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Die Geschichte von Vyšší Brod – Hohenfurth - ist eng mit dem gleichnamigen Zisterzienser Kloster verknüpft, das während der Oberösterreichisch-Südböhmischen Landesausstellung einen ganz besonderen Schatz nach langen Jahren wieder seinen Besuchern zeigen konnte – das Zawischkreuz.

Die Geschichte

Bereits in römischen Zeiten gab es in dieser Gegend einen uralten Steig, den römische Kaufleute auf ihrem Weg zu den Bojern und die germanischen Markomannen zum römischen Markt nach Linz benutzten. 906 wird erwähnt, dass Kaufleute aus Böhmen hier Sklaven, Pferde und Wachs auf die Donaumärkte brachten um sie gegen Salz zu tauschen. 1198 und 1215 wird der Steig „Saumtierstraße“, „Saumtierweg“ oder einfach als „aller Weg nach Böhmen“ bezeichnet. 

Die Bibliothek von Vyšší Brod 
Die Bibliothek von Vyšší Brod 

In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird hier auch von einem alten Weg – antigua via – der von Passau über Helfenberg führte, berichtet. An der Stelle, wo sich beide Landeswege trafen stand bereits vor 1259 eine, wahrscheinlich aus Holz gebaute, Kaufmannskirche.

Hier erhält man Informationen über die Gruft und das Zawischkreuz 
Hier erhält man Informationen über die Gruft und das Zawischkreuz 

Die Siedlung entstand wahrscheinlich schon vor 1250 in der Nähe einer Furt über die Moldau, über die ein wichtiger Handelsweg von Böhmen nach Oberösterreich führte. Im ursprünglichen Besitz der Witigonen gelangte sie nach dem Tod von Witiko von Prčice an die Rosenberger. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus 1259, dem Gründungsjahr des Zisterzienserklosters durch Wok von Rosenberg. Die erste Erwähnung der tschechischen Namenform „Vyšebrod“ stammt aus 1394. 1422 zerstören die Hussiten die Stadt und das Kloster. 1528 erhebt Johann III. von Rosenberg die Siedlung zur Stadt. Bis 1611 üben die Herren von Rosenberg das Patronat über das Kloster und die Stadt aus, danach geht es zuerst auf die neuen Besitzer von Krumau – die Herren von Eggenberg über, ab 1719 liegt es dann bei den Schwarzenbergern. Von 1822 bis 1848 übte das Kloster auch die weltliche Herrschaft über den Ort aus, 1870 – nachdem Hohenfurth der Bezirkshauptmannschaft Kaplitz 1950 unterstellt worden war, erhielt Hohenfurth Stadtrechte.

Vyšší Brod 
Vyšší Brod 

Durch das Münchner Abkommen wurde Hohenfurth 1938 bis 1945 ein Teil des Gau Oberdonau. Zahlreiche wertvolle Gegenstände wurden Ende des Krieges durch die SS Linz geraubt, im oberösterreichischen Landesmuseum ausgestellt und erst 2009 wieder an das Kloster restituiert.

Zisterzienser Stift Hohenfurth
Zisterzienser Stift Hohenfurth

Auf Grund der Beneš-Dekrete wurde auch hier die deutschsprachige Bevölkerung vertrieben, mit dem Kommunismus und der Errichtung des „Eisernen Vorhangs“ wurde Vyšší Brod zum Grenzgebiet, zahlreiche der umliegenden Dörfer wurden entsiedelt.

Nach der samtenen Revolution 1989 wurde Hohenfuth 1994 wieder zur Stadt erhoben und nach und nach entwickelt sich hier der Tourismus zu einem wirtschaftlichen Faktor, der zur weiteren Entwicklung der Stadt positiv beiträgt.

Sehenswürdigkeiten:

Neben vielen Ausflugsmöglichkeiten, wie unter anderem zum Lipno Stausee ist das Zisterzienserkloster sicher die bedeutendste Sehenswürdigkeit und der Besuchsmagnet des Ortes.

Das Zisterzienserkloster von Vyšší Brod


Das Zisterzienserkloster Vyšší Brod (Abtei Hohenfurth) wurde im 13. Jahrhundert gegründet und ist trotz seiner wechselvollen Geschichte seit 750 Jahre ein geistiges und auch weltliches Zentrum in Südböhmen.

