Graz, die zweitgrößte Stadt Österreichs glänzt mit einer langen und interessanten Geschichte und viel Kultur. Auf in die europäische Kulturhauptstadt des Jahres 2003, ins Café auf der Murinsel, zur Styriate oder auf einen Besuch zu den Außerirdischen …
Ein kurzer Überblick über die Geschichte von Graz
1128/29 kann man die erste urkundliche Erwähnung der Stadt nachweisen. Erwähnt wird eine kleine Burg „gradec“ und diese Bezeichnung gibt der Stadt auch ihren späteren Namen – Graz. Allerdings dürfte es bereits um 800 n. Chr. eine Siedlung am Hang des Schlossberges gegeben haben, wie Ausgrabungen beweisen.
Die Traungauer und später die Babenberger machen Graz zum Mittelpunkt des steirischen Handels. Nach Besitzansprüchen von Böhmen und Ungarn gelangt Graz schließlich unter die Herrschaft der Habsburger und 1281 erteilt König Rudolf der I. von Habsburg der Stadt besondere Privilegien, ab 1379 wird sie die Hauptstadt von Innerösterreich und Residenzstadt. 1440 bis 1493 residiert Kaiser Friedrich III. zeitweise in Graz: zu dieser Zeit wird der Dom gebaut, und an den Residenzgebäuden wird sein berühmter Wahlspruch A.E.I.O.U. angebracht. Was dieser zu bedeuten hat, ist bis heute noch immer nicht ganz klar. Angeblich gab es bereits zu Zeiten des Kaisers zwei unterschiedliche Deutungen: Austria Est Imperare Orbi Universo (Es ist Österreich bestimmt die Welt zu beherrschen) oder Austria Eris in Orbe Ultima (Österreich wird ewig sein). Eine deutsche Interpretation der Buchstabenfolge könnte lauten: Alles Erdreich ist Österreich Untertan.
Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert ist die Stadt ein wichtiges Bollwerk gegen die türken, die zweimal (1480 und 1532) die Gegend verwüsten, aber an Graz vorbeiziehen. 1544 bis 1620 erfolgt der Ausbau der Stadt zur „Hauptfestung“ Innerösterreichs.
1564 Erzherzog Karl II. macht Graz zu seiner Residenzstadt von Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien und Triest). 1585 Die erste Universität wird in Graz gegründet und 1594 – 99 lebt und forscht Johannes Kepler in Graz. 1680 wütet die Pest in der Stadt. Als „Pestprediger“ wird Abraham a Sancta Clara, der eigentlich Johann Ulrich Megerle hieß, berühmt.
1809 Die Franzosen belagern die Stadt, deren Festung als die stärkste von Europa der damaligen Zeit bezeichnet wird. Die Stadt ergibt sich erst, als die Franzosen mit der vollständigen Zerstörung von Wien drohen, das sie inzwischen eingenommen haben. Mit der Übergabe der Stadt erfolgt die zwangsweise Schleifung der Befestigungsanlagen. Der Uhrturm und der Glockenturm bleiben erhalten, da er von den Grazer Bürgern freigekauft wurde.
1898 wird das Opernhaus gebaut.
1945 Die Stadt leidet unter den Fliegerangriffen – 15 % aller Wohnstätten werden von Bomben zerstört.
1958 Das „Forum Stadtpark“ wird gegründet
1963 Die Kunstuniversität Graz wird ins Leben gerufen
1968 Erste Veranstaltungen im Rahmen des „steirischen Herbstes“
1985 Gründung der „styriate“
1999 Die einzigartige Altstadt wird ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen
2003 Graz ist europäische Kulturhauptstadt
2008 Ernennung zur Genuss-Hauptstadt
2011 Ernennung zur City of Design
Sehenswürdigkeiten
In Graz kommen Liebhaber aller Stilrichtungen auf ihre Rechnung. Man kann das mittelalterliche Graz ebenso besuchen wie das Moderne, die Aussicht von hoch oben auf die Stadt genießen oder die eine oder andere ausgezeichnete Kulturveranstaltung besuchen. Außerdem sollte man die verschiedenen Schmankerl der Genussregion genießen und sich über das mediterrane Klima freuen, für das die Gegend um Graz bekannt ist.
Die Schlossbergbahn auf den Schlossberg
Heute kommt an bequem ohne lange Gehzeit mit der Schlossbergbahn in die luftige Höhe.
Von der Talstation geht es mit einer Steigung von 61% auf den Berg, von wo man einen schönen Blick auf die Stadt seit mehr als 100 Jahren genießen kann.
