Skip to main content

Rožnov, bereits zur Zeit der ersten landwirtschaftlichen Kolonisation im 13.Jahrhundert gegründet, spiegelt im Kleinen die Besiedelungsgeschichte der Walachei wider.

Im 16.Jahrhundert entstanden um die Stadt und in den Bergen Streusiedlungen und auf den Bergen oberhalb von Rožnov (auf den Anhöhen Radhošt’, Bača und Černá) breiteten sich Sennhütten und die Weidewirtschaften der Walachen aus.

Die Kirche im Freilichtmuseum Rožnov
Die Kirche im Freilichtmuseum Rožnov

Auch im 20.Jht. zählte das alte hölzerne Städtchen nur an die 3.000 Einwohner, man behielt seine alten Lebensweisen bei – die Armut in der Gegend war hoch. In dieser Zeit jedoch setzte die Wandlung des Städtchens zu einem berühmten Kurort ein: Lungenkranke Patienten aus ganz Mitteleuropa kamen hierher, um in dem ausgezeichneten Klima und durch die aus Schafmilch gewonnene Molke Heilung zu finden.

Im Freilichtmuseum
Im Freilichtmuseum

Die Senner begaben sich täglich nach der Verarbeitung der gewonnen Milch nach Mitternacht ins Tal, auf ihren Rücken oft 10-20 Liter Molke, um sie dann im Morgengrauen in Rožnov an die Kurgäste zu verkaufen. Diese spazierten mit ihrem Kurbecher voller überkochter Molke durch den Park und atmeten die harzig feuchte Luft ein. Bedeutende Persönlichkeiten, wie Sigmund Freud oder Gregor Mendel besuchten die Stadt.

Im Freilichtmuseum
Im Freilichtmuseum - im Dorf bei den Handwerkern

Es entstand ein weitläufiger Kurpark mit Kurheim und die Bewohner begannen Ihre alten Holzhäuser niederzureißen und sie durch gemauerte Bauten zu ersetzten.  Ein Stück alte Kultur begann zu schwinden und für immer verloren zu gehen.

Das Freilichtmuseum – Valašské Muzeum v Přírodě

Die Idee ein Freilichtmuseum zu gründen und so die wertvollen Bauten zu erhalten, entstand in den Köpfen der Brüder Jaroněk. Sie stammten aus Malenovice bei Zlín, besonders Bohumir war von den walachischen Holzhäusern bereits von Jugend an beeindruckt. 1895 besuchte er die ethnographische Ausstellung in Prag, deren Herzstück das „Ausstellungsdorf“ mit ihrer walachischen Siedlung, einem Projekt des slowakischen Architekten Dušan Jurkovič war. 1909 ließen sich die beiden Brüder in Rožnov nieder. Alois Jaroněk lernte auf einer Reise das gerade neu entstandene Museum in der Stadt Aarhus (Dänemark) und dann das erste und größte Freilichtmuseum der Welt – den Skansen bei Stockholm kennen.

Im Freilichtmuseum
Im Freilichtmuseum

1913 tauchte das erste Projekt für das Museum auf, sogar Geldmittel wurden bereits gewonnen, im Jahre 1911 der Museumsverein gegründet – der Weltkrieg verhinderte aber die weitere Verfolgung der Pläne.

Es gibt hier immer wieder Folklore-Veranstaltungen
Es gibt hier auch immer wieder Folklore-Veranstaltungen

Einige Jahre nach Kriegsende war es aber soweit – die beiden Jaroněks und der Museumsverein nutzten die günstige Atmosphäre der Vorbereitungen auf das erste Folklorefestival in der Walachei im Jahre 1925 und setzten durch, dass diese Festlichkeiten bereits am Areal des neu entstandenem Freilichtmuseums stattfanden, das zu der Zeit aus dem Rathaus und dem Bürgerhaus aus der Mitte des 18.Jhts bestand. Zug um Zug wurde erweitert: das aus dem 16.Jht. stammende Vašek-Gasthaus, eine Kopie der Vogtei aus Velké Karlovice, und eine Holzkirche, die der Kirche aus Větřkovice bei Přibor (im Jahre 1887 ausgebrannt) nachgebaut wurde.

Handwerken im Freilichtmuseum
Handwerken im Freilichtmuseum

Wesentlicher Grundsatz blieb all die Jahre: „Das Museum muss lebendig und wahrhaft sein.“ Es sollte keine Ansammlung alter lebloser Holzbauten entstehen, sondern ein lebendiges Museum, das das Leben, die Schwierigkeiten, aber auch die Fertigkeiten der damaligen Menschen den Besuchern nahebringt.