Vyšší Brod (Hohenfurth) 
Vyšší Brod (Hohenfurth) 

Eine Legende berichtet folgendes über die Gründung: 
1259 geriet Wok von Rosenberg auf seinem Weg durch die Moldau in Lebensgefahr und wäre beinahe ertrunken, hätte ihn nicht die Jungfrau Maria gewarnt und ihm den Weg zur weiter oben liegenden Furt gewiesen. Aus Dankbarkeit über seine Errettung schwor er hier ein Kloster bauen zu lassen.
Auf Wunsch seiner Ehefrau, Hedwig von Schaunburg, wurden zwölf Zisterziensermönche aus dem Stift Wilhering bei Linz aus Oberösterreich zur Klostergründung geholt. Am 1.Juni 1259 weihte der damalige Bischof von Prag, Johann III. die neue, ursprüngliche hölzerne, Klosterkirche. Erst zwischen 1270 und 1280 wurde mit dem Aufbau aus Stein begonnen und zwischen 1360 und 1370 das Gewölbe der dreischiffigen Kirche vollendet.

Eingang zum Kloster 
Eingang zum Kloster 

Auf Wunsch des Klostergründers sind zehn Generationen seiner Familie hier beigesetzt, sodass die Kirche das bedeutendeste tschechische Geschlechtsmausoleum mit einer Kontinuität vom 13. bis ins 17.Jahrhundert darstellt. 

In der Bibliothek des Stifts
In der Bibliothek des Stifts

In seiner wechselvollen Geschichte wurde das Kloster nur zweimal - während der Nationalsozialisten und unter den Kommunisten - aufgehoben. Die Zisterzienser überstanden sowohl die schwierige Hussitenzeit (obwohl diese das Kloster 1422 eroberten) wie auch die Klosteraufhebungen durch Joseph II. Um dieser zu entgehen, wurde ihnen jedoch die Verpflichtung aufgelegt, vier bzw. fünf Professoren für die Philosophische Lehranstalt und später an das deutsche Gymnasium in Budweis zu stellen. Diese Vereinbarung dauerte bis 1921.

Hohenfurth war lange Zeit auch ein sehr bedeutendes Zentrum: um 1530 umfasste die Grundherrschaft der Abtei die Märkte Hohenfurth und Höritz, sowie weitere 108 Dörfer.

Vyšší Brod 
Vyšší Brod 

Im Dreißigjährigen Krieg musste das Kloster zahlreiche Einquartierungen und Plünderungen erdulden, der Konvent war zeitweise in anderen Klöstern untergebracht. 1627 erhielt der Abt wieder Sitz und Stimme im böhmischen Landtag. Um 1650 besaß das Kloster auch noch das Stiftgut Komarzitz, das gesondert verwaltet wurde. Die Mönche übernahmen zunehmend die Seelsorge in den Patronantspfarreien, da es an Diözesanpriestern mangelte.
1690 beschädigte ein Feuer das Kloster stark.

Im Stift
Im Stift

In der Mitte des 17. Jahrhunderts, nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Kloster hoch verschuldet. 
Während des Josephinismus entging das Kloster nur knapp der Aufhebung. 1786 wurde der Abt zwar seines Amtes enthoben, die Aufnahme von Novizen verboten und der Grundbesitz teilweise aufgeteilt, doch 1789 wurde dies mit kaiserlicher Verfügung wieder rückgängig gemacht und 1790 erhielt das Kloster seine Privilegien wieder zurück.

Vyšší Brod 
Vyšší Brod 

Im 19. Jahrhundert erlebte das Kloster wieder eine Blütezeit: umfangreiche Baumaßnahmen wurden vorgenommen, 1904 wurde auf Klostergrund sogar ein Elektrizitätswerk errichtet und das Kloster beteiligte sich 1911 am Bau und Betrieb der elektrischen Eisenbahn. 