Der Glockenturm
Der Glockenturm ist die erste Station am Schlossberg. Er wurde 1588 erbaut und zu dieser Zeit (1587) wurde auch die berühmteste Glocke der Stadt „die Liesl“ aus 101 türkischen Kanonenkugeln gegossen. Noch heute kann man sie dreimal täglich – um 7:00, 12:00 und 19:00 Uhr schlagen hören. Allerdings war es gar nicht zu einfach die Glocke zum Klingen zu bringen – immerhin wiegt sie knapp fünf Tonnen! Erst als zwei Schmiede einen eigenen Laufwerksmechanismus konstruiert hatten, konnte sie bewegt werden.
Zwei Legenden ranken sich um die Namensgebung der Glocke: während die erste Legende besagt, dass die Bezeichnung von der früheren Elisabethkapelle herstammt, meint die zweite Geschichte, dass der Name vom Wort „Verlies“ hergeleitet wurde. Immerhin befand sich im Kellergewölbe das grausamste Gefängnis der Festung.
Der Uhrturm
Er ist das wohl berühmteste Wahrzeichen der Stadt, obwohl die Murinsel und der Friendly Alien (das Kunsthaus) seinen Ruf als einziges Wahrzeichen bereits streitig machen. Der Turm hat eine Höhe von 28 Meter und die Aussicht auf die Stadt ist hier berauschend. Sein heutiges Aussehen erhielt der ursprünglich mittelalterliche Wehrturm um 1560 während der Neubefestigung des Schlossberges – zu dieser Zeit entstand auch der markante hölzerne Laufgang für die Feuerwache. Seit 1712 zeigt das Uhrwerk pünktlich die Zeit an, allerdings mit einer Besonderheit: in Graz sind die Zeiger für Stunden und Minuten vertauscht. Da ursprünglich nur ein großer Zeiger die Stunden anzeigte und jener für die Minuten erst später dazukam, sind nun diese beiden vertauscht. Das Uhrwerk, das Michael Sylvester 1912 baute, funktioniert noch heute, allerdings wird es seit Mitte des 20.Jahrhunderts elektrisch betrieben. Drei Glocken läuten vom Uhrturm und drei Wappen zieren seine Wände: Der Steirische Panther mit dem Herzogshut der Steiermark (um 1570), der einköpfige Adler - das Wappen des späteren Kaisers Ferdinand I. aus 1522 und der Doppeladler mit den Initialen Maria Theresias aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Das erste Mal wurde an dieser Stelle ein Turm bereits im 13. Jahrhundert erwähnt. In der Vergangenheit war eine der wichtigsten Aufgaben des Turmes vor Feuer zu warnen. Bei Bränden in der Stadt läutete die Feuerwache am Uhrturm die Feuerglocke. Sie ist eine der drei noch erhaltenen Glocken des Turms aus dem Jahr 1645. Die 1382 gegossene älteste Glocke schlägt die Stunden und die „Armesünderglocke“, die um das Jahr 1450 gegossen wurde, läutete man bei Hinrichtungen. Später wurde von ihr auch die Sperrstunde eingeläutet, was ihr den Spitznamen „Lumpenglocke“ einbrachte.
Unweit vom Uhrturm wacht der „Steinerne Hund“, der nach der Legende im Jahr 1481 durch sein Bellen die Kaisertochter Kunigunde vor der Entführung durch den Ungarnkönig Matthias Corvinus bewahrte, der zuvor vergeblich um ihre Hand angehalten hatte.
Wenige Städte können auf einen Berg mitten in ihrem Stadtgebiet verweisen, auch Graz hat es der Legende nach nur mit Hilfe des Teufels geschafft. Dieser hatte mit den Grazern einen Pakt geschlossen: Wenn er ihren Hausberg – den Schöckl – höher machen würde, dann wäre die Seele des ersten Menschen der den erhöhten Berg besteigt sein Lohn. Doch das Timing des Teufels war schlecht. Als er am Ostersonntag mit einem riesigen Felsbrocken nach Graz kam, um den Schöckl zu erhöhen, sah er unter sich die Osterprozession und erst jetzt wurde er gewahr, dass er an einem Ostersonntag keine Gewalt über die Menschen hatte. Außer sich vor Zorn schleuderte er den Felsen auf die Stadt, der durch die Wucht in zwei Teile zerbrach. Der kleinere bildete den Austein, auf dem sich der Grazer Kalvarienberg befindet und der größere Teil wurde zum Schlossberg.
