Wie so oft, schwankt auch die Geschichte des Klosters Želiv zwischen Blütezeiten und fast vollständiger Vernichtung.
Das Kloster Želiv gehört zu den ältesten Klöstern in Tschechien. Es wurde 1139 durch den Soběslav Přemysl gegründet, der dazu die Benediktiner ins Land holen. Auch hier besagt eine Legende, dass Soběslav die Gründung eines Klosters versprach, wenn er siegreich aus einer Schlacht hervorgehen sollte.

Die Benediktiner blieben allerdings nur 10 Jahre in Želiv, danach übernahm der Orden der Prämonstratenser nachdem die Umgebung und das Kloster 1144 in den Besitz der Prager Bischöfe gelangt war. Die ersten Mönche kamen aus dem Kloster Steinfeld in der Eifel, doch schon bald folgten weitere Klostergründungen, von denen noch zwei auch heute noch existieren. Eine davon hat sogar einen Österreichbezug: Stift Geras wurde 1153 von Mönchen aus dem Kloster Želiv gegründet.

Durch seinen umfangreichen Grundbesitz war das Kloster auch wirtschaftlich erfolgreich aufgestellt, allerdings wurde es immer wieder von Kriegen und Bränden heimgesucht. 1374 musste das Kloster nach einem Brand wieder errichtet werden, 1420 und 1424 wurde es von den Hussiten geplündert, ausgeraubt und niedergebrannt.

Die Äbte flohen nach Jilhava (Iglau) und so wurde das Klostergut 1468 vom böhmischen König Georg von Podiebrad an Trčka von Leipa übergeben, die es bis 1599 in ihrem Besitz hielt. 1502wurden dem Stift der Bezug von Pfarreinkünften und die Bestellung der Ordensleute zu Pfarrern bewilligt, allerding wurden die Güter von Želiv nach der Schlacht am Weißen Berg konfisziert.

1623 konnte die Prämonstratenser der Abtei Strahov das Klostergut wieder für den Orden zurück erwerben, 1643 wurde Želiv wieder selbständig. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster durch die Schweden 1645-1646 allerdings beschädigt.

Nach dem Krieg begann für das Kloster eine Blütezeit, aber das Stift wurde immer wieder durch Brände heimgesucht. Diese sorgten aber auch für Neu- und Ausbauten. 1680-1688 wurde das Konventsgebäude nach den Plänen von Giacomo Antonio de Maggi neu errichtet, nach einem Brand von 1712 baute man das Refektorium, den Kapitelsaal und die Bibliothek weiter aus und schließlich wurde die Stiftskirche Mariä Geburt nach den Plänen des Meisters des böhmischen Barocks, Johann Balsius Santini-Aichl, erneuert. Ein weiterer Brand 1907 sorget dafür, dass der die Abträume im Stil des Neubarocks wieder aufgebaut wurden.

Eine der schwersten Zeiten für das Stift begann mit der Machtübernahme der Kommunisten, 1950 wurde die Prämonstratenserabtei, die sogar während der Rudolfschen Reformen weiter aktiv geblieben war, geschlossen. Der damalige Abt wurde in einem Schauprozess zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt, das Stift zuerst in ein Gefängnis für Priester, Pfarrer und Ordensleute umgewandelt, später diente es als psychiatrische Anstalt. Zuvor waren schon während des Zweiten Weltkrieges in mehreren Gebäuden eine deutsche Mittelschule und Angehörige der deutschen Luftwaffe untergebracht gewesen.

Erst nach der Samtenen Revolution 1989 wurde das Kloster 1991 dem Orden der Prämonstratenser wieder zurückgegeben.
Die Stiftskirche
Die Westfassade der Kirche gilt als eines der herausragendsten Werke von Johann Santini-Aichl, der es unvergleichlich geschafft hat den gotischen Chor mit barocken Elementen zu verbinden, sodass die Kirche heute aus einem gotischen Presbyterium und einem barocken Langhaus besteht.