Im Freilichtmuseum
Im Freilichtmuseum

Nach dem Holzstädtchen entstand in den 50er Jahren des 20.Jhts das Walachische Dorf. Auf einem Berghang, oberhalb der Stadt wurden an die 40 Objekte gebaut, die alles zeigen, was zu einem richtigen walachischen Dorf dazugehört.

Im Mühlental
Im Mühlental

Das dritte Areal – das Mühlental – wurde 1983 erschlossen: Mühlen-, Säge-, Walk- und Hammerwerksarbeiten werden hier gezeigt, aber auch die Eingliederung der technischen Objekte in die ländliche Umgebung, vergessene Technologien werden sichtbar gemacht, das volksnahe Schaffen gezeigt, Brauchtum wieder belebt und das gesellschaftliche Leben, der Handel und die Unterhaltung längst vergangener Zeiten rekonstruiert.

Handwerker im Dorf
Handwerker im Dorf

So gibt es auf den Gelänge des Freilichtmuseums das ganze Jahr über Veranstaltungen, die – je nach Jahreszeit – Bräuche, Tätigkeiten und auch Feste den Besuchern nahebringen. Für Kinder ist das Museum ebenfalls ein heißer Tipp: nicht nur dass es im Walachischen Dorf jede Menge Tiere gibt (Esel, Kühe, Hühner, Ziege, Schafe...) gibt es im Holzstädtchen zu bestimmten Veranstaltungen ein tolles Kinderprogramm.

Eine Getreide-Mähmaschine
Eine Getreide-Mähmaschine

Dabei wird vom Kinder schminken, über die unterschiedlichsten Basteleien bis zum Weben viel für die jungen Besucher geboten. Im Mühlental kann man schon mal den Schmied überreden, um ein wenig mitzuhelfen zu können und wenn er es nicht erlaubt, findet man vielleicht die Möglichkeit im Walachischen Dorf beim Powidl einkochen zu helfen oder zumindest zu kosten. Das Programm ist unter https://www.nmvp.cz/de auch in Deutsch abrufbar, ebenso findet ihr dort die Öffnungszeiten und Eintrittspreise.

Das Holzstädtchen

Das Holzstädtchen ist das älteste Areal des Freilichtmuseums. Vorlage für seine Gestaltung war der Marktplatz von Rožnov, der sich bis zur 2.Hälfte des 19.Jhts einer Reihe gezimmerter bürgerlicher Holzhäuser rühmen konnte. Macht mit uns einen Rundgang durch das Städtchen.

Die Kirche der Heiligen Anna von Vétřkovice

Die Kirche ist die Dominante des Marktplatzes. Als Grundlage für den Bau dienten die Baupläne der zu diesem Zeitpunkt bereits ausgebrannten Holzkirche in Vétřkovice. Für den großen Turm über dem Westeingang stand die Kirche in Tichá Pate. Trotz Geldmangels, der einige Änderungen am ursprünglichen Plan zur Folge hatte, wurde die Kirche 1941 fertig gestellt und vier Jahre später geweiht. Die Inneneinrichtung ist aus unterschiedlichen Epochen und stammt aus den Kirchen der Umgebung, da die ursprüngliche Einrichtung dem Brand zum Opfer fiel. Sie wird ständig ergänzt und aktualisiert, um die Atmosphäre einer „richtigen“ Kirche zu schaffen.

Die Kirche mit dem Dorfplatz
Die Kirche mit dem Dorfplatz

Durch den Haupteingang kommt man in den sogenannten „Bettlerraum“, der als Ablageraum für nicht benutztes Kircheninventar diente, aber auch als Platz für Besucher, die keinen festen Sitzplatz in der Kirche hatten oder keinen Platz mehr im Hauptraum fanden. Das Kirchenschiff wird durch den Gang zwischen den Bänken in zwei Hälften geteilt, links und rechts sieht man die 14 Kreuzwegstationen aus der alten 1750 geschlossenen Kirche von Rožnov, seitlich sind an den Bänken Zunftwappen angebracht.