Während wir empfehlen, den Aufstieg mit der Schlossbergbahn gemütlich anzugehen, sollten Fitnessjünger vielleicht die rund 260 Stufen der Schlossbergtreppe benutzen und die Aussicht genießen. Oder man nimmt den gläsernen Lift, der im Stollensystem des Berges endet. Das Stollensystem wurde erst im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzkeller für die Stadtbewohner angelegt. Mit einer Länge von 6,3 km Länge und 20 Eingängen sollte es bis zu 40.000 Menschen Platz bieten. Teile sind auch heute noch in Verwendung, unter anderem als Fußweg quer durch den Berg vom Schlossberg zum Karmeliterplatz oder als Zugang zum Gläsernen Lift.
Heute fährt hier eine Märchengrottenbahn für Kinder und der „Dom im Berg“ ist eine Veranstaltungs- und Ausstellungshalle mit modernsten technischen Einrichtungen.
Die Grazer Burg
Die kleine Burg, die vor über 1000 Jahren auf einem Felsvorsprung stand, ist die Namensgeberin der Stadt. Aus der slawischen Bezeichnung „Gradec“ für kleine Burg, entstand später das deutsche Wort Graz. (Wer über die Grenze nach Slowenien fährt, wird auch heute noch Gradec als Bezeichnung für Graz sehen).
Der spätere Kaiser Friedrich III. entschließt sich 1438 als Herzog der Steiermark zu einem Neubau der Residenz in Graz und errichtet zugleich die Hof- und Domkirche zum Heiligen Agydius, die er damals sogar mit seinem Wohntrakt in der Burg verbinden ließ. Dieser Teil ist heute allerdings nicht mehr erhalten. Die Burg wurde im Laufe der Jahre immer wieder verändert: Trakte wurden hinzugefügt, andere abgerissen. Neben zahlreichen beeindruckenden Zeugnissen aus Biedermeier, Renaissance und Gotik ist es die Inschrift AEIOU, die Kaiser Friedrich III. auf alle Gebäude schreiben ließ, die er in Auftrag gab und die wunderschöne und berühmte Doppelwendeltreppe aus der Gotik, die man auf jeden Fall besichtigen sollte. Die Doppelwendeltreppe entstand 1499 und gehört zu den bedeutendsten gotischen Treppenanlagen Europas. Sie besteht aus zwei gegenläufigen Treppen, die sich in jedem Stockwerk für ein paar Stufen verbinden und dann wieder trennen. In Graz ist sie unter dem Namen „Versöhnungsstiege“ bekannt und sie soll zeigen, dass getrennte Wege immer wieder zusammen führen können.
Ab 1544 wurde die Burg nach Plänen von Domenico dell’Allio zu einer mächtigen Renaissancefestung ausgebaut. Im Guinness-Buch der Rekorde wird sie als stärkste Festung aller Zeiten geführt. Sie wurde niemals eingenommen. Erst als Napoleon 1809 Wien besetzte und die Franzosen mit der vollständigen Vernichtung der Stadt drohten, ergaben sich die Grazer freiwillig. Die Grazer Bürger kauften den Uhrturm und den Glockenturm frei und bewahrten sie so vor der Zerstörung, die Befestigungsmauern mussten allerdings auf Anordnung der Franzosen geschliffen werden.
Die Grazer Burg war eine wichtige Residenz für die Habsburger: ab 1564 residierte hier Erzherzog Karl II., der von Graz aus über Innerösterreich – Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Triest bis Görz – herrschte. Seine Regierungszeit, seine Hofhaltung und seine Frau Maria von Bayern sorgten für eine Blütezeit in Graz. Die Burg wurde ausgebaut, Kunst gefördert und eine rege Bautätigkeit begonnen. Außer dem Karlstrakt entsteht der Registraturtrakt mit Arkadengängen und Sgraffito-Dekorationen im Stil der norditalienischen Renaissance. Da die Habsburger ihre Residenzen stets Hofburg nannten, es in Graz aber schon eine Burg gab, wurde diese kurzerhand in Schloss umbenannt. Damit erhielt auch der Schlossberg seinen Namen.
Die Kasematten waren früher Vorratskammern, die aber auch als Schlafräume für Gefangene dienten. Die Kasemattenbühne in den freigelegten Kellerräumen des einstigen Schlosshauptmannhauses bietet nun eine stimmungsvolle Kulisse für Opern- und Konzertaufführungen.
Erkunden Sie aber auch die Zisterne, den 94 Meter tiefen Türkenbrunnen und die mächtige Stallbastei, die von Domenico dell’Aglio errichtet wurde. Er war der „Chef“ jener norditalienischen Bauleute, die Mitte des 16. Jahrhunderts die Stadt mit neuen Stadtmauern und den Schlossberg mit einer 400 Meter langen Festung ausstatteten.
Seit 1959 schmücken die Büsten bedeutender SteierInnen die Grünfläche vor dem Gebäude, unter anderem der Barockkomponist Johann Josef Fux, Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach, der Erfinder Viktor Kaplan (Turbine) oder August Musger (Zeitlupe).
