterie, Hypochondrie, Flechten, Rheumatismen, Rhachitis und Hämorrhoidalbeschwerden."
Wir wagen nun gar nicht zu fragen, gegen welche Krankheit der Gebrauch einer Römerbader Kur nicht hilft und hoffen nur, dass das Wasser nicht zu auflösend wirkt, wir wollen schließlich noch weiter durch die Untersteiermark reisen.
Die Geschichte geht weiter im Buch "Unterwegs in Altösterreich. Kakanische Reisen von Siebenbürgen bis Triest"
www.verlag-berger.at
Text: Josef Wallner
Fotos: Norbert Eisner