Blick ins Innere der Kirche
Blick ins Innere der Kirche

An der linken Seite des Schiffes befindet sich der geschnitzte Altar des Heiligen Wenzel, im vorderen Bereich des Presbyteriums der Altar der Heiligen Anna. Das Sanktuarium aus dem Ende des 19.Jh sowie der Altartisch stammen aus den Sammlungen des Walachischen Freilichtmuseums. Die Wände des Presbyteriums schmücken Bilder und Plastiken mit religiöser Thematik: die „Kreuzigung“ (Jan Krištof Handke 1694-1774) und „Kreuzabnahme“ (zugeschrieben Josef Sadler 1725-1767)

Rožnov pod Radhoštěm - Altar in der Kirche der Heiligen Anna von Vétřkovice
Rožnov pod Radhoštěm - Altar in der Kirche der Heiligen Anna von Vétřkovice

Im linken Teil des Presbyteriums befindet sich der Eingang in die Sakristei, die allerdings nur von außen eingesehen werden kann.

Souvenirs zum Mitnehmen
Souvenirs zum Mitnehmen

Die Kirche der Hl. Anna ist von einem Friedhof umgeben, der ursprünglich nur symbolischen Charakter hatte. Erst Mitte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entstand die Idee und anschließend die Gründung des sog. Walachischen „Slavín“ (Pantheon) – einem Ehrenplatz für die Bestattung bedeutender Persönlichkeiten der Walachischen Region. Heute kann man auf den Grabsteinen die Namen Prominenter der verschiedensten Gebiete lesen – Literatur, bildende Kunst, Musik, Wissenschaft und Sport.

Bills Haus

Die Geschichte des Bürgerhauses der Familie Bill reicht bis zum Beginn des 17.Jhts zurück. Das Aussehen des Gebäudes – ein einstöckiger gezimmerter Bau mit Söller – zählt zu den typischen städtischen Bürgerhäusern des späten Mittelalters. Im Museum ist nur das Hauptgebäude aufgebaut, das Wirtschaftsgebäude mit den Ställen wurde bis heute noch nicht nachgebaut.  Die aktuelle Gestaltung des Gebäudes zeigt die Wohnstätte eines Bürgers von Rožnov in der zweiten Hälfte des 19.Jhts.

Rožnov pod Radhoštěm - Bills Haus 
Rožnov pod Radhoštěm - Bills Haus 

Der Flur diente vorwiegend zur Lagerung von Lebensmitteln, sowie zur Ablage gerader nicht genutzter Gegenstände, wie von Trögen oder von Bottichen. In großen Kesseln wurde hier Pflaumenmus gekocht und andere Tätigkeiten, die viel Platz benötigten, durchgeführt.

Im Inneren von Bills Haus
Im Inneren von Bills Haus

Vom Flur her kommt der Besucher in die kleine Küche. Hier spielte sich das gesamte Familienleben ab. Essen wurde auf einem vom Flur befeuerten Ofen zubereitet, der auch das Paradezimmer (die Stube im Erdgeschoss, die als Repräsentationsraum für Ehrengäste galt) beheizt. Dieses Zimmer ist auch mit besseren Möbeln und Geschirr eingerichtet.

Rožnov pod Radhoštěm - Bills Haus 
Rožnov pod Radhoštěm - Bills Haus 

In der Kammer gegenüber der Küche wurden Lebensmittel und größeres Geschirr gelagert. Eine schmale, steile Treppe führt in den ersten Stock, indem sich normalerweise Lagerkammern befanden. In Rožnov bauten viele Bürger den ersten Stock als Gästezimmer für Kurgäste um und verdienten sich damit zusätzliches Geld. Nach ihren Einrichtungen und der Größe wurden die Gästezimmer von den Beamten des Gemeindeamtes beurteilt und in verschiedene Kategorien eingeteilt, nach denen sich dann der Mietpreis richtete. Gleichzeitig übte das Gemeindeamt die allgemeine Hygieneaufsicht aus, um die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden. Im Bill-Haus finden sich zwei dieser Gästezimmer.

Das Rathaus von Rožnov

Das ursprüngliche Rathaus stand seit 1770 an der Ecke des Marktplatzes von Rožnov.
In dem einstöckigen Haus mit Söller präsentiert das Museum das Amtsgebäude einer Kleinstadt. Zweimal wöchentlich traf sich hier der Gemeinderat und einmal im Monat wurden im Rathaus Bürgersitzungen abgehalten. Der Amtsdiener, der sich auch um die Häftlinge kümmern musste, bewohnte früher einen Raum im Erdgeschoss. Das Gefängnis und eine Wagenscheune befanden sich im Hof.