Heute ist die Burg Sitz der Steirischen Landesregierung und des Landeshauptmanns.
Der Grazer Dom
Kaiser Friedrich ließ den Dom in den Jahren 1438 bis 1464 im spätgotischen Stil als Ordenskirche der Jesuiten an Stelle einer dem heiligen Aegidius geweihten Kirche, die bereits 1174 als „Kirchenfestung“ urkundlich erwähnt wurde, erbauen. Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts wurde sie barock ausgestaltet. Der Dom ist eine dreischiffige Staffelkirche mit Netzrippengewölbe und einem langem Chor. Das Äußere wirkt heute schlicht, in der Gotik waren die Fassaden allerdings prächtig bemalt. Links an der Südseite des Domes befindet sich unter einem kleinen Vordach das einzige weitgehend erhaltene Fresko – das sogenannte Gottesplagenbild. Es erinnert an das Schreckensjahr 1480, in dem Graz gleich von drei Plagen heimgesucht wurde: die Pest, Krieg und Heuschrecken. Thomas von Villach ordnete Dreifaltigkeit, Heilige und Engel in hierarchischer Ordnung und die drei Plagen in diesem Bild an, dass wie ein mittelalterlicher Comic mit Spruchbändern wirkt, der den Zorn Gottes und die Bitte um Gnade und Versöhnung zum Inhalt hat.
Im Inneren harmonieren gotische Architektur und barocke Ausstattung. Die Fresken stammen noch aus der Zeit Friedrichs III., darunter findet sich eine fragmentarische Darstellung des Heiligen Christopherus, der die Gesichtszüge Friedrichs und den Herzogshut der Steiermark trägt.
Während der 200 Jahre, in denen das Gotteshaus als den Jesuiten als Ordenskirche diente, wurde es von den besten heimischen und auswärtigen Künstlern ausgestattet. Bemerkenswert ist der prunkvolle Hochaltar aus Marmor von 1730, der vom Jesuitenpater Georg Kraxner entworfen wurde, aber auch Kanzel, Chorgestühl und die Kirchenbänke sind sehenswert. Sehenswert sind mehrere Grabdenkmäler, vor allem das des Grafen Caspar Cobenzl, das Raffael Donner 1771 geschaffen hat.
Kostbar sind auch die beiden Reliquienschreine links und rechts des Eingangs zum Altarraum, die ursprünglich Paola Gongaza gehörten. Sie hatte 1477 Leonhard von Görz geheiratet und diese Brauttruhen aus ihrer Heimatstadt Mantua auf sein Schloss mitgebracht. Die Einlegearbeiten aus Bein und Elfenbein, die wahrscheinlich von Andrea Mantegna stammen, stellen ein Gedicht von Petrarca dar: „I Trionfi“. Das Ehepaar starb kinderlos und über Erbschaft und Umwegen gelangten die Truhen zu den Jesuiten, die sie als Reliquienschreine für Gebeine christlicher Märtyrer verwendeten.
Interessant ist auch die Domorgel mit ihren 5354 Pfeifen und 73 Register aus dem Jahr 1978.
Sehenswert ist auch ein Glanzstück der ursprünglichen Kirchenausstattung, das nach langer Restaurierung nun wieder zu besichtigen ist: Conrad Laibs Gemälde „Kreuzigung im Gedräng“ aus dem Jahr 1457 zählt nicht nur wegen seiner Größe (274 x 272 cm) zu den bedeutendsten spätgotischen Tafelbildern im deutschsprachigem Raum.
Das Mausoleum
Das Mausoleum gilt als das kunstgeschichtlich bedeutendste Grabmal eines Habsburgers. Giovanni Pietro de Pomis, der italienische Hofmaler von Ferdinand II. und Pietro Valnegro wurden beauftragt anstelle der 1265 erbauten romanischen St. Katharina-Friedhofskapelle – von der heute noch die Apsismauer erhalten ist – das Bauwerk zu gestalten. Die ovale Kuppel über der Gruftkapelle des architektonisch bedeutendsten Gebäudekomplexes aus dem frühen 17.Jahrhunderts in Österreich, war die erste ihrer Art außerhalb von Italien. Mit seiner prächtigen Westfassaden, den monumentalen Statuen, den goldglänzenden Bekrönungen und seinen Kuppeln wurde die imperiale Größe demonstriert und man kann das Gebäude als das kunstgeschichtlich bedeutendste Grabmal eines Habsburgers bezeichnen. Die Heilige Katharina von Alexandrien – als Patronin der Universitäten - blickt als Giebelfigur zum gegenüberliegenden Jesuitenkollegium, wo 1585 die Grazer Universität gegründet wurde.
