In der Böhmischen Schweiz liegt das größte natürliche Felsentor in Europa …
Weiter geht es mit unseren Wandertipps. Wer hätte gedacht, dass ich in meinem Alter noch zu einer so begeisterten Wanderin heran“reife“ – noch dazu mit stark abnehmender Kondition.
Nichtsdestotrotz. Die Wanderung zum Prebischtor war für mich noch leichter zu schaffen als unser Ausflug zu den Thyssaer Wänden. Der Weg ist hier noch besser ausgebaut und das Tor auch ohne Führer leicht zu erreichen. Allerdings ist es berühmter als die Tyssaer Wände, daher sollte man sich zur Hauptsaison auch auf viele Menschen einstellen, die hier hoch wandern. Wir haben es nach dem Sommerferienende in Tschechien besucht und es war zwar einiges los, aber keinesfalls überlaufen.
Wir haben wieder den Vorteil, dass uns unser Kleinbus direkt bis zum Anfang des Weges führt. So ihr auch mit dem Auto anreist, gibt es einige Parkplätze davor und zwar in Hřensko (in der Nähe des Restaurants Klepáč) und wenn alle Wege wieder offen sind auch in Mezní Louka (beim Hotel Mezní Louka). Hier findet ihr auch eine Karte zur Orientierung https://pbrana.cz/de.
Auch wenn beide Parkplätze gebührenpflichtig sind, sollte man anscheinend sein Auto ja nicht am Wegesrand abstellen. Wie ich vernommen habe, kann man da sehr schnell hohe Strafen oder sogar vorher Krallen an den Rädern haben, die einem am Wegfahren hindern.
Wenn ihr in Google Maps Hrensko Parking eingebt, findet ihr auch die verschiedenen Parkmöglichkeiten angezeigt.
Der Waldbrand
Im Moment (Stand 2024) sind nicht alle Wanderwege im Nationalpark geöffnet, da es einen verheerenden Waldbrand 2022 gegeben hat. Noch immer sieht man – bei der Fahrt, aber auch bei den ersten Metern des Weges die verheerenden Auswirkungen: schwarze Ruinen an Bäumen erinnern noch immer in großer Zahl an das Ereignis.
Und obwohl auch die Trockenheit und der Borkenkäfer in der Vergangenheit den Fichten, die auch hier zur schnellen Profitmaximierung gepflanzt worden waren, Schaden angerichtet hatten, war die Brandstiftung (noch dazu an mehreren Orten des Nationalparks) wohl eine der fürchterlichsten Eingriffe. Tagelang zitterte man nicht nur um drei Orte, die evakuiert werden mussten, sondern auch um das Prebischtor, das Falkennest und einige andere historische Gebäude.
Mit viel Glück, dem heroischen Einsatz der Feuerwehrmänner und Hilfe aus Italien und Schweden beim Löschen blieben diese Sehenswürdigkeiten vom Feuer verschont und erhalten. Einige Wege und Klammen, wie z.B. die Edmundsklamm sind jedoch nach wie vor (Stand 2024) für Besucher gesperrt.
Am Anfang des Weges sind die Verwüstungen des Feuers aber – wie schon erzählt – am deutlichsten sichtbar. Dennoch solltet ihr euch ein bisschen Zeit für die Informationstafeln nehmen, die am Wegesrand stehen und die Geschichte des Waldes beleuchten. Auf den Informationstafel lernen wir auch (in deutscher Sprache und bebildert) warum Monokultur zwar vordergründig schnellen Ertrag liefert, aber auf Dauer keinen gesunden Wald hervorbringen kann.
Ranger bemühen sich seit längerem den Wald wieder „natürlich“ zu gestalten. Die Fichte hat nur flache Wurzeln und da sich das Klima ändert und die Trockenheit zunimmt und Wasser im Sandstein besonders rasch versickert, werden die Bedingungen für sie immer ungünstiger. Obwohl in einem Naturschutzgebiet keine menschlichen Eingriffe stattfinden sollen, haben hier die Ranger ein bisschen nachgeholfen.
Doch das meiste schaffte der Wald alleine: Birken, Ebereschen und Kiefern waren die ersten, die sich den Raum zurückeroberten, dann folgten auch Buchen, Eichen und Hainbuchen. Mit Setzlingen von Weißtannen, die früher hier auch zuhause waren, versuchte man diese Entwicklung zu unterstützen und wieder einen natürlichen, gemischten Wald - einen Urwald – aus vielen Baum- und Straucharten zu erhalten, der lange Trockenperioden im Sommer ebenso wie harten Frost im Winter verträgt. Der Wald im Naturschutzgebiet war auf gutem Weg in dieser Entwicklung, doch das Feuer hat nun viel kaputt gemacht. Es wird Jahre dauern, bis die Spuren dieser Katastrophe nicht mehr zu sehen sind.