Rožnov pod Radhoštěm - Rathaus 
Rožnov pod Radhoštěm - Rathaus 

Durch die Tür vom Söller kommt man in einen geräumigen Gang, in dem die Bekanntmachungen ausgehängt waren, auf der rechten Seite finden sich zwei Heber, mit denen die Dachstühle zur Auswechslung von beschädigten Balken angehoben werden konnten. Dieser Heber konnte auch von den Gemeindemitglieder ausgeliehen werden.

Im Freilichtmuseum
Im Freilichtmuseum

Durch die erste Tür geht es in den Kolonialwarenladen von Barbora Hanáková, dieser vermittelt den Eindruck eines Geschäftes in einer Kleinstadt der 20er Jahre des 20.Jhts. Zu seiner Grundausstattung gehört die lange, mit auffälligen Werbetafeln versehene Ladentheke, Dahinter steht eine Regalwand mit Schubladen zur Aufbewahrung der angebotenen Waren. Es gab Mehl, Buchweizen, Hirse, Mohn, Hülsenfrüchte, aber auch Brot und kleines Gebäck, Zichorienkaffee, Kakao, Tee, Quargeln, Fisch, Salz, Gurken und für die Kinder Bonbons, Zuckerlutscher und Schokoladenbruch. Petroleumlampen, Malerpinsel, Seifen, Kerzen, Nägel, Bürsten – all das durfte im damaligen Sortiment nicht fehlen.

Der Gemischtwarenladen
Der Gemischtwarenladen

Durch eine weitere Türe gelangt man in das Postamt, das die Zeit um die Jahrhundertwende (1890-1910) zeigt: die Amtsblätter, Uniformen, Wandtelefon, Morse-Telegraf, Stempel, Siegelwachs, Waage und einiges mehr.

Über die Treppe gelangt man in den großen Sitzungssaal im ersten Stock. Hier befindet sich auch der kleine, geschnitzte Tisch des Amtsschreibers, der Aktenschrank und die eiserne Gemeindekasse. Im Hilfsbüro daneben wurden Schriftstücke abgelegt oder einige Amtshandlungen durchgeführt. Außerdem diente der Raum gelegentlich zur Übernachtung für Oberbeamte des österreichischen Verwaltungsapparates.

Im Freilichtmuseum
Im Freilichtmuseum

Neben dem Rathaus befindet sich das úlik aus Fryštákl bei Zlín: ein länglicher Schuppen, der gepechte Stroheimer und lange Leitern beherbergt. Daneben ein Brunnen, der bei einem Brand für genügend Wasser sorgen sollte. Der Hl. Florian, der Schutzpatron der Feuerwehr, blickt von der Außenseite des Rathauses auf den Schuppen herab.

Das Gasthaus „U Vašců“

Das Gebäude stammt aus der ersten Hälfte des 17.Jhts und ist das älteste erhalten gebliebene gezimmerte Haus in Mähren. Ähnlich wie die anderen Bauten ist es ein einstöckiges, von Renaissance-Einflüssen geprägtes, gezimmertes Gebäude mit Söller. Im Söller stand an der Wand eine lange Bank, auf der die Frauen nach der Kirche Platz nahmen, während die Männer im Wirtshaus waren.

Rožnov pod Radhoštěm - Gasthaus „U Vašců“ 
Rožnov pod Radhoštěm - Gasthaus „U Vašců“ 

Die Innenräume des Gasthauses waren durch einen schmalen Gang getrennt, von dem man in die Küche gelangte. Gegenüber dieser befand sich ein kleiner Raum, der als Kühlraum für Flaschenbier diente. Die Tür am Ende des Ganges führt in den großen Saal, wo Familienfeste – Hochzeiten, wie Begräbnisse – stattfanden. Eine Überlieferung besagt, dass die Wirtin des „ U Vašců“ jeder Braut, die in ihrem Gasthaus feierte eine gestickte Haube schenkte.

Im Inneren des Gasthauses
Im Inneren des Gasthauses

Außer Bier wurde hier Wein ausgeschenkt und zum Essen nur Quargeln, Gulasch und Brot gereicht. Die Einwohner von Rožnov hatten im Saal ihre eigenen nummerierten Plätze und auch eigene Gläser.

Heute wird hier zeitgenössische, aber auch traditionelle Küche der Walachischen Region serviert – probiert auf jeden Fall die Sauerkrautsuppe – sie ist die Versuchung Wert.