Als 1619 Ferdinand die Kaiserwürde erhielt und Graz in Richtung Wien verließ, kamen die Bauarbeiten ins Stocken und als der Kaiser 1637 starb, musste er in einem halbfertigen Grabmal beigesetzt werden. Erst mit Kaiser Leopold I., seinem Enkel kamen die Bauarbeiten wieder in Gang. Er beauftragte einen jungen Grazer Künstler mit der Innenausstattung: Johann Bernhard Fischer von Erlach, der später einer der berühmtesten Baumeister des österreichischen Barocks werden sollte. Er entwarf auch den künstlerisch bedeutenden Hochaltar. Das eindrucksvolle „Heilige Grab“ stammt von Veit Königer (1767). Die Fresken am Tonnengewölbe der Katharinenkirche stellen die Türkenbefreiung von Wien (1683) dar, verherrlichen Leopold I. als Sieger und sind von Franz Steinpichler. Wobei Leopold eigentlich vor den Türken rechtzeitig nach Passau geflüchtet ist und erst nach deren Abzug wieder nach Wien zurückkehrte …
Den Gruftraum dominiert der große Sarkophag aus rotem Marmor mit modellierten Figuren von Erzherzog Karl und dessen Gemahlin Maria von Bayern, der Mutter Ferdinands. Nur eine Inschrift zeigt an, wo sich das Grab des Kaisers befindet.
Sonderführungen für Gruppen kann man im Dompfarramt anmelden: +43 316 82 16 83
Der Hauptplatz
Der Grazer Hauptplatz wurde im Mittelalter als trapezförmiger Marktplatz angelegt und er war und ist noch heute das Zentrum des öffentlichen Lebens. An der Südseite des Platzes steht das Rathaus, Sitz des Bürgermeisters und der Stadtregierung, alle Straßenbahnen von Graz halten hier und die wichtigsten Geschäftsstraßen münden in den Platz.
Um den Erzherzog Johann Brunnen, der 1878 enthüllt wurde und auf dem vier allegorische Frauengestalten die Hauptflüsse der alten Steiermark (Enns, Mur, Drau und Sann) symbolisieren, scharen sich nun zahlreiche Würstelstände, wo man sich gerne auf eine Krainer oder eine Frankfurter (Wiener) zum Plausch trifft.
Das Grazer Rathaus
Die sogenannte „alte Kanzlei“ wurde um 1450 in der Judengasse errichtet. Um 1550 erwies es sich zu klein und so wurde ein neues Haus im Renaissancestil an der gleichen Stelle erbaut. Da die wirtschaftliche Lage der Stadt damals nicht besonders rosig war, errichtete man das Gebäude ziemlich einfach und schmucklos. Nur an den Ecken gab es Verzierungen mit Quadersteinen, die großen Fenster der ersten beiden Geschosse waren vergittert, während die Gefängnisfenster im dritten Stock zwar nicht vergittert , aber sehr klein ausfielen. Eine auf Säulen ruhende Loggia war oberhalb des Eingangsportals angebracht und 1609 wurde die von drei Seiten sichtbare Rathausuhr angebracht. In den „Rathauslauben“, einem Arkadengang, boten Händler ihre Waren an.
1803 wurde das Gebäude abgerissen und von 1805 bis 1807 nach Plänen von Christoph Stadler im neu klassizistischen Stil errichtet. Die Umsetzung sorgte für einigen Unmut bei der Bevölkerung, wahrscheinlich auch die Einführung einer eigenen Weinsteuer, mit der die 150.000 Gulden für den Neubau aufgebracht wurden.
1869 wurde mit einer Erweiterung des Baus nach den Plänen von Alexander Wielemans und Theodor Reuter begonnen. Die große Rathauskuppel entstand und mehrere angrenzende Häuser mussten weichen. Da sich jedoch die Besitzer der Hauser Landhausgasse 6 und 8 gegen den Abriss ihrer Bauten wehrten, konnte der ursprünglich geplante Blockbau nicht umgesetzt werden. Auch heute kann man noch sehen, dass sich diese Häuser weit in Tiefe des Innenhofes schieben und so eigentlich das Gesamtkonzept des Baus stören.
Der Südtrakt des Gebäudes stammt aus 1889, der Haupttrakt aus 1893, die Fassade war mit einer Reihe von Nischenfiguren reich verziert.