Die Innenausstattung stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das Altarbild schuf Václav Nosecký. Neben dem Tabernakel stehen die Figuren des Heiligen Norbert, des Ordensgründers der Prämonstratenser und des Heiligen Augustin, über ihnen kann man die vier Propheten erkennen.

Während die kleine barocke Orgel aus dem 18. Jahrhundert stammt und noch alle Originalteile besitzt, wurden die großen Kirchenorgeln restauriert und erklingen nun bei Orgelkonzerten.

Das Kloster Želiv
Fünf verschiedene Besichtigungstouren führen durch die Klosterräume. Allerdings sind durch die vielen Brände, die das Kloster heimgesucht haben, nicht mehr sehr viele im ursprünglichen Zustand erhalten. Dennoch ist ein Rundgang sehenswert.

So kann man im Kapitelsaal die Deckenmalereien von Jan Kalina aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bewundern, deren größtes Bild in der Mitte den Glauben und den Gehorsam den Klosterbrüdern in Erinnerung rufen soll: Es zeigt die Opfer Abrahams.

Auch im Refektorium kann man Fresken von Jan Kalina bewundern, die sich hier allerdings biblische Zitate zum Vorbild nehmen, die mit Essen und Trinken und der Gemeinschaft zu tun haben. Während in der Mitte die böhmischen Landespatrone dargestellt sind, zeigen die Fresken an den Seitenwänden die Gründungen von Premontré und Želiv.

1907 wurde die heutige Prälatur nach einem Brand, teilweise in Neobarock, teilweise im Jugendstil errichtet. Die großen Fresken im Abtsaal stammen von Antonín Häusler, die Jungfrau Maria mit Christus und die tschechischen Landespatrone sind im Jugendstil gefertigt.

Obwohl viele Bücher in der kommunistischen Zeit verloren gegangen sind, zählt man heute bereits wieder um die 15.000 Bände, ein Blick auf die malerische Dekoration der Bibliothek lohnt beim Rundgang ebenfalls.

Auf eine Besonderheit sind wir bei unserer Führung gestoßen: Auf einer Tafel sind die Porträts aller Abte von der Gründung bis in die Gegenwart aufgeführt. Bei allen Äbten vor dem großen Brand, also bis zu Vít Rössler findet man allerdings unter dem Bild immer zwei Namen und das hat folgenden Grund: Diese Tafeln waren im Barock sehr beliebt und daher strebte man auch hier im Kloster an, eine „Ahnenreihe“ der Äbte auszustellen.

Allerdings waren die Bilder der Äbte bei den jeweiligen Bränden verloren gegangen. Man hatte also keine Ahnung, wie die jeweiligen Personen ausgesehen hatten. Doch die Mönche wussten sich zu helfen: Einfache Brüder standen den Malern Pate für die jeweiligen Äbte, doch um sich nicht den Anschein zu geben, etwas Besseres gewesen zu sein, wurde sowohl der jeweilige Abtname als auch jener seines „Bildpaten“ unter dem Porträt vermerkt.

Nach dem kulturellen Besuch empfiehlt es sich im Klosterrestaurant zu stärken und/oder gleich eine Verkostung oder Führung durch die Bierbrauerei anzuschließen. Mehr darüber erfahrt ihr hier.

Zusätzlicher Tipp: Da für Autofahrer in Tschechien 0,0 Promille gesetzlich vorgeschrieben ist, sollte man vielleicht auch gleich eine Übernachtung im Kloster ins Auge fassen.

Einige Räume der Klostergebäude wurden bereits renoviert und wer sich gerne wie in einem Schloss fühlen möchte (allerdings mit allem Komfort) sollte sich einen Aufenthalt hier überlegen. Dazu kann man diverse Wellness-Anwendungen, wie Massagen, aber auch die beliebten Bierbäder buchen.
Stift Želiv
39444 Želiv, Želiv 122
Tel: +420 737 368 655
Email:
www.zeliv.eu
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism Wien