Das Wirtshaus „Zum letzten Groschen“ Hospoda Na posledním groši

Das Haus ist eine Nachbildung der Žingora-Hütte, die am Marktplatz Von Rožnov stand. Leider war das Originalgebäude, das aus dem 18.Jahrhundert stammte und zu den ältesten Gebäuden des Marktplatzes zählte, bereits sehr baufällig und konnte daher nicht versetzt werden.

Die Krautsuppe - ein Gedicht 
Die Krautsuppe - ein Gedicht 

Die Außengestalt ließ man unverändert, die Innenräume wurden jedoch umgebaut und so wurde aus der Žingora-Hütte ein stilvolles walachisches Wirtshaus. Der Name des Wirthauses erinnert an das berühmte walachische Wirtshaus, das 1895 anlässlich der Völkerkunde-Ausstellung auf dem Prager Messegelände errichtet wurde.

Die Vogtei von Velké Karlovice

Mit der Vogtei hat der Besucher die Möglichkeit die Wohnstätte eines reichen Bauern – des Vogtes – kennenzulernen. Dem Vogt wurden damals von der Obrigkeit verschiedene Aufgaben und Pflichten übertragen, für seinen Dienst, bei dem er die Obrigkeit in der Gemeinde vertrat, erhielt er den doppelten Anteil an Land, zusätzlich hatte er das Recht eine Mühle, ein Sägewerk und eine Walke zu errichten, Herrschaftsbier und Schnaps auszuschenken.

Die Vogtei 
Die Vogtei 

Durch den Eingang gelangt man in eine geräumige Diele, die als Ablageraum für größere, selten genützte Gegenstände oder zur Lagerung von Grundnahrungsmittel diente. Die linke Tür führt in das große Wohnzimmer der Familie. Dieses diente auch zur Versammlung der Untergebenen (Z.B. für die Arbeitseinteilung) oder für andere Amtshandlungen, die meistens am Sonntagnachmittag stattgefunden haben.

Im Inneren der Vogtei
Im Inneren der Vogtei

Den Großteil der Stube nimmt der Ofen ein, gegenüber befindet sich die sog. Heiligenecke mit einem Eckschrank für wertvolle Schriften, Büchern und Kultgegenstände. An seinen Seiten hängen Glasmalereien mit Heiligen. Am Tisch mit Bänken versammelte sich früher die gesamte Familie. Das Bett in der Ecke war für den Vogt und seine Gattin bestimmt, die restlichen Familienmitglieder schliefen entweder auf dem Ofen oder auf einer Bank mit umklappbarer Lehne, der sog. žingla. Ein kleiner Raum hinter der Küche, in der Walachei „chalúpka – výminek“ genannt, war der Wohnraum der Eltern des Wirts. Hier sieht man heute einen Webstuhl, an dem das Weben von Leintüchern gezeigt wird.

Bei den Tuchmachern
Bei den Tuchmachern

In den ersten Stock – „podhůří“ genannt – kommt man über eine schmale Holztreppe. Ursprünglich waren hier Lagerräume, aber auch die Dienerschaft wurde hier untergebracht. In der breiten Diele, teils Wohnraum, teils Lager findet man große Truhen, in denen Getreide und gewebtes Leinen gelagert wurde – eine Mangel steht für das fertige Leinen bereit. Im Raum findet sich noch ein Bett, in dem zwei Mägde schliefen – in der Truhe und an den Wänden ist ihr gesamtes bescheidenes Hab und Gut zu sehen.

Ein Zimmer im Freilichtmuseum
Ein Zimmer im Freilichtmuseum

Die große Stube daneben, mit Mobiliar von 1908 eingerichtet, diente als Paradezimmer. Diese Möbel demonstrieren den Reichtum des Eigentümers. An den Wänden hängen eingerahmte Fotos der Vogtsfamilie. Die Kleidung wird hier in Schränken und Kommoden aufbewahrt, nicht in Truhen. Weiter geht es in das bescheidene Quartier der kranken Mutter des Vogtes. Sie war pflegebedürftig und verbrachte hier ihr restliches Leben im Bett. Ihr ganzer Besitz befand sich in einer Truhe und einem kleinen Schrank.

Der kleine Glockenturm aus Horní Lidec
Der kleine Glockenturm aus Horní Lideč

Hinter ihrem Zimmer befinden sich noch weitere Lagerkammern, in denen Brotkörbe, Töpfe, Bottiche, Messbecher, Siebe und Waagen, wie auch Äpfel, Sliwowitz, Pflaumenmus, Kräuter, Butterschmalz, Mohn, Nüsse und anderes untergebracht waren. Beachtet auch die Klotzbeuten (Bienenstöcke), die am Bach im Vogteigarten stehen, mit den figural geschnitzten Fluglöchern.