1922 wurde die Fassadengestaltung der oberen Geschosse vereinfacht, 1957 die Figuren von Hans Brandstetter, Karl Lacher, Karl Peckary, Emanuel Pendel und Rudolf Vital größtenteils entfernt. Nur zwei Sandsteinfiguren an der Westfassade von Hans Brandstetter und Karl Lacher blieben erhalten. 1966 bis 1967 wurde die Außenfassade renoviert, 1999 bis 2000 erfolgte eine Komplettrenovierung. Seit 2001 werden die Fassadenfiguren wieder nachgebaut: so haben die vier großen Allegorien „Die Kunst“, „Die Wissenschaft“, „Das Gewerbe“ und „Der Handel“ wieder ihren angestammten Platz eingenommen.
Im Inneren des Rathauses findet sich links vom Hauptportal eine Secco-Malerei von Adolf Osterider aus 1971 die das Grazer Rathaus im Wandel der Zeit darstellt, im Stiegenhaus ist eine Gedenktafel mit Bronzerelief für Vinzenz Muchitsch(sozialdemokratischer Bürgermeister von Graz) von Wilhelm Gösser sehenswert, im Obergeschoss der steirische Panther, eine Messingarbeit von Hans Mauracher aus 1955. Schön sind auch die Kassettendecken und ein Kachelofen im altdeutschen Stil im zweiten Geschoss des Ost- und Nordflügels. Der Gemeinderatssitzungssaal ist auch mit einer aufwendigen Kassettendecke aus der Zeit der Erbauung ausgestaltet. Im Gang des Haupttraktes finden sich eine Secco-Malerei von J. Haring und zahlreiche Bürgermeisterporträts, darunter einige von Sergius Pauser und Leo Scheu. 1980 gestaltete Paul Scholz das monumentale Secco-Wandbild „Graz 1635“.
Das Landhaus
Das Gebäude ist der ehemalige Sitz der steirischen Landesstände seit 1494. Der Baukomplex, der zum größten Teil aus dem 16. Jahrhundert stammt und hauptsächlich im Renaissancestil erbaut wurde, besitzt die Anmutung eines venezianischen Palazzos. Kein Wunder: immerhin errichtete der italienische Baumeister Domenico dell’Allio den Bau, in dem noch heute die Abgeordneten des Steiermärkischen Landesparlaments tagen. Domenica dell’Allio war als Festungsbaumeister aus Italien nach Graz gekommen und überwachte auch den Ausbau der Schlossbergfestung.
Der älteste Teil ist das Rundbogentor in der Schmiedgasse, in der gewölbten Halle im Erdgeschoss sind nun Geschäftslokale untergebracht. 1527 bis 1531 entstand der sogenannte „Rittersaaltrakt“ mit seiner zweischiffigen Säulenhalle.
Der Haupttrakt liegt in der Herrengasse und gilt als bedeutendster Renaissancebau auf steirischem Boden mit seinen wuchtigen Horizontallinien an der Fassade, den gekuppelten Rundbogenfenstern mit den Mittelsäulen und mit dem reich gegliederten Steinportal. Die darüber liegenden Fenstergruppen werden durch einen Balkon betont.
Durch das Hauptportal kommt man in den großzügig angelegten Landhaushof, den Arkadengänge über drei Etagen schmücken. Kupferne Dachspeier aus dem 16. Jahrhundert, die Brunnenlaube aus Bronzeguss laden zu Festen, Feiern und Filmvorführungen. Im Winter ist die adventliche Eiskrippe inzwischen zum Anziehungspunkt der Besucher geworden.
Der Hof ist mit Steinplatten belegt und die Brunnenlaube, deren Verzierungen ursprünglich farbig und vergoldet waren, stammt von Thomas Auer und Marx Wening aus dem Jahre 1590.
Das Innere des Landhauses beeindruckt durch seine barocke Ausgestaltung: Die Landstube aus 1741 gefällt mit ihrer Stuckdekoration von Johann Angelo Formentini, dem venezianischen Kristallluster und den beiden riesigen Öfen in Weiß und Gold, die mit Wappentieren – dem österreichischen Adler und dem steirischen Panther – gekrönt sind. Im Rittersaal, der 1745 sein heutiges Aussehen erhielt, kann man ebenso eine Stuckdecke mit Reliefmedaillons der vier Elemente und der zwölf Tierkreiszeichen bewundern.
Auf dem Weg zum Rittersaal kommt man an der Landhauskapelle vorbei, die 1630 bis 1631 errichtet wurde. Mit ihrem in Schwarz-Gold einfassten Altar, dem Altarbild „Maria Himmelfahrt“ und den beiden Statuen der Heiligen Katharina und Barbara war sie das Zeichen zur Rückkehr zum Katholizismus in Graz.
