Die Vysočina hat viele schöne Ecken zu bieten: eine davon ist die Burg Roštejn.
Es muss nicht immer Telč sein und wenn ihr in der Nähe seid, bleibt einfach länger und besucht die Burg Rosenstein, die nur 12 Kilometer nördlich vom Weltkulturerbe Telč entfernt in den romantischen Jihlaver Bergen liegt.
Die Geschichte der Burg
Das Jahr 1339 gilt als die Geburtsstunde der Burg. Meinhard und Ulrich IV. von Neuhaus, die Herren von Hradec erhalten vom tschechischen König Johann von Luxemburg Telč und geben den Auftrag für den Bau einer Wehrburg, die dann auch 1348 bis 1353 auf einem felsigen Hügel 677 Meter über dem Meeresspiegel gebaut wird. Erster Burggraf wird Martin von Mutice (Mareš z Mutic). 1353 findet man auch die erste schriftliche Erwähnung der Burg in den Landtafeln von Brno.
Der Name der Burg (Rosenstein) leitet sich vom Wappen der Familie ab, einer goldenen fünfblättrigen Rose.
1569 bis 1584 wird die Burg im Auftrag von Zacharias von Neuhaus (Zachariáš von Hradec) zu einem Jagdschloss im Renaissancestil umgebaut. Er legt auch ein weitläufiges Wildgehege rund um die Burg an.
Später folgen die Familien Slavata von Chlum und Košumberk, Christopher Philip von Liechtenstein Kastelkorn und Leopold I. Podstatský von Liechtenstein als Besitzer der Burg nach.
1915 wird der gotische Turm durch einen Blitz getroffen, worauf ein Brand die Burg schwer beschädigt. Allerdings hat man in den Zeiten des Ersten Weltkrieges andere Sorgen und so wird erst 1923 bis 1928 die Reparatur von Dachstühlen und Dächern in Angriff genommen.
1945 beschlagnahmt der tschechoslowakische Staat die Burg, die sich heute im Besitz des Landkreises Vysočina befindet und nun vom Museum Jihlava verwaltet wird.
Der Wiederaufbau der Burg begann 1958, elf Jahre später wird die Burg wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Unser Besuch
Wir kommen an einem teilweise sonnigen Tag nach dem Ende der Besuchersaison an. Gleich sticht der 45 Meter hohe siebeneckige gotische Turm ins Auge, der nun wieder für Besucher zugänglich ist. Ich beginne sofort zu überlegen, wie viele Stufen ich hier wahrscheinlich in die Höhe klettern muss. Aber ich habe Glück: zwar muss ich auf die grandiose Aussicht verzichten, die man von oben auf die Umgebung haben muss, aber unsere Rundgänge beschränken sich bei diesem Besuch auf die Ausstellungen im Inneren der Burg.
Im Burghof werden wird freundlich von PhDr. Kateřina Rozinková, der Kastellanin empfangen. Auch hier fällt sofort auf, dass die Burg eigentlich in den Felsen hinein gebaut wurde. Was muss das für eine Arbeit gewesen sein! Noch heute sind die Felsen (im Hof und später dann in der Burg) zu sehen, die Burgwände beginnen direkt am Felsen.
Wer die Ausstellungen besuchen möchte, findet sich am besten in der ehemaligen schwarzen Küche ein, die einen ersten (kleinen) Eindruck vom früheren Leben auf der Burg gibt. heute kann man hier allerdings nur mit einem Mikrowellenherd kochen. In den Räumen befinden sich nun der Souvenirshop und die Ticketkassa. Zwei verschiedene Touren werden während der Saison von April bis Oktober angeboten: Die eine beschäftigt sich mehr mit den historischen Gegebenheiten der Burg und der Jagd, während sich die zweite mit der Natur und dem Wald auseinandersetzt und auch jede Menge Spaß für junge Besucher bietet.
Deutschsprachige Besucher können auf einen Audioguide in Deutsch zurückgreifen oder für jene Bereichen, die ohne Führung zugänglich sind, Texte in Deutsch erhalten. Für Gruppen können auch fremdsprachige Führungen bei Voranmeldung organisiert werden.