Die Brennerei Vlček von Lačnov

Die Brennerei war ein Teil des Anwesens der Familie Vlček. Sie stand am Ufer eines Baches und versorgte ausschließlich die eigene Familie und die Nachbarschaft. Erst ab 1835 war es erlaubt, steuerfrei zu Hause Alkohol bis zu einer Gesamtmenge von 56 Litern zu brennen. Für das Brennen war kein spezieller Raum notwendig, oft wurden einfach die Scheune oder ein Holzschuppen dafür verwendet, die wichtigsten Einrichtungsgegenstände waren der Kessel und die Kühlvorrichtung.

Der Windenbrunnen aus Horní Lideč
Der Windenbrunnen aus Horní Lideč

In der Walachei wurde der Schnaps überwiegend aus Pflaumen hergestellt – in schlechteren Erntejahren verwendete man auch Äpfel, doch der Apfelbrand galt als minderwertiger. Das Obst wurde in Bottichen gelagert, wo es bis zum Brennen gärte, die Brennsaison begann im November oder Dezember. Wenn fremde Bauern bei Vlček brennen wollten, mussten sie sich in einer Warteliste eintragen.

Das historische Ringelspiel
Das historische Ringelspiel

Die Maische wurde dann mittels eines Blechtopfes vom Wagen des „Gastbrenners“ in Tröge und Bottiche der Brennerei umgefüllt. Neben der Maische brauchte der Bauer auch das zum Brennen nötige Holz mit. Der eigentliche Brennvorgang wurde immer vom Eigentümer überwacht, bei gröberen Arbeiten half der Kunde mit. Kindern und Jugendlichen war der Zutritt in der Brennerei verboten.

Blick in die Ausstellung 
Blick in die Ausstellung 

Der Kessel mit der Maische durfte nur zu vier Fünftel gefüllt werden, damit der Schaum und die blubbernde Maische genügend Platz hatten. Nach der Füllung wurde der obere Teil des Kessels zugeschraubt. Während des Brennvorganges wurde die Maische mittels einer Kurbel umgerührt um zu vermeiden dass sie anbrannte. Über die Kühlvorrichtung wurden die Alkoholdämpfe abgeleitet - ungefähr nach einer halben Stunde entstand der erste Tropfen Alkohol. Der Lutter – so nannte man die Flüssigkeit, die beim ersten Brenndurchgang entstand, - wurde dann nochmals in einem zweiten Durchgang im gleichen Kessel, der vorher von den Maischeresten gereinigt worden war, zu hochwertigem Alkohol destilliert.

Im Freilichtmuseum
Im Freilichtmuseum

Der gebrannte Sliwowitz wurde in Korbflaschen umgefüllt. Eigentlich diente er nur dem Eigenbedarf, er wurde aber auch an Einzelkunden, Händler und Gastwirte verkauft.

Das Walachische Dorf

Im größten Areal des Museums wurde 1962 mit dem Aufbau des walachischen Dorfes begonnen, der aber bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Fast jedes Jahr kommen weitere Wohn- und Wirtschaftsobjekte dazu, die in die Landschaft passend aufgestellt werden. Ziel ist die Rekonstruktion einer typischen Ansiedlung in der Landschaft zu schaffen, wie sie von vielen Generationen nach und nach gestaltet wurde.

Mit der Pferdekutsche geht es bequem den Dorfhügel hinauf
Mit der Pferdekutsche geht es bequem den Dorfhügel hinauf

Die Gruppen von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden wechseln mit kleinen Feldern, Obstbäumen, Gärten und Bienenstöcken. Pferde, Rinder und Geflügel finden sich ebenso wie die Schafherde, die sogenannten „Walachinen“. Eine besondere Rasse, die im europäischen Genfond eingetragen ist. Derzeit können verschiedene Häuser und deren „Innenleben“ mit Wirtschaftsobjekten, Brunnen, einer Obstdarre, eine Schule, ein Glockenturm, eine Windmühle und eine Schmiede besichtigt werden. Eines der Anwesen wird ganzjährig für die Zucht von Haustieren genutzt.