Vergessen Sie nicht an den Einfahrten ins Landhaus die „Rumortafel“ zu besichtigen. Sie mahnen und untersagen seit 1588, dass im Landhaus nicht rumort, aber auch kein Schwert, Dolch oder Brotmesser gezückt werden darf, auch sich zu balgen und zu schlagen ist verboten! Man solle sich hier in dem Gebäude in Worten und Werken bescheiden – ansonsten kann man mit Leib und Leben bestraft werden! Ob sich daran die hier tagenden Landtagsabgeordneten immer erinnern?
Das Landeszeughaus
Sagenhafte 32.000 historische Waffen und Kriegsräte lagern hier auf den fünf Etagen, des 1643 bis 1645 errichteten Gebäude, das im Süden an das Landhaus anschließt. Die Waffen und Rüstungen des wahrscheinlich größten historischen Waffenarsenals der Welt stammen größtenteils aus dem Dreißigjährigen Krieg, aber auch aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Alte Geschütze, Landsknechtsharnische, Reiterrüstungen, prächtig geschmückte Offiziersharnische, seltene Haudegen und „Zweihänder“, Feuer- und Stangenwaffen, Seitengewehre und Schilde, Panzerhemden, Musketen verschiedener Art, Hakenbüchsen und vieles mehr. Als Kostbarkeiten gelten die um 1500 entstandenen Harnische von Innsbrucker, Nürnberger und Augsburger Plattnern und ein vollständig erhaltenes Waffenmagazin aus der Zeit der Türkenkriege.
Im Erdgeschoss gibt eine Ausstellung dazu den geschichtlichen Überblick.
Die Grazer Oper
Das heutige Opernhaus war einst das Stadttheater, in dem Musik- und Theaterveranstaltungen aufgeführt wurden und das am 16. September 1899 mit Schillers „Wilhelm Tell“ eröffnet wurde.
Der Auftrag an das berühmte Wiener Architektenbüro Fellner und Helmer kam damals vom Grazer Gemeinderat, der sich ein Gebäude im Stile des Barockbaumeisters Johann Bernhard Fischer von Erlach wünschte. Der berühmte Baumeister wurde zwar in Graz geboren, hat aber hier kein einziges Bauwerk errichtet.
Durch einen Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg musste der ursprüngliche Säulenvorbei abgerissen werden und dabei wurde die Fassade stark vereinfacht. Zum Glück blieben aber der repräsentative Treppenaufgang und der mit Logen, und reichem, teilweise in Gold gefassten Stuck und Deckengemälden ausgestattete Zuschauerraum erhalten. Gunther Wawrik erweiterte in den 1980er Jahren das Opernhaus und verband den Bühnenraum mit dem neu errichteten Kulissendepot mit einer gläsernen Brücke.
1.800 Besucher finden im Zuschauerraum Platz und feiern die Qualität der Aufführungen. So wurde in der Spielsaison 2000/2001 das Grazer Opernhaus von 50 Theaterkritikern zum „Opernhaus des Jahres“ gekürt. An der Grazer Oper wirkten auch zwei ganz berühmte Musiker, die auch in der Stadt geboren wurden: der Komponist Robert Stolz, der bereits mit 20 Jahren hier Theaterkapellmeister war und der Dirigent Karl Böhm.
Neben der Oper befindet sich das „Lichtschwert“ aus dem Jahr 1992, das im Rahmen des „steirischen herbst“ anlässlich der 500-Jahr-Feier zur Entdeckung Amerikas und der Aufführung von Roman Haubenstock-Ramatis Oper „Amerika“ aufgestellt wurde. Die Inspiration zum „Lichtschwert“ holte sich der Grazer Künstler Hartmut Skerbisch vom Libretto der Oper, das auf einem Text von Franz Kafka beruht. Die 54m hohe „Freiheitsstatue“ mit Schwert und Weltkugel entspricht zumindest in ihrer Höhe ganz ihrem New Yorker Vorbild.
Das Kunsthaus
In Graz liegen Alt und Neu nahe bei einander und befruchten sich gegenseitig. Und das kann man wahrlich auch vom „friendly alien“ dem Kunsthaus der Grazer behaupten. Am baulich und kulturell etwas vernachlässigten rechten Murufer liegt das schicke Teil in unmittelbarer Nachbarschaft zum „Eisernen Haus“, einer fast vergessenen, weil kaum mehr sichtbaren, einst kühnen Gusseisenkonstruktion des Grazer Architekten Josef Benedict Withalm aus 1848. Verantwortlich für den Bau und die Gestaltung des Kunsthauses zeichnen die britischen Architekten Peter Cook und Colin Fournier, die den europaweiten Wettbewerb zur Revitalisierung des „Eisernen Hauses“ und Anbei eines Kunsthauses für sich entscheiden konnten.