Wenn man allerdings ein Stückchen weiter wandert, verlieren die kahlen, schwarzen Baumstämme ihren Schrecken und werden von grünen Blättern auf den Bäumen abgelöst. Werft auch immer wieder einen Blick auf die Blumen am Wegesrand (wenn ihr zur richtigen Jahreszeit unterwegs seid) und auf die Felsformationen. Beides ist sehenswert und mit etwas Glück kann man auch Schmetterlinge von Blüte zu Blüte segeln sehen. Leider waren sie immer schneller als ich mit der Kamera.
Das Falkennest
Nach zwei drei Kehren des Weges blitzt plötzlich ein Haus durch den Wald. Man glaubt es kaum beim Näherkommen. Es ist das sogenannte Falkennest, das sich hier in die Felsen und an das Prebischtor schmiegt. Für mich unvorstellbar, wie es gebaut werden konnte. Aber, um ehrlich zu sein, das frage ich mich bei jeder größeren Almhütte im Gebirge.
1881 beauftragte Fürst Edmund Clary-Aldringen, dem das Gebiet um das Prebischtor gehörte, italienische Handwerker mit dem Bau des Schlosses. Er war es auch, der einen festen Weg zum Prebischtor sowie einige Waldwanderwege anlegen ließ und auch Bootsfahrten in der heute nach ihm benannten Schlucht – der Edmundsklamm – für Touristen organisierte und so eigentlich dem Fremdenverkehr den Weg ebnete.
Das Restaurant im Falkennest ist auch heute noch gut besucht und kaum einer der Besucher scheut den Eintritt, um sich im Restaurant oder auf den Tischen unter dem Tor niederzulassen und die Aussicht zu genießen.
Das Prebischtor
Lange Zeit war es auch für Wissenschaftler ein Rätsel, wie das Tor so lange stabil bleiben konnte und nicht in sich zusammenstürzte. Es ist gar noch nicht so lange her, dass man erkannte, dass zwei selbständige Felsen das Tor bilden. Dadurch ist der Bogen nicht so großer Spannung ausgesetzt, die normalerweise durch die Ausdehnung und Schwingung des Sandsteins bei Temperaturunterschieden entstehen.
Dennoch machen Witterungseinflüsse, Klimawandel und Luftverschmutzung dem Tor zu schaffen. Früher war es sogar den Besuchern gestattet über das Tor zu gehen. Um es aber möglichst lange in einem stabilen Zustand für nachfolgende Generationen zu erhalten, wurde dies 1982 verboten.
Nun kann man das Tor in seiner ganzen Pracht vom gegenüberliegendem Plateau betrachten und dort auch die Aussicht in die weitere Umgebung genießen. Auf das Plateau führt eine schmale gesicherte Stiege und bei großem Andrang kann es da schon einmal zur „Schlangenbildung“ kommen. Immerhin kommen pro Jahr an die 100.000 Besucher aus dem In- und Ausland zum Prebischtor.
Doch das Tor ist nicht nur in der Gegenwart ein berühmtes Ausflugsziel, bereits in der Romantik kamen hierher prominente Besucher. 1831 nahm Carl Gustav Carus das Tor in seine „Neun Briefe zur Landschaftsmalerei“ auf und im selben Jahr besuchte auch der 26-jährige Hans Christian Andersen zu ersten Mal das steinerne Tor. Wer weiß, wie es ihn für seine Geschichten inspiriert hat.
Inspiration ist es auch in der Gegenwart: 2004 war das Prebischtor Teil der Kulisse des ersten Filmes über das magische Königreich Narnia.
Vielleicht noch ein paar harte Facts: Das Tor ist die größte natürliche Sandstein-Felsbrücke Europas mit einer Spannweite von 26,5, einer Höhe von 16, einer maximalen Breite von 8 und einer Torbogenstärke von 3 Metern beeindruckt es einem egal ob man es von der Aussichtsplattform auf der anderen Seite beobachtet oder ob man darunter sein Kofola schlürft. Kein Wunder also, dass es als tschechisches Naturdenkmal gilt und das Wahrzeichen der Böhmischen Schweiz geworden ist.
Wir haben uns auf nach unserem Aufstieg unter dem Tor bei einem Kofola (tschechisches Cola – unbedingt probieren. Entweder man liebt es oder man hasst es) kurz ausgerastet und sind dann auf die Aussichtsplattform gegangen. Man kann hier wie da überhaupt nicht aufhören zu fotografieren.
Schließlich ging es auf der gleichen Strecke wieder zurück zu unserem Bus.
Tipp: Bitte erkundigt euch vor eurem Besuch, ob vielleicht andere Wanderstrecken und auch die Edmundsklamm wieder geöffnet sind. Auch dieser Weg soll wunderschön sein und vielleicht habt ihr ja die Chance sie zu durchwandern und zu genießen.
Hier findet ihr weitere Informationen:
https://www.boehmische-schweiz.de/elbsandsteingebirge/sehenswuerdigkeiten.html
Tickets können auch online (günstiger) gebucht werden https://pbrana.cz/tickets-de/ was vorallem in der Hauptsaison empfehlenswert ist, um lange Schlangen bei der Kassa zu vermeiden.
Prebischtor
T: +420604238209
E:
https://pbrana.cz/de/
Wir aber machen uns zu einem nächsten Spaziergang auf …