Die Burg kann nicht beheizt werden, daher ist sie auch dem Winter über geschlossen. In früheren Zeiten allerdings war sie trotzdem durchgängig bewohnt. Allerdings nicht von der Herrschaft: Die Besitzer kamen immer nur für ein paar Tage während der Jagdsaison um eben der Jagd zu frönen. Das Personal aber hatte die die Burg durchgehend „in Schuss“ zu halten.
Der historische Rundgang
Wir beginnen unseren Rundgang mit dem historischen Bereich, dessen Eingang gleich neben der schwarzen Küche liegt. Auf uns wartet nun ein Spaziergang vom Mittelalter bis in das beginnende 20. Jahrhundert.
Der erste kleine Raum nimmt ganz Bezug auf den früheren Schwerpunkt der Burg: die Jagd. Neben den prächtigen Geweihen und Waffen ist sogar der Luster aus Geweihen gefertigt. Schnell weiter – ich bin nicht so ein Freund der Jagd.
Im nächsten Saal – in der Bildergalerie – wartet auch noch ein Video auf uns, das die historischen Meilensteine der Burg zeigt. Dieser Raum, bereits wunderschön renoviert, wird auch für Hochzeiten genutzt – ja, man kann sein Jawort auf dieser Burg geben. Die Gemälde an den Wänden stammen allerdings nicht aus dem Besitz der Burg, sondern vom Museum in Jihlava.
Eine kleine Tür bietet den Blick auf einen romantischen Bauvorsprung, von dem man die Aussicht in den Wald genießen kann. Wozu dieser wohl in früheren Zeiten genutzt wurde?
Wir kommen schließlich in den Speise- und Wappensaal. An letzteren kann man sehen, dass Zachariaš von Hradec eine bedeutende Persönlichkeit seiner Zeit war. Die Wände des Wappensaals sind über und über mit Wappen der verschiedenen Herrscherfamilien, aber auch kirchlicher Würdeträger geschmückt.
Auf einem Tablet kann der Besucher erkunden, wem welches Wappen zugeordnet werden konnte. Ein Teil der Malerei stammt aus dem 17. Jahrhundert. Es ist schwierig, die Wappen zu datieren, da sie anscheinend laufend angepasst und auch geändert und ergänzt wurden. Auch in den Archiven der Burg konnte man keine genauen Informationen über die Malereien finden.
Allerdings hat man herausgefunden, dass die Wappen an der südlichen Seite aus einer mittelalterlichen Chronik stammen. So konnten um die 70 Wappen bestimmt werden. Interessant sind besonders die großen Wappen und dass kein Wappen aus dem tschechischen Umfeld entstammt. Anscheinend sind sie also ohne besondere Bedeutung und nur zur Zierde hier aufgemalt worden.
Im Speisesaal kann man sehen wie ein Festmahl damals ausgesehen haben könnte: man beginnt mit der Suppe, dann wird eine Schale mit Schnecken aufgetragen, die auch auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik bis ins 19. Jahrhundert noch üblicherweise gegessen wurde. Es folgen weitere Gänge mit Rindfleisch, Indian (Truthahn), Wild, etc. Zu frühen Zeiten wurde mit den Fingern gegessen, erst Ende des 17. Jahrhunderts beginnt man auch Gabeln zu verwenden. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist auch, dass Mitglieder der Familie Slavota, die Besitzer der Burg im 17. Jahrhundert, zu den ersten in Tschechien gehörten, die Kartoffel aßen.
An diese Tatsache erinnert auch die Schale mit den Kartoffeln, die im nächsten Raum neben Geschirr und anderen Speisen zu sehen ist. Hier wurde zwar nicht gekocht, aber die Speisen angerichtet und dann von diesem Raum aus in das Speisezimmer getragen.
In diesem Zimmer lernen wir auch, dass anfänglich das Geschirr aus Zinn gefertigt wurde und es bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts gedauert hat, um Porzellan herstellen zu können. In diesem Gebiet von Tschechien dauerte es sogar bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis hier die ersten Porzellanmanufakturen entstanden.
Außerdem war Musik ein ständiger Begleiter dieser Feste, wie auch bei der Jagd.
Im Rahmen der Führung sieht man dann in einigen Räumen auch, wie geschickt die Burg förmlich an den Felsen „angeklebt“ wurde.