Die Bodenreform nach der Gründung der Tschechoslowakei führte zum Verlust eines Teils des Grundbesitzes des Klosters, dennoch wurde die Renovierung der Klosterkirche ebenso wie weiterer Pfarrkirchen und der Pfarrhöfe durchgeführt. Mit diesen Maßnahmen konnten in den Jahren 1929 und 1930 während großer Arbeitslosigkeit für viele Menschen Jobs geschaffen werden und ihr Überleben erleichtert werden.

In der Kirche des Stifts
In der Kirche des Stifts

1938 wurde das Gebiet durch das Münchner Abkommen an den damaligen Gau Oberdonau angeschlossen und kirchlich der Diözese Linz unterstellt. Im November 1939 wurde der Abt Tecelin Jaksch wegen seiner loyalen Einstellung zur Tschechoslowakei verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, die Verwaltung des Klosters wurde von einem Regierungskommissar übernommen. Zu dieser Zeit hatte das Kloster seinen höchsten Personalstand mit 69 Personen in seiner 700jährigen Geschichte. Am 17. April 1941 wurde das Kloster von der Linzer Gestapo aufgehoben, die noch anwesenden Mönche wurden auf Stadtpfarreien verteilt. Nun wurde das Klostergebäude zum Lager für deutsche Umsiedler, als Lager für alle möglichen Kunstschätze, die in das geplante Museum nach Linz übersiedelten sollten und gegen Kriegsende schließlich als Reserve-Lazarett für die Wehrmacht verwendet. Von 21 Ordensangehörigen, die in den Krieg ziehen mussten, kehrten nur mehr 11 wieder ins Kloster zurück, wurden aber danach bald ausgesiedelt, da die meisten deutscher Nationalität waren.

Beim Stift Hohenfurth
Beim Stift Hohenfurth

Übrig blieb ein kleiner Konvent, der bald von den kommunistisch beeinflussten Behörden angefeindet wurde. Am 26. Juli 1948 verließ Abt Tecelin Jaksch Vyšší Brod und wurde im Stift Zwettl aufgenommen, am 4. Mai 1950 erfolgte die Aufhebung des Klosters.

Erst 1990 kam das Ordensleben wieder in das Kloster zurück – nur zwei Mönche haben allerdings die Zeiten des totalitären Regimes überlebt – sie bemühen sich um die Erneuerung des klösterlichen Lebens.

Die Bibliothek

Quirin Mickl (1747 - 1767), einer der bedeutendste Äbte, legte den Grundstein zu der berühmten Bibliothek, die zu den bedeutendsten in der ganzen Tschechischen Republik gehört und über 70.000 Bände, 1.800 Handschriften und 400 Erstdrucke verfügt. Das älteste Buch stammt aus dem 8. Jahrhundert, die meisten Bücher sind in altdeutscher Schrift geschrieben, es finden sich viele Bücher in Latein, in fast allen europäischen Sprachen, aber auch in Hebräisch, Aramäisch, Persisch oder Chinesisch.

In der Bibliothek des Stifts
In der Bibliothek des Stifts

600 Bücher stammen aus dem 16. Jahrhundert und an die 200 wurden handschriftlich verfasst. Sie wurde nach einem im Barock üblichen Schema angelegt: es gibt einen philosophischen und einen theologischen Saal sowie einen Bibliotheksgang. Die prächtigen Möbel stammen von Josef Raffer, ebenso wie das Chorgestühl und die Kanzel in der Klosterkirche. An der Decke des philosophischen Saals befindet sich das Fresko „Das Urteil der Salomo“, das die Weisheit des Alten Testaments darstellt.

Die Bibliothek von Vyšší Brod
Die Bibliothek von Vyšší Brod

Die Decke des Theologischen Saals schmückt ein großes, stark perspektivisch gemaltes Fresko mit dem Thema „Der zwölfjährige Jesus im Tempel“. Beachten Sie genau die Kopfbedeckungen und andere Details des Bildes – Sie werden sehen, diese können nicht aus der Zeit Jesus stammen.
Obwohl beide Gemälde noch nie renoviert wurden, beeindrucken sie durch die Leuchtkraft der Farben, die 2-3cm in den Putz eingesickert sind und so ihre Farbigkeit erhalten haben. Beide Bilder sind Werke von Lukáš Vávra.