In der Weberei
In der Weberei

Das Gasthaus Šturala bietet ein reiches Angebot traditioneller Speisen – während des ganzen Jahres werden Veranstaltungen angeboten, die über das traditionelle landwirtschaftliche Arbeiten, Hausarbeiten, Wirtschaften und Bräuche informieren. Das charakteristische Merkmal der Landwirtschaft in der Walachei war die Weidenutzung zur Haltung von Kleinvieh - die Almwirtschaft.

Auch der Esel begrüßt die Besucher
Auch ein Esel begrüßt die Besucher

Diese Viehhaltung brachten Hirten mit, die ab dem 15. Jahrhundert aus dem Gebiet der Slowakei und des heutigen Polens in die Beskiden und das Javorník-Gebirge kamen. Sie besiedelten höher gelegene, ursprünglich bewaldete Flächen. Die größte Blüte erreichte die Almwirtschaft im 17. und 18. Jahrhundert. Damals gab es in jedem Bergdorf bis zu mehreren Hundert Schafe und etwa zehn Almbetriebe.

Auch Kühe gibt es im Dorf zu sehen
Auch Kühe gibt es im Dorf zu sehen

Das Walachische Dorf zeigt drei Typen dieser Almwirtschaft. Als ein Beispiel dient die Amhütte von Černá hora bei Radhošt'. Sie diente ihrem Zweck noch in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und auch heute noch gibt es darin Vorführungen der Schafkäseproduktion. Die anderen beiden Typen sind durch das sogenannte "Stánisko" von Karolinka - Rákošové und die Almhütte auf "Fassleitern" vertreten. Erstere war eine saisonbedingte wirtschaftliche Gemeinschaft von vier, früher miteinander verwandten Familien. Zweitere stammt aus der Südwalachei, sie wurde im Verlauf eines Sommers von einem Ort zum anderen transportiert, je nachdem, wo das Schafsgehege stand.

Im Freilichtmuseum 
Im Freilichtmuseum 

Der reichste Bauer war damals der Vogt - Erbscholz - der die Obrigkeit vertrat. Als Beispiel für ein Haus eines Mittelbergbauers dient der Weidenhof von Velké Karlovice - Miloňov. Als modernes Bauelement gilt die seitlich angeordnete Wohnkammer neben der Stube, sowie der steinerne Schornstein, der auf Meseritischer Herrengüter nach der Verkündung des sog. "Feuerpatents" durch Josef II. im Jahr 1786 bei jedem Neubau, auch in den Bergen, Pflicht war.

Als Beispiel für die Behausung der ärmsten Gesellschaftsschicht auf dem walachischen Land steht die Hütte Nr. 70 von Leskovec bei Vsetín. Das Haus eines "Landlosen" verkörpert die wohl im gesamten Raum  der Westkarpaten verbreitetste Behausung. Der zweigeteilte Grundriss mit kleiner Stube und Diele bot nur 5,5m² Wohnfläche, denn ein Drittel des Raums nahm der Ofen ein.

Rožnov pod Radhoštěm - Das Dorf 
Rožnov pod Radhoštěm - Das Dorf 

Beim Spaziergang durch das Dorf kann man nicht nur in einzelne Räume schauen, sondern auch den Schmied bei seiner Arbeit erleben, dem Müller zusehen oder erfahren, wie früher Sauerkraut gemacht wurde oder Pflaumenmus. Es ist ein Spaziergang in und durch die Vergangenheit und schärft den Blick für die Geschichte.

Ein Tipp: eine Pferdekutsche bringt die Besucher an den höchsten Punkt des Hanges und man kann bequem hinunter spazieren. Ein neues Service, das sehr gut bei Jung und Alt ankommt. Besucht das Dorf - besonders um die Weihnachtszeit bietet es eine unvergessliche Atmosphäre für ihre Besucher.

Das Mühlental

Das Areal "Mlýnská dolina" (Mühltal) ist der jüngste Teil des Museumsgeländes. Rund um den alten Mühlgraben stehen seit 1982 die technischen Bauten im Vordergrund. Sie zeigen neben dem alltäglichen Leben der damaligen Bevölkerung auch ihre technischen Fertigkeiten und die Fähigkeit der Nutzung der natürlichen Ressourcen.