Auch die Wandmalerei, die ein Pferd zeigt, sollte man beachten. Wahrscheinlich stand auch dabei in erster Linie der Dekorationszweck im Vordergrund. Aus dem Archiv weiß man, dass diese Malerei bereits aus dem 17./18. Jahrhundert stammen muss, da es in einem Buch bereits im 18. Jahrhundert erwähnt wird.
Die Möbel, die wir bei unserem Rundgang sehen, zählen allerdings nicht zur ursprünglichen Ausstattung der Burg. Die Statue des Heiligen Hubertus, des Schutzpatrons der Jagd, ist das einzige, das aus früheren Burgzeiten erhalten geblieben ist. Früher zierte sie den Hof, nun befindet sich die Statue in einem der Zimmer.
Fotografien erinnern in den nächsten Räumen an die letzten Besitzer der Burg und zeigen auch Fotos von der zerstörten Burg nach dem Brand, der beim Turm ausbrach und sich dann auf die restlichen Gebäude weiter verbreitete. Hier endet auch die erste Führung.
Der Gang der Jugend
Ich nenne ihn einmal so, da dieser Teil es wahrscheinlich sein wird, der den kleinen Gästen den größten Spaß bereiten wird. In diesem Gang finden sich immer wieder interaktive Stationen, so kann man in einen Ameisenbau hineinschlüpfen, im Dunkel Tiere des Waldes erraten und den Weg von den Wurzeln eines Baumes bis zu Baumkrone gehen.
Am Ende kann man sich einfach ein wenig ausruhen oder auch weitere Informationen erhalten.
Die Kapelle
Bei unserem weiteren Weg kommen wir bei der Kapelle vorbei und können von oben einen kurzen Blick hinein werfen.
Schwerpunkt Jagd
Dann kommt der Besucher in den nächsten Teil dieses Ausstellungsrundganges, der sich der Jagd widmet. Auch hier gibt es einige interessante Stationen für Kinder: sie können die Felle verschiedener Tiere berühren, lernen wie bestimmte Körper der Waldtiere in der Jägersprache genannt werden oder aber auch – ein Gewehr aus früheren Zeiten in die Hand nehmen – und einiges mehr entdecken.
Der Botanische Saal
An den Wänden kann man im sogenannten botanischen Saal mit Pflanzenabbildungen aus dem 19. Jahrhundert sehen. Sehr beeindruckend. Sie stammen aus dem Herbarium des deutschen Autors Hieronymus Bock, der als Begründer bzw. Erneuerer der modernen Botanik gilt. Man kann sich gar nicht satt sehen, immerhin sind es an die 500 verschiedenen Pflanzenabbildungen.
Bildschirme klären über die einzelnen Pflanzen auf – einige davon gibt es auch schon mit deutscher Übersetzung, ansonsten muss man sich – wenn man des Tschechischen nicht mächtig ist – an die englische Übersetzung halten. Der Raum soll an eine Wiese erinnern, auf der man sich hinlegen kann und die Pflanzen und ihre Zeichnungen und Beschreibungen auf sich wirken lassen kann. Damit den Kindern nicht langweilig wird, wenn sich ihre Eltern in dem Raum länger umschauen wollen, gibt es im Nebenraum ein Spielzimmer für kleine und größere Kinder, das auch gleich das Ende des Rundgangs darstellt.
In der Burg gibt es während der Saison auch immer wieder unterschiedliche Veranstaltungen, von denen die Nachtbesichtigungen sich immer wieder großer Beliebtheit erfreuen, aber auch die unterschiedlichen Kulturprogramme wie Theater- und Konzertvorstellungen, sowie historische Feierlichkeiten finden immer wieder regen Publikumszuspruch.
Weitere Informationen findet man unter www.hrad-rostejn.cz (derzeit in Tschechisch und Englisch - Google hilft)
Die Legenden
Wie es sich gehört, ranken sich auch um die Burg Rosenstein einige Legenden.
