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Die Gemeinde ist die größte in der Bela Krajina. Wir haben der gleichnamigen Stadt einen Besuch abgestattet.

Črnomelj war bei unserer Reise das „Eingangstor“ in die Bela Krajina. Und das war gut gewählt, schließlich gibt es hier im Schloss eine Ausstellung über die Schätze der Region und die sollte man sich am besten zu Beginn anschauen. 

Blick auf die Lahinja und ein Übersichtsplan der Bela Krajina
Blick auf die Lahinja und ein Übersichtsplan der Bela Krajina

In der Stadt treffen sich die Flüsse Lahinja und Dobličica und gleich beim Café vor dem alten Stadttor blickt man nicht nur auf die Übersichtstafel, sondern auch auf den Fluss Lahinja. Ehrfürchtig blicke ich auf das alte Tor, das den Eingang in die Stadt freigibt.

Der Fluss führt gleich am Café vorbei
Der Fluss führt gleich am Café vorbei

Wir stärken uns vorab mit einem ausgezeichneten Café und erfahren dabei einiges über die Geschichte der Stadt.

Die Geschichte

Das Gebiet um den Zusammenfluss der zwei Flüsse ist schon lange Zeit besiedelt. Die ältesten Funde weisen auf eine Siedlung in der späten Bronzezeit. Auch die Römer waren hier. Sie zerstörten die Stadt, die damals den Kolapianern oder Japoden gehörte. Dieses Schicksal ereilte die Stadt immer wieder und immer wieder wurde sie aufgebaut. In der Spätantike gehörte Črnomelj zu den wichtigsten Siedlungen am Westbalkan.

Ein Plan der Bela Krajina
Ein Plan der Bela Krajina

Mitte des 4. Jahrhunderts entstand in der Stadt die erste mit Mosaiken geschmückte Kirche. Als jedoch die Awaren und Slawen durch das Gebiet der Bela Krajina kamen, wurde die Stadt wieder zerstört. Schließlich entstand auf den Trümmern der alten Stadt eine neue slawische Siedlung.
1165 wird die Burg von Otto Kraški gebaut, um den Zugang zur Stadt besser schützen zu können. Sie wird in späterer Zeit mehrfach umgestaltet.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Črnomelj 1228 als die Pfarrei gegründet wurden. Es war eine Siedlung bei einer Burg entstanden, die sich rasch zum Handels- und Verwaltungszentrum des Landes entwickelte. Im 14. Jahrhundert wurde die Stadt mit einer Mauer befestigt, Kreuzritter übernahmen ihre Verwaltung und es durften bereits sieben Jahrmärkte abgehalten werden.

Eine Besonderheit der Bela Krajina: Ostereier als Kommunikationsmittel
Eine Besonderheit der Bela Krajina: Ostereier als Kommunikationsmittel

1408 wird Črnomelj erstmals als Stadt erwähnt und wieder ist sie in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt: Die Türken stehen vor den Toren, können die Stadt aber nicht erobern. Der protestantische Glaube breitet sich in der Stadt vermehrt aus, viele Bürger und auch Bürgermeister und Beamte treten zum „neuen“ Glauben über. 

Der Flachs oder Lein war in der Vergangenheit sehr wichtig für die Region
Der Flachs oder Lein war in der Vergangenheit sehr wichtig für die Region

Ob es den Türken gelang die Stadt zu erobern, darüber gibt es verschiedene Meinungen. Auf jeden Fall richten Brände immer wieder großen Schaden an: die verheerendsten Verwüstungen suchen die Stadt um 1586 und 1744 heim. 

Die Bela Krajina ist reich an Naturschätzen
Die Bela Krajina ist reich an Naturschätzen

1529 wird die Stadt auf jeden Fall als Stützpunkt gegen die Türkenbedrohung aufgebaut und wirtschaftlicher Aufschwung setzt ein. Allerdings werden nach 1579 die Truppen nach Karlovac verlegt und Črnomelj verliert wieder an Bedeutung.

Das Blau in der Stickerei stellt die Verbindung zum blühenden Flachs her
Das Blau in der Stickerei stellt die Verbindung zum blühenden Flachs her

Lange Zeit erholt sich die Stadt nicht. Erst im 19. Jahrhundert blüht Črnomelj wieder auf und entwickelt sich wieder zum Zentrum der Region mit Gerichts- und Verwaltungsämtern. 1868 wird ein slowenischer Lesesaal eröffnet, 1874 die erste Feuerwehr der Region gegründet und schließlich wird die Stadt 1914 ans Eisenbahnnetz angeschlossen und damit mit dem Rest Sloweniens verbunden.

Der Zweite Weltkrieg nimmt auch Črnomelj in Mitleidenschaft: gleich nach dem Ausbruch des Krieges wird die Stadt von den Italienern besetzt und bis zur Kapitulation gehalten. 

Sie weiß alles über Flachs und Leinenherstellung
Sie weiß alles über Flachs und Leinenherstellung in früheren Zeiten

An einem Sonntag im Oktober 1943 wird die Stadt überraschend von den Nazis bombardiert. Vier Bomben werden auf das Stadtzentrum abgeworfen, es gibt Tote, Häuser werden zerstört. Alma Karlin, die Schriftstellerin aus Celje, ist zu dieser Zeit als Flüchtling in der Stadt und beschreibt als Augenzeugin den Angriff.

Bilder erinnern im Ethnomuseum an die früheren, harten Zeiten
Bilder erinnern im Ethnomuseum an die früheren, harten Zeiten

Danach wird Črnomelj zum Zentrum eines freien Sloweniens: Im Februar 1944 findet hier die erste Sitzung des Slowenischen Nationalen Befreiungsrates statt, das Slowenische Nationaltheater spielt einen Tag später ihre erste Vorstellung. Črnomelj entwickelt sich zu einem kulturellen Zentrum der Region.

Der Name

Eigentlich bedeutet Črnomelj schwarz mahlen (črno = schwarz, melj = mahlen). Natürlich gibt es dazu auch eine Legende: Ein Müller der Stadt verkaufte einer Fee, die sich als alte Frau verkleidet hatte, schwarzes Mehl anstelle von weißem Mehl. Natürlich erfolgte die Bestrafung auf dem Fuße.

Der Plan der Stadt

Auf eine weitere Besonderheit scheint man hier ebenfalls stolz zu sein. Die Straßen der Stadt, die sie mit Ljubljana, Novi Mesto, Zagreb und Rijeka verbindet führen sternförmig aus der Stadt heraus.

Ein kleiner Rundgang

So nun aber genug historisches Geplauder. Wir nehmen den letzten Schluck Espresso und gehen ein kurzes Stück entlang oberhalb des Flusses. Hier am zentralen Platz Trg Svobode, liegt die Burg, die ehemalige Kommandantur des Deutschen Ritterordens, in deren Kellerräumen nun die Schätze der Bela Krajina zu sehen sind.

In der Bela Krajina wird man mit einer Pogača begrüßt
In der Bela Krajina wird man mit einer Pogača begrüßt

Wer nun Gold und Edelsteine erwartet hat, wird enttäuscht, aber eigentlich ist das was uns erwartet noch besser: Freundlichkeit, Gastlichkeit, Herzlichkeit. 

In der Ausstellung gibt es Informationen über die vielen Schätze der Bela Krajina
In der Ausstellung gibt es Informationen über die vielen Schätze der Bela Krajina

Wir werden mit einer typischen Belokranjska pogača begrüßt, eine Art Brot, die hier dem Gast bei der Begrüßung angeboten wird. Das runde Brot wird vor dem Backen eingeschnitten, sodass man es gut brechen kann. Mit Kümmel bestreut schmeckt es einfach köstlich. (Wer es einmal nachbacken will – hier findet ihr ein Rezept).

Wunderschön renoviert - die Kellerräume des Schlosses
Wunderschön renoviert - die Kellerräume des Schlosses

In den wunderschön renovierten Kellerräumen findet ihr alle Infos, die ihr für eure Reise, einen entspannten oder aktiven Urlaub in der Bela Krajina braucht. Von der Krupa-Quelle bis zum Mitras Altar sind alle Sehenswürdigkeiten auf Tafeln mit einer kurzen Beschreibung zu sehen. Ich merke gleich, dass viele nicht auf unserem Programm stehen – also habe ich auch gleich einige Anregungen wieder zu kommen.
Ein kurzer Videofilm, den man auch in Deutsch abrufen kann, stimmt auf den weiteren Verlauf der Reise ein.

Sissi von travelcontinent.at beim Musizieren
Sissi von travelcontinent.at beim Musizieren

Dann lernen wir noch ein ganz besonderes Musikinstrument kennen, das meine Kollegin gleich mit Freuden ausprobiert. 

Das Schwert konnte nur ein starker Arm führen
Das Schwert konnte nur ein starker Arm führen

Ein Schwert aus früheren Zeiten erinnert an den Deutschen Ritterorden, der hier ebenfalls residierte. Wahnsinn wie schwer diese Waffe ist. Wenn ich da noch an das Gewicht der Ritterrüstung und Helm denke – die Ritter müssen eine tolle Kondition gehabt haben um sich in dieser Montur bewegen und dann mit diesen Waffen auch noch kämpfen zu können.

In der Bela Krajina gibt es eine spezielle Technik der Ostereier-Bemalung
In der Bela Krajina gibt es eine spezielle Technik der Ostereier-Bemalung

Wir wenden uns aber lieber wieder friedlicheren Eindrücken zu und bestaunen nicht nur die rot blauen Stickereien, sondern auch die speziell gefertigten Ostereier für die, die Stadt und die Region bekannt sind. In eigenen Workshops kann man die spezielle Verzierung der Eier lernen.
Diese waren nicht nur ein Geschenk, sondern auch ein Kommunikationsmittel. Es sind nicht einfach Ostereier, sondern „Pisanice“.

Jedes Ei ist einzigartig
Jedes Ei ist einzigartig

So sind manche Eier ein Zeichen der Liebe. Mit einem speziellen „Pisač“ (Schreiber) werden die Botschaften auf die ausgeblasenen Eier geschrieben und auch verschiedene Formen, Linien und Muster gezeichnet. Mit Farbe (Rot vom Wein oder Roten Rüben, Schwarz von der Rinde der Eiche), Wachs und Feuer werden die speziellen Muster in weiß, rot und schwarz gezeichnet: Jedes Ei ein Unikat und mit mehr oder weniger geheimen Botschaften für den Liebsten versehen.

Die Natur spielt nicht nur bei den Ostereiern eine Rolle, sondern auch bei der Stickerei. Weist doch das Blau auf den blühenden Flachs hin, der in dieser Region eine besondere Rolle spielt.

Schätze der Bela Krajina
8340 Črnomelj, Uliza Rozmana 1
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Tel: +386 40 883 162 oder +386 7 305 65 30

Jetzt wird es Zeit ins Ethno-Museum aufzubrechen.

Das Ethno Museum

Es ist bereits dunkel als wir durch das Stadttor ins Innere der Altstadt wandern. Wie immer sind wir spät dran, aber Bibi – die Besitzerin des Ethno Museum mit Workshop und Verkaufsraum – hat auf uns gewartet. Sie erzählt uns wie die Menschen hier früher gelebt haben und wie wichtig der Flachsanbau in dieser Gegend war.

Auf geht's in die Stadt
Auf geht's in die Stadt

Zugleich erfahre ich, dass meine „Übersetzung“ der Bela Krajina grundfalsch war. Ich hatte - für mich „bela“ immer mit „schön“ übersetzt. Wahrscheinlich meinen wenigen italienischen Sprachkenntnissen geschuldet. Aber das ist grundfalsch: es geht hier nicht um das schöne Krain, sondern um das weiße Krain. Wie so oft, gibt es zwei Deutungsmöglichkeiten wie es zu dem Namen kam: entweder sind es die „weißen“ Birkenwälder, für die die Bela Krajina so bekannt ist oder es ist das weiße Gewand, das Leinen, das hier in früherer Zeit getragen wurde.

Der Flachs oder Lein
Der Flachs oder Lein

Die Leinenherstellung war – wie uns Bibi – erklärt, mehr oder weniger in Frauenhand. Obwohl das „Schlagen“ des Flachs (Leins) nicht gerade eine leichte Tätigkeit ist. Mit der Aussaat, dem Ernten und der Verarbeitung des Flachs war man fast das ganze Jahr über beschäftigt. Und die „stille Zeit im Jahr“ wurde dann für das Spinnen und Nähen verwendet.

Sie weiß alles über die alten Traditionen
Sie weiß alles über die alten Traditionen

Im Museum zeigt Bibi die einzelnen Schritte von der Pflanze bis zum fertigen Leinenkleid. Auch hier kann man wieder die prachtvollen Stickereien bewundern, alte Geräte betrachten und auf den alten Fotos die Menschen bei ihren Tätigkeiten sehen. Das Dorf, die Stadt hielt zusammen. Die Frauen trafen sich bei ihren unterschiedlichen Arbeiten, gemeinsam wurde vieles bewältigt.

Kommt davon der Name der Region?
Kommt von der weißen Kleidung der Name der Region?

Manche Kleidungsstücke von einst muten in Schnitt und Ausführung direkt modern an.

Bei Bibi kann man aber nicht nur einiges über die Leinenherstellung von einst erfahren. Sie bietet auch die unterschiedlichsten Workshops an: Vom Backen der lokalen Köstlichkeiten wie Pogača und Brezel bis zum Ostereier bemalen. 

Im Shop finden sich dann noch eine Auswahl Bela Krajiner Spezialitäten, auch Honig und Seife sind hier dabei.

Etno Museum Bela Krajina
8340 Črnomelj, Ulica Rozmana 6
Tel: +386 40 175 711
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
https://www.butikbibi.si 

Auch ein nächtlicher Rundgang ist in dieser Stadt wunderschön. Am besten aber ihr nehmt euch mehr Zeit, denn es gäbe noch einiges zu entdecken:

Die Altstadt selbst ist ein archäologisches Denkmal, auf Grund der vielen Funde wird sie auch „Stadt über der Stadt“ genannt. Im Pastoralzentrum kann man durch einen Glasboden die Überreste von Gebäuden und Stadtmauern aus der Spätantike und dem Mittelalter sehen.

Die Pfarrkirche St. Peter

Das heutige Aussehen erhielt die Kirche in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Allerdings scheint hier bereits früher eine Kirche oder zumindest ein Friedhof gewesen zu sein, wie die fünf altslawischen Gräber beweisen, die man 1951 entdeckte. Bei archäologischen Ausgrabungen in unmittelbarer Nähe der Kirche wurden 2018 und 2019 weitere 310 Skelette gefunden. Wie früher üblich wurden die Toten um die Kirche herum bestattet. Die frühesten Gräber stammen aus dem 14. Jahrhundert, die letzte Bestattung wurde 1806 auf diesem Friedhof durchgeführt.

Geburtshaus Miran Jarc

Das Haus wurde renoviert und beherbergt heute eine Sammlung des Stadtmuseums. 1844 wurde das Gebäude als Schule errichtet, später aber für unterschiedliche Zwecke genutzt, u.a. als Bank, Wohngebäude, Gesundheitszentrum und zuletzt als Musikschule.

In den Zimmern entdeckte man Wandmalereien, die zwischen 1897 und 1907 entstanden und deren Struktur an Textiltapeten erinnert.

Das Kulturhaus

Am Eingangsportal des Kulturhauses sind typische Szenen aus der Bela Krajina dargestellt, die vom bekannten Bildhauer Jakob Savinšek gestaltet wurden. 

Die Straße der Kultur

Die Mirana-Jarca-Straße wird die Straße der Kultur genannt. Sie verläuft parallel zur Hauptstraße. Hier findet sich das Pastoralzentrum, die Pfarrkirche St. Petra, die Kirche St. Duha, die Schauplatz vieler Veranstaltungen und Ausstellungen ist, das alte Črnomelj Haus, das Haus von Primožič mit Ausstellungen der Handwerkskunst der Bela Krajina, die Musikschule und das Geburtshaus von Miran Jarc


Wir müssen allerdings weiter. Hunger macht sich in den Gedärmen breit und so führt unser Weg zum Restaurant Müller nach Metlika, wo uns die Geschmäcker der Bela Krajina serviert werden (Mehr darüber hier)

Übernachtet wird anschließend am Bauernhof Ob izviru Krupe, der nicht nur Übernachtungen anbietet, sondern auch ein kleines Museum eingerichtet hat. 

Mehr über die Bela Krajina findet ihr auch auf dieser Website (in Englisch und Slowenisch) und hier gibt es noch Wissenswertes über die Stadt: https://www.belakrajina.si/en/visit-us/towns-in-bela-krajina/crnomelj/

Wenn ihr in der Bela Krajina unterwegs seid, solltet ihr folgende Orte unbedingt auch besuchen:

MetlikaSemič Quellen der KrupaHiša DobrotDer Weinkeller von Metlika  ♥ Mojca und die Bela Krajina Pogača 

Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von MGM Best Press Story


Essen, Trinken, Übernachten in Slowenien