In der Bibliothek 
In der Bibliothek 

Beachtenswert sind im Theologischen Saal auch die Rokokoaufsätze der Bücherschränke, die Porträts von wichtigen Persönlichkeiten für die christliche Lehre zeigen wie König David, Papst Gregor der Große oder Thomas von Aquin. Im Schrank mit der Nummer 1 werden Ausgaben der Heiligen Schrift in über 40 Sprachen aufbewahrt.

Die Bildergalerie

Die Gemäldegalerie von Vyšší Brod ist in einem der ältesten Teile des Klosters untergebracht, die Räume wurden jedoch im 18. Jahrhundert umgebaut, als sie für die Mönche zu klein wurden. Hier kann man jene Kunstgegenstände bewundern, die sich im Laufe der Zeit im Kloster angesammelt haben, sei es durch Schenkungen oder Ankauf. Am meisten sind hier Werke der mitteleuropäischen Barockmalerei vertreten, es finden sich aber auch Bilder des berühmten Malers Peter Brandl, Jan Kupecký oder Michael Willmann aus dem 17. Jahrhundert oder eine Gemäldesammlung Norbert Grund aus dem 18. Jahrhundert, dessen größte Kollektion überhaupt hier anzutreffen ist.

Der goldene Abtstuhl in der Bildergalerie 
Der goldene Abtstuhl in der Bildergalerie 

In Glasvitrinen befinden sich Kunstgegenstände, die zum Teil für das Zisterzienserkloster angefertigt wurden oder Monstranzen, zum Teil aus zerstörten oder aufgelassenen Kirchen der Umgebung. Sehenswert ist auch der goldene Abtstuhl mit dem Klosterwappen, das aus vier Bildern besteht: eines zeigt die Buchstaben von Hohenfurth, darunter die fünfblättrige Rose der Rosenberger, daneben die Lilie, die das Gründungsland des Ordens repräsentiert und das letzte Bild kann jeder Abt des Klosters bestimmen. Da der Aufwand und die Prozedur allerdings sehr kostspielig ist, haben es die meisten verabsäumt, das Bild zu tauschen.

Die Klosterkirche

Eine dreischiffige Hallenkirche in Zentrallage mit einer einheitlichen Höhe von 17,5 Meter bildet das Langhaus der Klosterkirche, in dessen Mitte sich das barocke Chorgestühl befindet. Die Kirche ist 53 Meter lang und über 25 Meter breit. Alle drei Schiffe sowie das Kreuzschiff (Transept) verfügen über Kreuzgewölbe, das fünfeckige Presbyterium ist in einem Sechsstrahlgewölbe eingewölbt. Kapellenpaare befinden sich am Ostteil der Kirche.
Der älteste Teil der Kirche ist wahrscheinlich die Obergeschoßsakristei, die früher als Abtsakristei diente und die anfangs wohl von allen Mönchen verwendet wurde und aus dem Jahre 1270 stammt. Ihr Portal ist mit einem Relieftympanon verziert.

Die Klosterkirche von Vyšší Brod 
Die Klosterkirche von Vyšší Brod 

Der Hochaltar ist das Werk zweier Zisterziensermönche: Frater Leonhard und Frater Georg aus dem Kloster Salem am Bodensee. Er stammt aus 1648 und verdeckt die schlanken gotischen Fenster an der ganzen Ostseite des Presbyteriums. Der Rahmen ist reich an mit Gold verziertem Weichholz und trägt in der Mitte das Altarblatt, das entsprechend der Liturgie viermal pro Jahr gewechselt wird: zu Christi Geburt (Weihnachten), zur Kreuzigung, zur Auferstehung und zu Mariä Himmelfahrt am 15. August. Jedes Bild wiegt 56 kg und es sind 6 Männer notwendig um den Austausch ausführen zu können. Die Bilder, die sich nicht gerade in Verwendung befinden, werden hinter dem Altar aufbewahrt. Links und rechts des Altargemäldes stehen die großen Statuen des Papstes Eugen III. und des Hl. Bernhard von Clairvaux. Links bzw. rechts des Sanktuariums stehen die kleineren Figuren des Hl. Benedikt (mit Bart) bzw. des Hl. Robert von Molesme, des Mitbegründers des Zisterzienserordens.

