Bereits zum 18. Mal findet im Rudolfinum in Prag das Dvořák Festival statt. Grund genug, es endlich einmal zu besuchen.
Das Programm des heurigen Festivals hat es in sich. Vom 5.-23. September 2025 treten internationale Größen der klassischen Musik in Prag auf. Eine kleine Auswahl gefällig?

Dann wollen wir doch ein bisschen „name dropping“ machen: Julian Rachlin, Philharmonix, Robert Jindra, Kateřina Kňězíková, Sächsische Staatskapelle Dresden, András Schiff, Wiener Philharmoniker Meisterklasse, Tschechische Philharmonie, Petr Dvorský, Rudolf Buchbinder, Orchestre National de France, … - um nur einige zu nennen.

Und dann auch noch Igudesman & Joo und The Limitless Orchestra mit dem Programm „Sound New World“. Ich hatte von beiden noch nichts gehört und damit auch nicht die leiseste Ahnung, was mich erwarten sollte – aber der Titel "Sound New World" ließ auf eine Verbindung zur Symphony von Antonín Dvořák „Aus der neuen Welt schließen“ und dann gab es auch noch Programmpunkte, die Inspirationen von Johann Strauss „An der schönen blauen Donau“ und von Ludwig van Beethovens „Für Elise“ versprachen. Was sollte da schon schiefgehen …

Schiefgegangen ist auch nichts – es kam nur ganz anders als erwartet, aber dennoch umwerfend und beeindruckend.

Der erste Programmpunkt beschäftigte sich doch tatsächlich mit der Symphonie Nr. 9 von Antonín Dvořák, aber eben doch „ein wenig anders“.

In vier Abschnitten – 1892, Neues Heim, Bohemian Powwow und Zurück zu den Wurzeln zerlegten Igudesman & Joo nicht nur die Symphonie und zeigten sehr drastisch die Einflüsse der „neuen Welt“ auf Dvořak auf: So wechselten sie ziemlich ansatzlos von der Klassik zu Hillbilly-, Blues-, Jazz-, Swing-Elementen oder eben auch zum Powwow der Natives American.

Begleitet von einem furiosen Limitless Orchester, dessen Mitglieder nicht nur formidabel mehrere Instrumente handhaben können, sondern auch tanzen, singen, ja sogar Breakdance betreiben. Grandios.

Wunderbar auch die „Rückkehr zu den Wurzeln“ bei der ein Mitglied des Orchester auf einer slowakischen Hirtenflöte unglaubliches hervorbrachte und auch noch einige andere flötenartige Instrumente spielte.

War das Publikum anfangs noch etwas zurückhaltend, merkte man wie es nach und nach Freude an dem Gespielten und Gezeigten entwickelte und schon ganz entspannt bei einzelnen Stücken mitklatschte, was die beiden Hauptakteure Igudesman und Joo sichtlich freute.
Kurz: dieser Programmpunkt zu Ehren des Festivals und Antonín Dvořák hat mich wirklich sehr beeindruckt.

Darauf folgten Interstellare Variations, die sich mit der Filmnmusik von Hans Zimmer, aber auch mit Antonín Dvořák beschäftigten.

Schließlich gab es noch einen kleinen Abstecher nach Wien an die schöne blaue Donau, um den 200. Geburtstag von Johann Strauss zu feiern.
Auch die Fantasie „Für Elise“ war zwar erkennbar, aber mit dem Limitless Orchester ein Riesenspektakel. Einfach nur herrlich.

Mit „Someone Just Like You”, das ebenfalls wieder von Antonín Dvořák inspiriert war, wollten sich Igudesman & Joo schließlich verabschieden, was ihnen aber durch die Begeisterung des Publikums nicht gleich gelang. Standing Ovations und viel Applaus holten sie zu zwei Zugaben wieder auf die Bühne zurück. Ich glaube, niemand im Publikum verließ den Dvořák-Saal des Rudolfinums ohne ein Grinsen im Gesicht.

Für mich war es jedenfalls ein sehr überraschender, sehr unterhaltsamer und zugleich auch lehrreicher musikalischer Abend. Obwohl sich die Künstler zuerst von Prag verabschiedeten und meinten, dass es das letzte Mail sei, dass sie hier auftreten werden, ließ Aleksey Igudesman dann doch ganz am Ende ein „We will come back“ vernehmen – es ist zu hoffen!

Für mich war es jedenfalls ein sehr gelungener Besuch, der mich gleich dazu inspirierte, meinen Plattenspieler mit mehreren Aufnahmen von Antonín Dvořak zu füttern …

Tipp: Wer nun vielleicht Lust bekommen hat, auch einmal einen vergnüglichen „Klassikabend“ mitzuerleben, hat beim Herbstgold-Festival noch einmal Gelegenheit Igudesman & Joo, allerdings mit einem anderen Programm (Best Of – The Final Nightmare) am 21.9.2025 zu erleben. Auch hier wird im Programm darauf hingewiesen, dass die Beiden nur mehr bis Ende des Jahres auftreten werden.
Vielleicht sehen wir uns ja in Eisenstadt.

Das Dvořák Festival Prag läuft noch bis 23. September 2025 und bietet noch einige Gustostückerl. Das Programm findet ihr unter www.dvorakovapraha.cz, wo man auch die Tickets buchen kann. Allerdings sollte man sich schnell entscheiden, die meisten Termine sind bereits ziemlich ausverkauft.

Tipp: Am besten ihr verlängert dann gleich euren Aufenthalt in Prag – für einen musikalischen Rundgang durch die Stadt, ins Smetana oder Dvořak Museum, zum Veitsdom, lernt Kafkas Prag kennen oder schaut euch die wunderschönen Jugendstilbilder von Alfons Mucha in den Museen an. Jugendstil-Liebhaber müssen unbedingt ins Gemeindehaus und zumindest eines der vielen Kaffeehäuser sollte man auch auf jeden Fall besuchen. Es lohnt sich also länger zu bleiben.

Außerdem empfehle ich euch die Anreise mit dem Zug. Wunderbar entspannend und mit dem Visitor Pass Prag könnt ihr auch alle Öffis der Stadt gratis benutzen. (Wobei ich von meiner Fremdenführerin gehört habe, dass Personen über 65 Jahren diese gratis benutzen dürfen. Zwischen 60 und 65 Jahren erhält man eine Ermäßigung von 50%. Und es lohnt sich ein Ticket zu kaufen: "Schwarzfahren" ist in Prag sehr kostspielig und es wird kontrolliert)

Das Rudolfinum in Prag
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism Wien
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