Im Mühlental
Im Mühlental

Im Unterschied zu den meisten ähnlichen Freilichtmuseen sind alle Objekte in Betrieb, sodass man den Müllern, Holzarbeitern oder Schmieden bei der Arbeit über die Schulter schauen kann. An den funktionsfähigen Anlagen wird gezeigt, wie damals Tuche verfilzt, Getreide gemahlen, Bretter geschnitten, Öl gepresst, rohes Eisen geschmiedet und Eisenwerkzeuge gefertigt wurden. Die einzelnen Bauten stellen mit ihren bewundernswerten Mechanismen einzigartige Dokumente der menschlichen Erfindungskraft dar.

Das Hammerwerk im Mühlental 
Das Hammerwerk im Mühlental 

Die Anordnung der Walke, der Mühle und Einblattsägewerks entspricht der Originalanlage von Velké Karlovice, Tal Podt'até, deren Nachbildung die Objekte darstellen. Das historische Ölpresswerk von Brumov ist ein Beispiel für die Nutzung menschlicher Kraft zur Gewinnung von Öl aus Kernen und Samen, das Objekt der Schmiede von Horní Lideč dokumentiert den Umgang der Handwerker mit Eisen.

Handwerker bei der Arbeit
Handwerker bei der Arbeit

Der Stolz des gesamten Mühltals ist die Nachbildung des Hammerwerks von Ostravice, dessen Hammer und Schmiedefeuer vom starken Wasserstrom angetrieben werden, Zum Hammerwerk gehört die Nachbildung der Wagenremise von Ostravice mit der ständigen Ausstellung "Verkehrsmittel der Region Walachei".

In der Kutschenausstellung
In der Kutschenausstellung

Diese zeigt die verschiedensten Kutschen und Wägen und technische Geräte wie z.B. einen der ersten Mähdrescher. Unter den ausgestellten Wägen ist ein sogenannter "Österreicher": ein Wagen mit mährische, Korb. Dieser war untrennbarer Bestandteil des Wagens, der zum Transport von Personen, Gepäck, Waren, etc. verwendet wurde. Der Korb wurde entweder aus Ruten oder Holzspänen geflochten oder aus Holz hergestellt. Manchmal wurde der Korb auch mit Farbe bemalt oder zierlich ausgeflochten.

Ein Österreicher - ein Wagen mit einem mährischen Korb
Der Österreicher - ein Wagen mit einem mährischen Korb

Er hatte Sitze und manchmal auch Seitentüren. Der Wagen wurde insbesondere für Reisen zu Jahrmärkten, Märkten, Behörden, bei Hochzeiten und auch bei verschiedener Geschäftstätigkeit verwendet. Er sei hier aber nur als Beispiel angeführt. Allein bei dieser Ausstellung werden interessierte Besucher einige Zeit brauchen, um staunend alle Ausstellungsstücke würdigen zu können. Dann geht es weiter in das eigentliche Mühlental.

Das Sägewerk
Das Sägewerk

Hier findet man die Wassermühle, die Walkmühle, die zur Herstellung von Tuch diente, das Sägewerk zum Schneiden von Brettern, die Ölpresse und das Wasserhammerwerk. Mit Ausnahme der Ölpresse, die aus dem 17.Jahrhundert stammt sind die Walkmühle, die Wassermühle und das Sägewerk Kopien derjenigen Objekte, die fast 200 Jahre den Bewohnern von Velké Karlovice dienten. Auch hier dominiert Holz als Baumaterial für das Haus, die Mühle und das Sägewerk, wie auch für die Gegenstände des täglichen Gebrauchs.

Im Mühlental
Im Mühlental

Eine besondere Bedeutung in diesem Areal hat das Hammerwerk. Hier zeigt sich wie der Mensch alle Angebote der Natur seiner Umgebung nutzte: das Wasser, das Holz und das Eisenerz. Das gemauerte Objekt ist eine Rekonstruktion des Hammerwerkes „Tadeáš“, das eines der drei Werke der erzbischöflichen Eisenwerke in Ostravice war. Erzeugt wurden landwirtschaftliche Geräte, Schaufeln, Kreuzhacken, Nägel und Türbänder. Während der ganzen Saison zeigen hier Schmiede, wie sie Feueresse und Amboss bedienen.

Bick in die Schmiede
Blick in die Schmiede

Valašské muzeum v přírodě
 Palacký 634, 756 61 Rožnov prod Radhoštěm
Telefon: +420 571 757 111
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
https://www.nmvp.cz/de/roznov

Interessante Links

https://www.visitroznov.cz/de/ (Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch und Tschechisch)
https://www.nmvp.cz/de/roznov (Deutsch, Englisch, Tschechisch)

Der Besuch erfolgte sowohl privat als auch im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism