Koper oder Capodistria war mir bis dato nur als Hafen- oder Industriestadt bekannt. Weit gefehlt – im Inneren verbirgt sich eine wunderschöne Altstadt, kaum fünf Minuten vom Hafen entfernt.
Geschichte
Eigentlich war Koper in früheren Zeiten eine Insel. Die kleine Siedlung auf einer Insel im Golf von Triest war schon im antiken Griechenland bekannt: die Griechen nannten sie Aegida, die Römer Capris. Die Einwohner der Insel hatten jede Menge Ziegen und wenn auch das Wappen heute die Sonne zeigt, so sieht man doch immer wieder Ziegenfiguren an den Souvenirständen.
568 flüchteten die Einwohner von Triest vor den Langobarden auf die Insel, später wurde die Stadt zu Ehren des byzantinischen Kaisers Justinian II. in Justinopel umbenannt.
Durch seine Lage war Koper besser geschützt als die Städte am Festland und auch der Handel blühte bald. So ist bereits seit 932 bekannt, dass Koper mit Venedig Handel trieb.
In der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Venedig und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation stand Koper jedoch an der Seite Kaiser Konrads II. und wurde dafür 1035 mit dem Stadtrecht belohnt, allerdings wurde Capodistria 1278 ein Teil der Republik Venedig. 1420 erweiterte Venedig sein Territorium in Istrien, da der Patriarch von Aquileia seine Besitzungen an Venedig abgab.
Koper wurde durch diese Entwicklung zum Verwaltungszentrum von ganz Istrien und erhielt von den Venezianern den Namen Capo d’Istria (lateinisch Caput Histriae), Hauptstadt Istriens. Der Handel wuchs weiter und bescherte der Stadt Wohlstand, die Bevölkerungszahl erreichte bald die 12.000 Einwohner. Als im 16. Jahrhundert die Pest auch in Koper wütete, sank die Zahl wieder dramatisch. 500 Jahre lang stand Koper unter der Herrschaft der Serenissima und es war für die Bevölkerung eine Zeit des wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwungs. Die Salzbänke und das Salz, das weiße Gold dieser Epoche, trug einen wesentlichen Teil zum Wohlstand bei.
Die nächsten großen politischen Änderungen brachte der Frieden von Campo Formio, bei dem die Republik Venedig den Einfluss in Istrien verlor und Koper an das Haus Habsburg ging. Dazwischen lagen auch noch ein paar Jahre unter napoleonischer Herrschaft.
Damit ging allerdings die Bedeutung von Koper verloren, Triest übernahm die Verwaltung des Österreichischen Küstenlandes, Rijeka (Fiume) wurde von der ungarischen Reichshälfte zum Adriahafen ausgebaut, Koper wurde zu einer italienischen Kleinstadt: hier lebten im Jahr 7205 italienische, 391 slowenische, 167 kroatische und 67 deutsche Einwohner.
1825 wurden die Salzbänke trocken gelegt und die Stadt mit dem Festland verbunden.
Nach dem Ersten Weltkrieg kam Koper mit dem gesamten Küstenland zu Italien, nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte es zuerst der Zone B des Freien Territoriums Triest unter jugoslawischer Verwaltung an und fiel 1954 an Jugoslawien, ein großer Teil der italienisch sprachigen Bevölkerung floh nach Italien, Koper wurde der Teilrepublik Slowenien zugeteilt.
Nach dem Zerfall Jugoslawiens 1991 gehört Koper zu Slowenien und ist der einzige Handelshafen an der Adriaküste des Landes, wodurch die Bedeutung der Stadt wieder gestiegen ist. Heute ist Koper auch ein beliebter Stopp von Kreuzfahrtschiffen, da die Altstadt vom Hafen aus in kurzer Zeit zu Fuß erreicht werden kann. Koper ist auch Universitätsstadt (Universität Primorska)
Heute ist Koper eine zweisprachige Stadt – von der Grundschule an wird Italienisch und Slowenisch gelehrt. Alle öffentlichen Verlautbarungen werden zweisprachig veröffentlicht. Schließlich ist hier eine starke italienische Minderheit zu Hause.
Die Sehenswürdigkeiten am Tito Platz
Wer sich die wunderschöne Altstadt von Koper anschauen möchte und das sollte man, parkt entweder am Parkplatz vor dem alten Stadttor oder, sollte man dort keinen Parkplatz ergattern, fährt man einfach weiter – am Markt vorbei – zum Hafen und lässt das Auto dort stehen. Treppen führen in die Altstadt und schon kann man seinen Rundgang beginnen.