Im Inneren der Klosterkirche 
Im Inneren der Klosterkirche 

Unter dem Hochaltar befindet sich die Grabstätte der Rosenberger, die meisten dieses Geschlechts sind auch hier begraben. Wok I. als einer der führenden Hofleute des Königs Přemysl Ottokar II., ließ hier - wahrscheinlich inspiriert durch die damals neu erbaute Přemysliden-Gruft im Prager Agneskloster eine Familiennekropole bauen. Die Familienkrypta diente ihrem Zweck über mehr als 300 Jahre. Der letzte, Peter Wok von Rosenberg, ordnete an, dass die Gruft verschlossen werden sollte und niemand mehr sie betreten sollte. Von einem Fluch wird berichtet, der jeden treffen soll, der die Grabkammer öffnet, aber es gab auch das Gerücht, dass die Rosenberger an einem goldenen Tisch sitzend, begraben sind. 1902, bei Arbeiten am Hochaltar, wurde dieser aufgerichtet, sodass man in die Gruft sehen konnte. Wie zu erwarten, war kein goldener Tisch zu sehen, sondern Zinnsärge. Bei einer Bohrung 2011 konnte man dann feststellen, dass um alle 40 Verstorbenen unterbringen zu können, die Särge auch übereinander geschichtet wurden.

Im Inneren der Klosterkirche 
Im Inneren der Klosterkirche 

Der älteste Altar der Kirche stammt aus dem Jahr 1524 und ist dem Hl. Rochus, der zweitälteste befindet sich gleich vis à vis und ist der Hl. Barbara geweiht. Während Rochus als Beschützer und Helfer gegen die Pest gilt, die auch in dieser Gegend wütete, gilt die Heilige Barbara als Patronin der Bergleute.

Die berühmte Hohenfurther Madonna in der Marienkapelle gilt als außerordentliches Werk der Zeit aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Sie ist ein Beispiel für die Madonnen mit dem Jesuskind des „Schönen Stils“. Es war eine Strömung der innigen Frömmigkeit, die wahrscheinlich ihren Ursprung in Böhmen hatte und dann in Flandern, den Niederlanden und den Rheingebieten Verbreitung fand. In Böhmen gelten die Augustiner Eremiten in Roudnice nad Labem (Raiudnitz an der Elbe) als Ausgangspunkt. Einflüsse von italienischen und byzantinischen Malschulen sind sichtbar, Parallelen finden sich um Nürnberg und Köln. Drei Engel, die eine Banderole mit dem Text eines marianischen Gesanges halten, sind im oberen Teil der Umrandung zu sehen. Links sind die Hl. Katherina und die Hl. Barbara abgebildet, in der Ecke kniet der Auftraggeber und Spender des Bildes, rechts die Hl. Apollonia, Margaretha und Simon, am unteren Rand findet man Brustfiguren des Hl. Wenzels und weiterer heiliger Landespatrone.

Die ehemalige Taufkapelle

Die Taufkapelle, die zur Landesausstellung „Alte Wege, neue Spuren“, die Oberösterreich und Südböhmen gemeinsam veranstalten, renoviert wurde, beherbergt einige besonders wertvolle Kunstwerke wie das Original der Hohenfurther Madonna, den Lanna-Altar oder die Entschlafung der Jungfrau Maria.
Die Jungfrau Maria wird nie tot dargestellt oder liegend – sondern immer nur stehend. Das Relief aus der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert zeigt die Jungfrau Maria im Kreise der Apostel. Es entstand in Anlehnung an den Kefermarkter Altar in Oberösterreich und ist zugleich die Jüngere Variante eines Reliefs namens Tod der Jungfrau Maria in Kájov.

In der Taufkapelle 
In der Taufkapelle 

Ebenso finden sich im Besitz des Klosters einige einzigartige Skulpturen und Plastiken aus dem Barock und der Spätgotik, wie die Hohenfurther Madonna, aber auch andere gotische Mariendarstellungen. Eine Besonderheit von höchstem Rang ist auch der – nach seinem Spender, dem böhmischen Industriellen K.V.Lanna, der den Altar renovieren ließ und dem Kloster schenkte, benannte Lanna-Altar. Ein dreiteiliger Flügelaltar, der die Geburt Christi im Stall von Bethlehem darstellt.

