Im kleinen Städtchen Pezinok, kaum 20km von Bratislava entfernt, hat Renáta Hermysová ihre Keramikwerkstätte. Von hier aus gehen kleine Kunstwerke in die ganze Welt.
Eigentlich lebt der Ort am Fuße der Kleinen Karpaten hauptsächlich vom Weinbau und der Landwirtschaft, aber auch die Keramikproduktion wird immer bekannter, hat sie doch auch eine lange Tradition in der Umgebung. Dennoch: viele Einwohner des Ortes pendeln in die Hauptstadt Bratislava zum Arbeiten.
Wer sich für Keramikherstellung interessiert oder das eine oder andere schöne Stück für seine Wohnung anschaffen möchte, sollte in der Majolika R unbedingt vorbei schauen.
Tradition der Keramikherstellung
Bereits im 16. Jahrhundert befassten sich die Habaner (oder Hutterer nach Jakob Hutter) der Keramikherstellung. Die Habaner waren Vertreter der Täuferbewegung, die auf der Flucht aus Deutschland und der Schweiz in die Gegend der Slowakei kamen. Sie lebten und arbeiteten meist in geschlossenen kommunitären Gemeinden (Bruderhöfe oder Haushaben) und hatten große handwerkliche Fähigkeiten, besonders im Töpfern (Habaner Fayencen), außerdem waren sie auch im Weinbau und in der Pharmazie bewandert. Unter der Herrschaft Maria Theresias kam es zu einer starken Rekatholisierung: auch die Habaner mussten entscheiden, entweder zum katholischen Glauben überzutreten oder wegzuziehen. Heute betrachtet man die Amish Gemeinden in den USA als Nachfahren dieser Bewegung.
Die Keramik, die sie erzeugten, war in erster Linie für ihren täglichen Gebrauch bestimmt und daher recht einfach gehalten, allerdings wurden Teile auch weiter verkauft. Einige der Habaner wurden katholisch, blieben im Land und auch die Einheimischen lernten das Töpferhandwerk von ihnen. Ihre Muster und die Art der Keramikproduktion wurden übernommen. Im nahen Modra gab es lange Zeit die größte Keramikproduktion der Slowakei, die sich allerdings in einem von der traditionellen Habaner Muster unterschied: die Farbe Rot wurde von den Habanern nie verwendet. Noch heute wird über die Gründe gerätselt und es bieten sich zwei Erklärungen an: Rot war bei den Habanern negativ besetzt – es stand für Blut, Krieg, für alles Schlechte. Rot war aber auch jene Farbe, die am Teuersten war, da sie Gold enthielt.
Die Einheimischen änderten diese Farbgebung später ab: Die Muster blieben gleich, aber Rot kam als Farbe dazu: Stand Rot doch für die Liebe, für die Rosen, und vieles mehr und so entstand das berühmte Modra Dekor, das vor der Wende fast in jedem slowakischen Haushalt mit einem oder mehreren Stücken vorhanden war.
Die Majolika R
Renáta Hermysová war bereits seit ihrer Schulzeit von Keramik begeistert. Nach der Samtenen Revolution im Jahre 1989 war es dann soweit: sie nutzte die Gunst der Stunde und gründete ihr eigenes privates Unternehmen. Heute führt sie die Firma mit 11 Mitarbeitern, von denen die Hälfte Menschen mit besonderen Bedürfnissen sind.
Renáta versucht einerseits die Tradition der Keramik in dieser Gegend wiederzubeleben, viele der alten Muster (mit rot) werden in ihrer Werkstätte erzeugt. Sie ist auch eine der wenigen Werkstätten, die ihre eigene Tonmischung herstellen (ein Teil des Tons kommt aus der Umgebung, der andere Teil aus Karlsbad) und diesen nicht zukaufen.
Über 250 verschiedene Produkte werden derzeit in der Majolika R produziert, am slowakischen Verkaufsportal www.sashe.sk/Majolika-R findet man ihre Produkte regelmäßig unter den Top Ten. Die traditionellen Keramik-Muster waren eine Zeitlang nicht mehr „in“ und wurden fast nur für Touristen produziert, doch heute zeichnet sich wieder eine Renaissance der Muster auch bei Jüngeren und Einheimischen ab. Im Angebot gibt es auch moderne Serien, es gibt blaues, grünes Dekor, aber auch herzige rosa-weiße Pünktchen-Muster. Und das Beste: Die Keramik kann nicht nur im Mikrowellenherd verwendet werden, sondern man kann sie auch noch in den Geschirrspüler stecken.
Ein Besuch in der Majolika lohnt sich. Man kann nicht nur die verschiedenen Muster bestaunen, sondern lernt auch wie der Ton hergestellt und verarbeitet wird, dass die Grüne Farbe am schwierigsten zu verarbeiten ist, da sie beim Malen eigentlich dunkelbraun ist und erst nach dem Brand grün wird, und vieles mehr.
Außerdem kann man sein Glück an der Töpferscheibe selbst versuchen. Schnell wird man dann – wie unser Kollege bei unserem Besuch – bemerken, dass es gar nicht so einfach ist. Wobei hier festgehalten werden muss, dass er sich ausgezeichnet gehalten hat. Aber Achtung! Es ist eine Anmeldung für die Führung erforderlich!
Natürlich findet man bei dieser reichen Auswahl im Shop auf jeden Fall zumindest ein kleines Kunstwerk als Souvenir zum Mitnehmen. Ich habe mich einfach in zwei Keramikringe verliebt, die ich heute noch gerne trage.
Wer den Weg nicht nach Pezinok auf sich nehmen möchte, kann eine kleine Auswahl der Produkte auch im touristischen Büro in Bratislava erwerben, dort finden auch ab und an Vorführungen im Töpfern statt. Außerdem ist Renàta auf manchen Messen und auf dem Weihnachtsmarkt in Bratislava mit einem kleinen Sortiment vertreten. Oder ihr bestellt euren Keramiktraum einfach im Onlineshop.
Achtet beim Einkauf immer auf den Stempel und das Majolika R-Zeichen auf den Produkten.
Majolika R – Renáta Hermysová
902 03 Pezinok, Vinice 5562/3
E-Shop: www.sashe.sk/Majolika-R
Tel: +421 903 412 440
Tel: (englisch) Monika Vlašičová +421 908 308 191 oder +421 918 190 213
Email:
www.majolika-r.sk (Deutsch, Englisch, Slowakisch)
Facebook: Majolika R
Mehr über Pezinok findet ihr hier auf ask-enrico
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung der Slowakischen Tourismusvertretung Wien
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