Tito Platz (Tito trg)
Am besten beginnt man am Hauptplatz der Altstadt, dem Titoplatz. Hier findet man die Sehenswürdigkeiten wie eine Perlenkette aufgereiht rundum. Selbst der Name ist besonders – heutzutage gibt es wenige Plätze und Straßen, die an den einstigen Präsidenten von Jugoslawien erinnern und auch in Koper gab es Bestrebungen den Platz umzubenennen. Doch dann wurde entschieden, sich der Vergangenheit zu stellen und den Namen beizubehalten. Schließlich gehört auch diese Zeit zur Geschichte der Stadt. Den Politiker und die Person Tito versucht man differenziert zu sehen: es gab gute und auch schlechte Seiten.
Auf diesen Platz zeigt sich die lange Geschichte von Koper. Hier stehen die größte Domkirche Sloweniens, der Prätorenpalast, die Foresteria und die Armeria. Außerdem solltet ihr einen Blick auf den Boden werfen: eine weiße Linie, die über den Platz läuft, zeigt die Trennung zwischen Reich und Arm. So wird erzählt, dass die Armen der Stadt in alten Zeiten diese Linie nicht überschreiten durften – wahrscheinlich um die Reichen, denen dies gestattet war nicht zu stören. Heute ist der Platz für alle zugänglich und eine Reihe von Veranstaltungen, die im Sommer ganz Koper beleben, finden auch hier statt.
Die Maria Himmelfahrt Kathedrale
Die Kathedrale stammt aus dem 14. Jahrhundert und zählt zu den schönsten Kirchen im kleinen Slowenien. Im Inneren sind besonders die Gemälde sehenswert, wie zum Beispiel das Bild „Sacra Conversazione“ von Vittore Carpaccio aus dem 16. Jahrhundert. Ursprünglich im romanischen Stil erbaut, wurde die Kathedrale später teilweise im Barockstil umgestaltet. Die Kirche wurde mehrfach umgebaut und erweitert und rückte so immer mehr an den Turm heran.
Der Turm der Kirche war ursprünglich ein Wehrturm, der später als Glockenturm genutzt wurde. Zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert hat er seine liturgische, religiöse Funktion erhalten. Wer gut bei Fuß ist, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, von oben einen Blick auf die Stadt zu werfen. Der Aufstieg ist zwar mühselig, aber der tolle Rundblick belohnt alle, die sich hinauf quälen. Immerhin ist der Turm 56 Meter hoch, die Aussichtsplattform befindet sich in einer Höhe von 43 Metern, 204 Stufen führen hinauf. Der Turm gilt als der älteste Glockenturm in Slowenien.
Der Prätorenpalast
Der ursprüngliche Palast wurde bereits im 13. Jahrhundert gebaut, aber durch einen großen Brand zerstört. Im späteren 14. Jahrhundert wurde er wieder aufgebaut, später mehrfach umgebaut und nun ist er vor allem durch seine Zinnenkrone bekannt.
Die zweiteilige Fassade zeigt auf der linken Seite den typischen venezianischen gotischen Stil, auf der rechten Seite finden sich Renaissance-Elemente, die im oberen Teil mit Barock-Elementen, die später hinzugefügt wurden, verziert sind. Auf der rechten Seite findet jedes Jahr ein kleines Wunder statt. In einer Mauernische wachsen – obwohl sie immer wieder entfernt werden und es kein Wasser und keine Erde gibt – immer wieder grüne Pflanzen um die Figur.
Zu sehen sind auch venezianische Dekoelemente wie der venezianische Löwe mit dem offenen Buch. Ist das Buch des Löwen geöffnet, so zeigt es damit an, dass das Gebäude in Friedenszeiten errichtet wurde. Ist es jedoch geschlossen, weist es auf eine schlechte Periode in der Geschichte des Bauwerks hin: Krieg, Hungersnot oder Seuchen.
Heute ist im Prätorenpalast die Touristeninformation untergebracht, bei der man auch Eintrittskarten für den Kirchenturm, aber auch für die Besichtigung des Prätorenpalastes erhält und die ist ebenfalls durchaus anzuraten.
Im Erdgeschoss befindet sich die zweitälteste Apotheke des Landes (die Älteste ist im Kloster Olimje). Sie. stammt aus dem späteren 18. Jahrhundert und gehörte einer berühmten Familie der Stadt. Ursprünglich war die Apotheke in einem anderen Haus untergebracht, nach der Renovierung des Prätorenpalastes übersiedelte man aber die Einrichtung hierher. Im Raum befindet sich auch ein Gemälde, das Koper noch als Insel zeigt.
Im ersten Stock befinden sich neben dem repräsentativen Büro des Bürgermeisters auch ein wunderschöner Saal, der für Hochzeiten genutzt wird und der Sitzungssaal der Stadtverwaltung. Hier fallen vor allem die Sonne als Symbol für Koper auf, die Decke ist einen Blick nach oben wert und wer die Möglichkeit hat, sollte auch vom Balkon einen Blick in die Schustergasse werfen.