Der Kapitelsaal

Die Bezeichnung Kapitelsaal kommt vom täglichen Vorlesen eines Kapitels aus der Benediktusregel während der Versammlung der Mönche unter Vorsitz des Abtes. In diesem Saal finden auch die wichtigsten Ereignisse des Klosterlebens statt: Abtwahl, Aufnahme der neuen Brüder, Aufbahrung der Verstorbenen.

Die Rosette im Kapitelsaal 
Die Rosette im Kapitelsaal 

Der Kapitelsaal wurde von 1280 bis 1290 nach einem ikonographischen Programm mit tiefer religiöser Bedeutung gebaut. So erinnern die Gewölbekonsolen mit Pflanzen- und Tiermotiven an das Paradies, die an der Stegleiste der Mittelsäule angebrachten Lammköpfe symbolisieren die Christengemeinschaft und an den zwei Schlusssteinen des östlichen Gewölbeteils kann man die segnende Hand Gottes und das Christus symbolisierende Lamm mit Siegesfahne erkennen.

Blick auf die Fenster im Kapitelsaal 
Blick auf die Fenster im Kapitelsaal 

Das Rosettenfenster stellt die Sonnenscheibe dar, die für den von den Toten auferstandenen Christus steht. Einzigartig ist das Kreuzgewölbe des Saals, das von vier Dreistrahlen gebildet wird, die aus einer einzigen Säule in der Mitte des Saales herauswachsen.

Hier im Kapitelsaal liegt auch Zawisch von Falkenstein aus dem Zweig der Witigonen von Český Krumlov begraben. Sein sogenanntes Zawischkreuz gilt als eines der wichtigsten Kleinodien der Tschechischen Republik und ist den Krönungsinsignien gleichzusetzen. Nach vielen Jahren kehrte es 2013 anlässlich der Oberösterreichisch-Südböhmischen Landesausstellung in das Kloster von Vyšší Brod zurück und wurde erstmals nach mehr als siebzig Jahren wieder Besuchern präsentiert.

Das Zawisch-Kreuz

Das wertvolle Reliquiar ist ein Geschenk des Adeligen Zawisch von Falkenstein (Záviš z Falkenštejna), wahrscheinlich in den 80er Jahren des 13. Jahrhunderts. Man vermutet, dass das Zawisch-Kreuz zum ungarischen Kronschatz gehörte und mit Anna von Ungarn nach Böhmen kam, als diese wegen innerpolitischer Machtkämpfe zu ihrer Tochter Kunigunde, der Gattin Přemysl Ottokar II. floh. Bei der Schlacht auf dem Marchfeld bei Dürnkrut am 26.August 1278 gegen Rudolf I. von Habsburg wurde jedoch Ottokar II. getötet. Zawisch heiratete wenig später Kunigunde, die jedoch bereits kurz nach der Eheschließung starb. Zawisch entfaltete als Regent für den minderjährigen Sohn Ottokars – Wenzel II. – hochgesteckte politische Ziele und heiratete in seiner dritten Ehe die Schwester des ungarischen Königs Elisabeth, um damit die gemeinsamen Interessen von Ungarn und Böhmen zu stärken. 1290 fiel er bei seinem Stiefsohn Wenzel II. wegen einer angeblichen Verschwörung in Ungnade und wurde vor dem sudböhmischen Schloss Hluboká (Frauenberg) enthauptet. Sein Leichnam wurde im Kapitelsaal des Klosters von Vyšší Brod begraben.

Das berühmte Zawisch-Kreuz 
Das berühmte Zawisch-Kreuz 

Bereits vorher musste er alle Kleinodien, die er von seiner königlichen Gattin Kunigunde geerbt hatte, abgeben, das goldene Patriachalkreuz hatte er aber schon vorher dem Kloster von Hohenfurth vermacht.
Das Kreuz enthält auf der Vorderseite einen Holzsplitter der Wahren Kreuzes, an dem Jesus Christus seinen Tod erlitt. Diese bedeutende Reliquie ist auch der Grund, dass das Kreuz mit so ungewöhnlich vielen Edelsteinen und Perlen verziert ist. Die Filigranarbeiten am Korpus des Kreuzes, der aus mit Goldplatten belegtem Silber besteht und die emaillierten Medaillons an der Rückseite sind ebenso beeindruckend.