Wie der Teufel Roštejn erbaute
Der Herr von Telč wollte eine Burg auf einem Felsenhügel bauen, aber es fehlte ihm leider an Geld und auch an Arbeitern. Schließlich sah er nur eine Möglichkeit: der Teufel sollte helfen. Dieser versprach sogar die Burg in einer Nacht zu bauen. Die Steine wollte er aus Telč besorgen, um pünktlich am Morgen fertig zu sein. Doch in der Altstadt lebte eine kluge Frau, die in den zukünftigen Burgherrn sehr verliebt war und ihm helfen wollte. Daher weckte sie bereits vor Tagesanbruch einen Hahn und brachte diesen zum Krähen.
Als der Teufel den Hahnenschrei hörte, dachte er, dass es bereits morgen wäre und er es nicht geschafft habe, den Bau rechtzeitig zu vollenden. Wütend warf er den letzten Stein auf den Altstädter Teich und rauschte ohne den Burgherren mitzunehmen wieder in die Hölle ab. Die Burg jedoch blieb fast vollendet zurück.
Gregor und die Schweden
Während des Dreißigjährigen Krieges kamen die Schweden auch in diese Region. Damals besaß Gräfin Františka Slavatová das Schloss. Als wieder Gefahr von den angreifenden Schweden drohte, erlaubte die Gräfin den Menschen der umliegenden Dörfer hinter den Mauern des Schlosses Schutz zu suchen. Nur der gierige Bauer Gregor weigerte sich in die Burg zu kommen und blieb auf seinem Bauernhof, wo ihn die Schweden fanden und töten wollten. In seiner großen Angst verriet er den Schweden, wo sich seine Mitbürger versteckt hielten und auch dass ein Geheimgang im Wald zur Burg führt. Doch die Flüchtenden hatten den Eingang zur Burg bereits so gut mit Felsen verschlossen, dass er nicht mehr zu finden war. So konnten die Schweden nicht in die Burg gelangen und bezichtigten den Bauern der Lüge. Als Strafe dafür wurde er getötet und an das Tor der Burg genagelt.
Bis heute soll sein Geist im Korridor über dem Tor herumspuken.
Der Raubritter
Gregor scheint aber nicht der einzige Geist sein, der in Burg Rosenstein spukt. So lebte auf der Burg auch ein grausamer Ritter, der seine Untertanen bis zum letzten Pfennig ausbeutete. Auch vor Mord und Totschlag schreckte er mit einigen Verbündeten nicht zurück. All das Gut und Gold, das er bei seinen Raubzügen einsteckte, bewahrte er sorgfältig in einem Fass auf, das er tief im Untergrund des Schlosses versteckt hielt. Als das Fass fast voll mit Gold gefüllt war, wurde der Ritter plötzlich krank, starb und verwandelte sich in einen bösen Geist, der nun auf seinem blutigen Schatz sitzt und ohne Schlaf auf diesen aufpassen muss.
Zeitweise tauchen im Schloss auch heute noch die Schatten seiner Stiefel auf.
Das Wildgehege von Roštýn
127 Hektar ist das Gehege groß, das schon Ende des 16. Jahrhunderts entstand und damit zu den ältesten in der Tschechischen Republik zählt. Ein naturwissenschaftlicher Lehrpfad mit 11 Informationstafeln führt durch das Gehege, in dem der Besucher erfahren kann, wie das Forstwesen entstand und wie sich die Jagd über die Jahrhunderte entwickelte. Aber auch das Leben, die Gewohnheit und die Traditionen der Förster werden thematisiert. Man erfährt einiges über die Tierpflege, Falknerei und Kynologie und über die Tierarten, die im Gehege leben: Mufflons, Damwild, und Wildschweine.
Startpunkt des Rundgangs ist der Parkplatz bei der Burg. Von dort folgen Sie den gelben Markierungen ins unter der Burg liegende Gehege. Zurück zur Burg führt die blau und grün markierte Wanderroute. Das westliche Tor ist das einzige, das von den ursprünglichen Einfahrten erhalten blieb, den größten historischen Wert haben heute die ursprünglichen Granitsäulen, die für den Bau des Zauns mit einer Gesamtlänge von 4917 Meter verwendet wurden.
Hrad Roštejn
588 56 Doupě 1
Tel: +420 739 382 901
Mobil: +420 733 161 817
Email:
www.hrad-rostejn.cz
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism und der Region Vysočina