Die Außenhaut des Friendly Alien setzt sich aus 1.066 Acrylglaselementen zusammen. Abends sendet es bewegte Lichtsignale oder Schriften über die Mur, tagsüber fällt das Tageslicht durch seine nüsternartigen „Nozzles“ , die alle bis auf eine Ausnahme nach Norden gerichtet sind. Eines davon ragt allerdings nach Osten und holt so den Uhrturm, das Wahrzeichen der Stadt, quasi als Ausstellungsstück in das Kunsthaus.
Im Osten befindet sich eine gläserne Aussichtsplattform, die Needle genannt wird und sich über das Kunsthaus und das Eiserne Haus erstreckt. Im transparenten Unterbau des Kunsthauses erwartet ein Restaurant und eine Medienlounge den Besucher, ein Travelator, ein Förderband zieht ihn ins Innere des Alien, in dem verschiedenste Ausstellungen auf zwei Etagen (ausschließlich Kunst aus den letzten vier Jahrzehnten) gezeigt werden. Im Eisernen Haus ist noch der Shop, die Administration die Camera Austria, die sich mit Ausstellungen und der gleichnamigen Zeitschrift für Fotografie beschäftigt, untergebracht.
Die „Mur-Insel“
Eigentlich ist diese Insel ja ein Schiff. Es hängt an einem Anker und wird durch die zwei Stege zu den beiden Ufern zusätzlich stabilisiert. Sogar Positionslichter hat man der Insel spendiert, um andere Schiffe, - sollten sich doch einmal welche auf die Mur verirren - auf jeden Fall gewarnt werden.
Der Grazer Robert Punkenhofer inspirierte den New Yorker Künstler Vito Acconci zur Insel mit Café. Aus der Idee einer begehbaren Insel auf der Mur entstand eine 47 Meter lange netzartige Stahlkonstruktion, die in ihrer Form an eine halb geöffnete Muschel erinnert. Im offenen Teil bilden wellenförmige blaue Bänke eine Art Arena für Veranstaltungen, im anderen gewölbten Teil unter dem mit Wasser gekühlten Glasdach befindet sich ein – in blau und weiß – gehaltenes Café. Zwischen beiden Teilen ist ein dreidimensionales Labyrinth aus Tauen und einer Rutsche, ein echtes Inselparadies, für Kinder entstanden.
Beinahe wäre die Insel nach Ablauf des Kulturhauptstadtjahres an eine andere Stadt verkauft worden. Doch die Insel hatte schon die Herzen der Grazer und auch der Besucher erobert und so verbleibt sie doch in der Stadt. Nicht einmal von einem Jahrhundert-Hochwasser des Flusses kann sie zerstört oder weggeschwemmt werden: das versprechen zumindest die Analysten der Technischen Universität in Graz.
Die Gewächshäuser im Botanischen Garten
Gewächshäuser und Botanische Gärten sind für Blumenfreunde immer wieder auch ein Besichtigungspunkt in einer fremden Stadt. In Graz sind die Gewächshäuser als „Schauhäuser“ öffentlich zugänglich, dienen auch der Wissenschaft und der botanischen und ökologischen Weiterbildung Interessierter aber auch als Raum, in dem man sich einfach nur wohlfühlen kann.
Das alte Palmenhaus aus den frühen 1920er Jahren ist denkmalgeschützt und steht noch heute im Freigelände der botanischen Institute der Karl-Franzens-Universität in Nachbarschaft der drei neuen 1995 eröffneten parabolischen Bauten.
Die Ausrichtung und Konstruktion der neuen Häuser ermöglichen einen Lichtnutzungsgrad von 98% und damit einen, weltweit erstmals erreichten Wert. Außerdem sind keine Versorgungsleitungen sichtbar, teilweise sind sie in die Trageteile integriert.
Im Inneren gibt es vier verschiedene Klimazonen mit Temperaturen zwischen 8°C und 24°C und einer Luftfeuchtigkeit zwischen 50% und 80%. Im Tropen- und Warmhaus sehen sie tropische Nutzpflanzen, Orchideen und Mangroven, im Kalthaus sind Mittelmeerpflanzen, Zitrusfrüchte, Eukalyptus etc zu Hause und im Temperierthaus finden sie die Vegetation Südamerikas und Australiens. Kakteen und andere Trockenheit liebende Gewächse sind im Sukkulentenhaus untergebracht. Auf Holzstegen und Brücken können die Besucher die unterschiedlichen Klimazonen besuchen.
Den Temperaturausgleich ermöglicht nicht nur die in der Tragekonstruktion eingebaute Warmwasserheizung, sondern auch ein Kühlungssystem, das bei Bedarf mikroskopisch feinen Wassernebeln versprühen kann und so die Temperatur schnell um bis zu 5°C absenken kann.