Vor dem Bürgermeisterzimmer gibt es – als eine Art Wartezimmer – auch einen Salon, der eine schöne Aussicht auf die Stadt freigibt. Auch der Balkon im Tagungsraum der Stadtregierung ist interessant – von hier aus kann man auf die Schuhmachergasse sehen, in der im Mittelalter die Schuhmacher ihre Geschäfte und Werkstätten hatten.
Foresteria und Armeria
Das ehemalige Gästehaus der Ratsherren und die Waffenkammer werden heute von der Universität Primorska genutzt. Beide Gebäude stammen ebenfalls aus dem 15. und 16. Jahrhundert.
Die Loggia
Bereits im 15. Jahrhundert trafen sich hier die Stadtoberhäupter um mit anderen honorigen Bürgern der Stadt Probleme oder Fragen zu diskutieren. Zur Zeit der Habsburger Monarchie wurde die Loggia zu dem, was sie auch heute noch ist: ein wunderschönes Kaffeehaus, das als eines der ältesten Cafés in ganz Slowenien gilt.
Der Löwe an der Fassade der Loggia hält ein geschlossenes Buch in seinen Pranken. Im Kaffeehaus saß auch gerne der französische Dichter Stendhal und sammelte Ideen für seine Romane.
Weiteres Sehenswertes...
Das Stadttor Muda
Ursprünglich war Koper von einer Stadtmauer umgeben, die von 12 Toren durchbrochen wurde. Von der Stadtmauer ist wenig übrig geblieben und auch von den Stadttoren ist nur mehr eines, Muda, erhalten. Dieses wurde 1516 erbaut und feierte 2016 sein 500 jähriges Bestehen.
Vor dem Stadttor gab es früher eine Brücke, die die Insel mit dem Festland verband und ein Kastell, dass die Stadt vor Feinden schützen sollte, aber auch die Maut von jedem einfordern sollte, der in die Stadt wollte. Muda kann man daher auch mit „Steuer“ übersetzen. Das Tor ist im typischen venezianischen Renaissancestil gebaut – im unteren Teil ist auch der venezianische Löwe zu sehen, im oberen Part sieht man Sonnen, die Symbol von Koper.
Der Brunnen Da Ponte
Hinter dem Stadttor liegt der Preseren Platz, den ein Brunnen aus dem 17. Jahrhundert – man spricht von 1666 - schmückt. Nomen ist omen, den Brunnen ziert ein Bogen, der an die Rialtobrücke in Venedig erinnert.
16 Säulen wurden um den Brunnen herum gesetzt, sie zeigen die Wappen jener Familien, die Geld für den Bau des Brunnen spendeten.
Der Markt
Geht man vom Muda Tor weiter in Richtung Meer kommt man beim Markt vorbei, der auf der linken Seite liegt.
Hier kann man sich mit allen möglichen mediterranen Köstlichkeiten eindecken: mit frischen Obst und Gemüse der Saison, wie im Frühjahr zum Beispiel mit wildem Spargel, der unbedingt für die slowenische Fritata notwendig ist, mit frischen Fischen aus dem Fischmarkt, es gibt Honig, Olivenöl und vieles mehr. Ein Besuch lohnt sich wirklich.
Wenn ihr am ersten Samstag im Monat vorbeikommen, könnt ihr mit etwas Glück auch noch den riesigen Floh- und Antiquitätenmarkt bestaunen, der sich entlang der Straße bis zum Hafen und auch entlang des Hafens zieht.
Hier gibt es von Bettgestellen über Möbel, Geschirr, Souvenirs auch viele wunderbare Kleinigkeiten zu erwerben, wie es eben bei guten Flohmärkten so üblich ist.
Tipp: Koper Card
Die Koper Card öffnet euch den Eintritt zu vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie den Glockenturm oder ins Ethnologische Museum. Außerdem gibt es bei vielen Geschäften in der Stadt Rabatt: einfach die Koper Card beim Bezahlen herzeigen. Und das Beste, die Rabatte gelten im Geltungszeitraum immer wieder. Die Koper Card gilt vom Tag des Kaufs bis zum Ende des Jahres. Ein guter Grund immer wieder nach Koper zu kommen, oder?
Doch das ist noch immer nicht alles. Nachdem ihre Gültigkeit abgelaufen ist, wird die Karte zum Souvenir. Einfach das magnetische Label, das man beim Kauf der Karte erhält auf die Rückseite kleben und schon hat man ein einzigartiges Souvenir, das immer wieder an Koper erinnert. Die Koper Card gibt es in vier unterschiedlichen Designs.
Interessante Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Koper
https://www.slovenia.info/de/ausflugsziele/stadte/koper
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Der Besuch erfolgte im Rahmen mehrerer Pressereisen auf Einladung von MGM Best Press Story und dem Slowenischen Tourismusbüro Wien