Seit der byzantinischen Zeit stellte das Zweibalkenkreuz ikonographisch das Wahre Kreuz dar, es galt als Symbol der göttlich legitimierten Macht. Seine Überreste befanden sich in der Privatkapelle der byzantinischen Kaiser, die sich als Stellvertreter Christi auf Erden sahen. Die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie andere christliche Herrscher eiferten bald dieser Repräsentationsart nach. Reliquien wurden nach dem Prinzip pars pro toto (ein Teil steht für das Ganze) im mittelalterlichen Abendland verehrt. Glas und Edelsteine wurden wegen ihrer besonderen Leuchtkraft geschätzt, die sich durch das Licht erhielten, Gold stand für Herrschaft und Königtum.

Das Zawischkreuz (Detail) 
Das Zawischkreuz (Detail) 

Höchste Goldschmiedekunst, elf Saphire, vier Rubine, drei Spinelle, sieben Smaragde, sechs Almandine, sieben Amethyste, fünf Chalzedone, Quarzsteine als Dublette und sieben Glassteine verzieren das Kreuz und sorgen dafür, dass das Farbspektrum von blau, rot und violett bestimmt wird, während die grünen Töne funkelnde Akzente setzten. Mehr als 230 Perlen prangen auf dem Kunstwerk.

Zehn hellblaue Saphire sind am Revers gefasst und auf der Rückseite findet man neun kunstvolle Emaillen, die manche für byzantinisch, manche noch ins 11. Jahrhundert datieren und zweimal den Hl. Georg und die Heiligen Paulus, Thomas, Johannes, Petrus, Lukas, Demetrios von Saloniki und Athansios darstellen.
Das Zawisch-Kreuz ist 45,9 cm groß, der obere Balken 22,9 cm breit, das Patibulum 27,3 breit. Das gesamte Kreuz ist ca 70 cm hoch. Vermutlich wurde es in der Mitte des 13. Jahrhunderts als Krönungskreuz von Béla IV. aus der Dynastie der Árpáden entworfen.

Das Zawischkreuz (Detail) 
Das Zawischkreuz (Detail) 

Der ursprüngliche Korpus wurde durch einen zweiteiligen Kern aus Silber ersetzt, der 1775 angefertigt wurde. An diesem sind 16 Filigranbleche aus Gold mit außerordentlich hohem Feingehalt befestigt.

Der gegenwärtige Fuß des Kreuzes stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nachdem der alte Fuß während der Napoleonischen Kriege zum Einschmelzen abgeliefert werden musste. Der Fuß wird im Stil der Neubarocks von Glasimitationen, Karneolen, kleineren Perlen und böhmischen Granaten verziert und trägt auf der Unterseite die Jahreszahl 1840. Wahrscheinlich stammt aus dieser Zeit auch der goldene Korpus des gekreuzigten Heilands
Im Klosterareal ist auch noch das Postmuseum untergebracht, dessen Besuch vor allem Philatelisten Freude bereiten wird.

Kloster Vyšší Brod
382 73 Vyššy Brod, Klášter 137
Tel: +420 380 74 66 74
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
www.klastervyssibrod.cz

Klosterführungen (nur in der Saison):
Mobil: +420 724 184 145 (Montag bis Freitag)
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Die Einfahrt in die Klosteranlage ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Klosters möglich. Auf zwei kostenpflichtigen Privatparkplätzen unterhalb der Klosteranlage im Bereich der Moldau ist das Parken möglich. Von diesen Parkplätzen führt ein Weg zum Besucherzentrum unterhalb der Abteikirche, der in maximal fünf Minuten zu bewältigen ist.

Wichtige Links
https://www.klastervyssibrod.cz/ (Deutsch, Englisch, Polnisch, Tschechisch)

Eine kleine Rundreise in die Umgebung:

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Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism